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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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aufzunehmen, würde die Frau sich ans Telefon hängen, um ihm Bescheid zu geben.
    »Ich denke, wir werden trotzdem warten«, sagte Lynley.
    »Setzen Sie sich doch zu uns, Mrs. Reeve. Ich kann gern beim zuständigen Revier anrufen und darum bitten, daß man eine Beamtin herschickt, wenn es Ihnen unangenehm ist, mit uns allein zu sein. Soll ich das tun?«
    »Nein!« Mit der rechten Hand umklammerte sie ihren linken Ellbogen. Sie sah auf die Uhr, und die Muskeln an ihrem Hals zuckten krampfhaft, als sie mühsam schluckte. Die Wirkung der Drogen ließ nach, vermutete Lynley. Wahrscheinlich wollte sie sich ausrechnen, wann sie sich gefahrlos den nächsten Schuß verpassen konnte. Die Anwesenheit der beiden Beamten war ein Hindernis, das der Befriedigung ihrer Sucht im Weg stand, und das würde sich vielleicht als nützlich erweisen.
    »Martin ist nicht hier«, erklärte sie beinahe heftig. »Wenn ich mehr wüßte, würde ich es Ihnen sagen. Aber ich weiß nichts.«
    »Ich bin nicht überzeugt«, erwiderte Lynley.
    »Ich sage Ihnen die Wahrheit.«
    »Dann sagen Sie uns doch gleich mal eine andere. Wo war Ihr Mann am Dienstag abend?«
    »Am Dienstag ...?« Sie schien wirklich verwirrt. »Ich habe keine – er war hier. Mit mir. Ja, er war hier. Wir waren den ganzen Abend zu Hause.«
    »Kann das jemand bestätigen?«
    Die Frage erschreckte sie sichtlich. Sie sagte hastig: »Wir sind ungefähr um halb neun ins Star of India in der Old Brompton Road zum Essen gegangen.«
    »Dann waren Sie also nicht zu Hause.«
»Doch, den Rest des Abends waren wir zu Hause.« »Hatten Sie in dem Restaurant reserviert, Mrs. Reeve?«
    »Der Oberkellner erinnert sich sicher an uns. Er und Martin hatten eine Auseinandersetzung, weil wir nicht im voraus bestellt hatten, und anfangs wollten sie uns keinen Tisch geben, obwohl mehrere frei waren, als wir kamen. Wir haben dort gegessen und sind dann nach Hause gefahren. Das ist die Wahrheit. Das war am Dienstag. Ja.«
    Es dürfte nicht schwierig sein, eine Bestätigung dafür zu erhalten, daß sie in dem Restaurant gewesen waren, dachte Lynley. Aber wie viele Kellner würden sich erinnern, an welchem besonderen Tag sie eine Auseinandersetzung mit einem anspruchsvollen Gast gehabt hatten, der versäumt hatte, einen Tisch zu bestellen, und damit auch versäumt hatte, sich ein stichhaltiges Alibi zu sichern?
    »Nicola Maiden hat bei Ihnen gearbeitet«, sagte er.
    »Martin hat Nicola nicht getötet!« entgegnete sie sofort. »Ich weiß, daß Sie deshalb hier sind, machen wir uns also nichts vor. Er war am Dienstag abend mit mir zusammen. Wir waren im Star of India und haben dort gegessen. Um zehn waren wir wieder zu Hause und sind danach auch nicht wieder ausgegangen. Irgend jemand hat uns bestimmt weggehen oder zurückkommen sehen. Also, wollen Sie jetzt die Adresse unseres Hauses in der Cornwall Mews oder nicht? Wenn nicht, dann möchte ich Sie bitten, jetzt zu gehen.« Wieder ein hektischer Blick auf die Uhr.
    Lynley beschloß, sie ein wenig unter Druck zu setzen. Er sagte zu Nkata: »Wir brauchen einen Durchsuchungsbefehl, Winnie.«
    »Aber wozu denn das?« rief Tricia Reeve. »Ich habe Ihnen doch alles gesagt. Sie können in dem Restaurant anrufen. Sie können mit unseren Nachbarn sprechen. Wie wollen Sie sich überhaupt einen Durchsuchungsbefehl beschaffen, wenn Sie sich noch nicht einmal die Mühe gemacht haben nachzuprüfen, ob ich die Wahrheit gesagt habe?«
    Sie schien empört. Mehr noch, sie wirkte erschrocken und verängstigt. Auf keinen Fall, so vermutete Lynley, wollte sie ein Team von Polizeibeamten in ihren Sachen herumkramen lassen, ganz gleich, wonach gesucht wurde. Sie hatte vielleicht mit der Ermordung Nicola Maidens nichts zu tun, aber Drogenbesitz würde bei der Kronanwaltschaft ebenfalls nicht sonderlich gut ankommen, und das wußte sie.
    »Wir gestatten uns manchmal, das Verfahren etwas abzukürzen«, erklärte Lynley freundlich. »Das hier scheint mir der richtige Moment dafür. Uns fehlen erstens eine Mordwaffe und zweitens zwei Kleidungsstücke der Toten, und wenn einer dieser Gegenstände in diesem Haus auftauchen sollte, würden wir natürlich gerne wissen, wie das kommt.«
    »Soll ich anrufen, Chef?« erkundigte sich Nkata mit ausdrucksloser Miene.
    »Martin hat Nicola nicht getötet! Er hatte sie seit Monaten nicht mehr gesehen. Er wußte nicht einmal, wo sie war. Wenn Sie nach jemandem suchen, der geglaubt hat, sie töten zu müssen, dann gibt es genug Männer, die –«

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