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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Inszenierungen, Sado-Maso-Praktiken. Ich spiel das kleine Mädchen für Männer, die’s gern mit Zwölfjährigen treiben, ohne zu riskieren, dafür ins Gefängnis zu wandern. Aber weiter geht’s bei mir nicht. Natürlich mach ich’s auch von Hand und oral, aber sonst biete ich genau das an, was Nikki viel zu langweilig war: Romantik, Verführung und Verständnis. Sie würden sich wundern, wie wenig in dieser Richtung zwischen Ehepaaren läuft.«
    »Sie beide zusammen«, sagte Lynley, der kein Interesse an einer Diskussion darüber hatte, wie sich die Ehe auf eine Beziehung auswirken konnte, »haben also so ziemlich alle Vorlieben und Neigungen abgedeckt?«
    »Stimmt«, bestätigte sie. »Und das wußte Shelly. Genauso wie sie gewußt hat, daß ich mich im Zweifelsfall niemals für sie und immer für Nikki entscheiden würde. Und deswegen müssen Sie mit ihr reden. Nicht mit irgendeinem imaginären Liebhaber, der genug Geld hatte, um Nikki diese Wohnung zu finanzieren.«
    »Und wo ist diese Shelly zu erreichen?« fragte Nkata.
    Ihre Adresse hatte Vi Nevin nicht. Aber es dürfte nicht schwer sein, sie zu finden, meinte sie. Sie sei Stammgast im The Stocks, einem Club in Wandsworth, wo sich »Leute mit besonderen Interessen« träfen. Der Barkeeper dort, fügte Vi Nevin hinzu, sei ein »guter Kumpel« von ihr.
    »Wenn sie gerade nicht dort ist, kann er Ihnen auf jeden Fall sagen, wo Sie sie finden«, sagte sie abschließend.
    Lynley blieb auf dem kleinen Sofa sitzen und sah sie prüfend an. Sie hatte ihnen umfangreiche Informationen geliefert, gewiß, dennoch hatte er seine Zweifel an ihrer Wahrheitsliebe und hätte sie gern irgendwie auf die Probe gestellt. Wer sich in ihrem Gewerbe durchsetzen wollte, mußte schlagfertig und gerissen sein; und Vorsicht – ganz zu schweigen von seiner langjährigen Erfahrung im Umgang mit denjenigen, die am Rand des Gesetzes lebten – riet ihm, ihrem Wort nicht so ohne weiteres zu trauen.
    Er sagte: »Nicola Maidens Verhalten in den Monaten vor ihrem Tod war in vieler Hinsicht widersprüchlich, Miss Nevin. War die Prostitution für sie nur eine Einkommensquelle, um die mageren Jahre bis zu ihrer Niederlassung als gutverdienende Juristin zu überbrücken?«
    »In keinem juristischen Beruf verdient man so gut wie in diesem Job«, entgegnete Vi Nevin. »Wenigstens solange man jung ist. Deswegen hatte Nikki ja ihr Studium aufgegeben. Sie wußte, daß sie mit vierzig, wenn es mit den Männern nicht mehr so laufen würde, immer noch zur Juristerei zurückkehren konnte. Sie wollte das Geld scheffeln, solange es möglich war.«
    »Warum hat sie dann den Sommer über bei einem Anwalt gearbeitet? Oder hat sie mehr für ihn getan?«
    Vi Nevin zuckte die Achseln. »Da müssen Sie schon den Anwalt fragen.«
    Bis halb zwölf blieb Barbara Havers brav am Computer sitzen. Nach ihrem Abgang aus Lynleys Büro war sie so intensiv damit beschäftigt gewesen, ihren Ärger in Schach zu halten, daß sie in der ersten Stunde vor dem Bildschirm nicht in der Lage war, auch nur eine einzige der Informationen aufzunehmen, die der Computer ihr lieferte. Aber als sie schließlich den siebenten Bericht durchlas, hatte sie sich wieder einigermaßen beruhigt. Zorn und Ärger verwandelten sich in grimmige Entschlossenheit. Es ging jetzt nicht mehr darum, durch gute Arbeit die Anerkennung des Mannes zurückzugewinnen, den sie lange Zeit respektiert hatte. Es ging jetzt nur noch darum, ihm – und auch sich selbst – zu beweisen, daß sie recht hatte.
    Mit allem hätte sie umgehen können, aber nicht mit der Gleichgültigkeit, mit der er sie an ihren Platz verwiesen hatte. Hätte sie auch nur das geringste Anzeichen von Verachtung, Ungeduld, Widerwillen oder Ärger in seinem Patriziergesicht gesehen, dann hätte sie den Stier bei den Hörnern packen und sie hätten sich offen miteinander auseinandersetzen können, wie sie das in der Vergangenheit getan hatten. Aber er war offensichtlich zu dem Schluß gelangt, sie sei untauglich und hysterisch und daher seiner Beachtung nicht würdig, und sie wußte, daran würden alle ihre Versuche, ihm ihr Handeln zu erklären, nichts ändern. Es blieb ihr deshalb nichts anderes übrig, als ihm zu beweisen, daß er sich in seiner Einschätzung irrte.
    Zu diesem Ziel führte nur ein Weg, und Barbara wußte, daß sie ihre ganze berufliche Karriere aufs Spiel setzen würde, wenn sie diesen Weg beschritt. Aber im Moment waren ihre beruflichen Chancen ja ohnehin gleich null, und sie

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