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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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raus. Es hat überhaupt nichts mit dem zu tun, was ich glaube. Es tut mir leid.«
    Am liebsten hätte sie gesagt: Aber sie war doch sowieso nicht die Richtige für dich, Julie. Wie kommt es nur, daß du das nie erkannt hast? Und wann wirst du endlich begreifen, was ihr Tod bedeuten kann? Für dich. Für mich. Für uns beide, Julie. Aber sie sprach es nicht aus, weil sie damit preisgegeben hätte, was sie ihm auf keinen Fall preisgeben konnte. »Akzeptiert«, sagte sie also statt dessen.
    »Danke, Sam. Du bist ein echter Kumpel.« »Schon wieder.«
»Ich meine –«
    Sie lächelte ihm zu. »Ist schon in Ordnung. Ich verstehe es. Gib mir doch mal den Schlauch. Die hier müssen jetzt abgespült werden.«
    Mehr als eine sanfte Dusche konnten sie bei den alten Fenstern nicht riskieren, stärkerem Druck würden die Scheiben nicht standhalten. Irgendwann in der Zukunft würden alle Bleieinfassungen ersetzt werden müssen, sonst würde das, was von den uralten Fenstern noch übrig war, endgültig der Zerstörung anheimfallen. Doch das war ein Gesprächsthema für ein andermal. Bei seinen gegenwärtigen Geldsorgen stand Julian gewiß nicht der Sinn danach, sich von Samantha gute Ratschläge zur Erhaltung des alten Hauses geben zu lassen.
    »Es geht um Dad«, sagte er.
    »Was?«
    »Ich meine, das ist es, was mich beschäftigt. Warum ich die Bücher durchgesehen habe. Wegen Dad.« Er erklärte es ihr und schloß mit den bitteren Worten: »Jahrelang habe ich darauf gewartet, daß er sich endlich entschließt, den Alkohol aufzugeben.«
    »Wir alle haben darauf gewartet.«
    »– und jetzt, wo es soweit ist, suche ich krampfhaft nach einem Weg, um den Augenblick zu nutzen, bevor er wieder vorbei ist. Ich weiß, worauf es ankommt. Ich habe genug über Alkoholismus gelesen, um zu wissen, daß er den Entzug für sich selbst machen muß. Er muß ihn wollen. Aber wenn du ihn gesehen hättest, wenn du ihn reden gehört hättest ... ich glaube, er hat den ganz Tag über keinen Tropfen getrunken, Sam.«
    »Wirklich? Nein, wahrscheinlich nicht.« Und sie dachte an ihren Onkel, wie er am vergangenen Abend gewesen war: jedes Wort klar und deutlich, während er ihr ein Bekenntnis entlockt hatte, das sie nicht hatte machen wollen. Sie fühlte eine innere Ruhe über sich kommen, als ihr bewußt wurde, daß auch sie den Augenblick nutzen oder verstreichen lassen konnte. Vorsichtig sagte sie: »Vielleicht will er es diesmal wirklich. Julie. Er wird älter. Er wird sich des – nun ja, seiner Sterblichkeit bewußt.« Seiner »Sterblichkeit«, dachte sie, nicht seines nahenden Todes. Sie wollte dieses Wort nicht gebrauchen, weil es jetzt darauf ankam, sehr behutsam vorzugehen. »Ich denke, jeder muß eines Tages der Tatsache ins Gesicht sehen, daß alles einmal ein Ende hat. Vielleicht fühlt er sich plötzlich älter und möchte mit sich ins reine kommen, solange er noch die Chance dazu hat.«
    »Aber das ist es ja gerade«, sagte Julian. »Hat er denn eine Chance? Wie soll er es ohne Hilfe schaffen, wenn er’s vorher noch nie allein geschafft hat? Und jetzt, wo er endlich um Hilfe gebeten hat – wie kann ich sie ihm da verweigern? Ich möchte ihm diese Hilfe geben. Ich möchte, daß er es schafft.«
    »Das möchten wir alle, Julie. Die ganze Familie.«
    »Ja, und deshalb habe ich mich über die Bücher gesetzt. Wegen der Privatversicherung, die wir haben. Ich brauche nicht einmal das Kleingedruckte zu lesen, um zu wissen, daß keine Möglichkeit besteht ...« Er inspizierte die Fensterscheibe, an der er gerade arbeitete, und kratzte mit dem Fingernagel am Glas. Fingernägel auf der Schultafel. Samantha schauderte. Sie wandte sich von dem Geräusch ab.
    Und in dem Moment sah sie ihn. Dort, wo er immer war. Er stand am Wohnzimmerfenster. Er beobachtete sie, wie sie sich mit seinem Sohn unterhielt. Und als sie zu ihm hinaufschaute, sah sie, wie ihr Onkel die Hand hob. Mit einem Finger berührte er kurz seine Schläfe, dann ließ er die Hand wieder sinken. Vielleicht hatte er sich nur ein Haar aus dem Gesicht gestrichen. Aber die Geste hatte ausgesehen wie ein spöttischer Salut.
     

20
    »Gestern sind wir auf Anhieb reingekommen«, sagte Nkata, als auf ihr Klingeln an der weißen Eingangstür keine Reaktion erfolgte. »Vielleicht haben sie von der Platt einen Tip bekommen, daß wir im Anmarsch sind, und sind abgehauen. Was meinen Sie?«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, daß Shelly Platt für die Reeves besondere Sympathien hegt.« Lynley läutete

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