Undank Ist Der Väter Lohn.
Kooperation zu zwingen, weil er sich ja im Rahmen des Gesetzes bewegt hätte.
Was war das überhaupt für ein Land, wo Prostitution erlaubt war, nicht jedoch, davon zu leben? Was war denn Prostitution anderes als ein Mittel, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen? Da spielten sich die Kerle in Westminster als Sittenrichter auf, dabei wußte jeder, daß dreiviertel dieser Heuchler, die da die Lederbänke drückten, jede Tipse, Vorzimmerdame oder Sekretärin, die halbwegs willig war, dumm und dußlig vögelten.
Die ganze Situation war eine einzige Scheiße. Und je mehr Martin Reeve darüber nachdachte, desto wütender wurde er. Und je wütender er wurde, desto klarer wurde ihm, wer an dem ganzen Ärger schuld war. Die Maiden und die Nevin konnte man vergessen. Die beiden waren erledigt. Die waren es nicht gewesen, die ihm die Bullen ins Haus gelotst hatten. Aber mit Tricia würde er sich befassen müssen.
Den Rest der Fahrt brachte er damit zu, entsprechende Pläne zu entwerfen. Das Endergebnis seiner Überlegungen war alles andere als angenehm, aber war es denn jemals angenehm, wenn ein geachtetes Mitglied der Gesellschaft seine Ehefrau an die Heroinsucht verlor, obwohl er alles getan hatte, um sie vor sich selbst zu retten und vor dem Unmut ihrer Familie und der Verurteilung einer gnadenlosen Öffentlichkeit zu schützen?
Er merkte, wie seine Stimmung sich hob. Ein feines Lächeln kräuselte seinen Mund, und er begann, vor sich hin zu summen. Vom Landsdowne Walk bog er in die Landsdowne Road ab.
In dem Moment sah er sie.
Vier Männer stiegen gerade die Treppe zu seinem Haus hinauf, auf den ersten Blick als Kriminalbeamte in Zivil zu erkennen.
Massige, stiernackige Burschen, richtige Schinder. Sie sahen aus wie kostümierte Gorillas.
Martin drückte das Gaspedal durch. Mit quietschenden Reifen schoß er in die Einfahrt hinein. Er war aus dem Jaguar heraus und auf der Treppe hinter ihnen, noch ehe sie dazu kamen, auf die Klingel zu drücken.
»Was wollen Sie hier?« fuhr er sie an.
Gorilla Nummer eins zog einen weißen Briefumschlag aus der Tasche seiner ledernen Bomberjacke. »Wir haben einen Durchsuchungsbefehl«, erklärte er.
»Was wollen Sie denn suchen?«
»Machen Sie jetzt die Tür auf, oder sollen wir sie mit Gewalt öffnen?«
»Ich rufe meinen Anwalt an.« Martin drängte sich an ihnen vorbei und sperrte die Haustür auf.
»Ganz wie Sie wollen«, sagte Gorilla Nummer zwei.
Sie folgten ihm ins Haus. Nummer eins gab Anweisungen, während Reeve zum Telefon rannte. Zwei der Beamten blieben ihm dicht auf den Fersen, als er in sein Büro lief. Die anderen beiden trampelten die Treppe hinauf. Scheiße, dachte er und brüllte: »Hey! Meine Frau ist da oben.«
»Sie werden ihr sehr nett guten Tag sagen«, versetzte Nummer eins.
Während Reeve mit fliegenden Fingern die Telefonnummer eintippte, begann Nummer eins die Bücher aus den Regalen zu reißen, und Nummer zwei machte sich über den Aktenschrank her.
»Ich möchte, daß Sie hier augenblicklich verschwinden«, herrschte Martin sie an.
»Klar«, sagte Nummer zwei, »das kann ich mir vorstellen.«
»Irgendwas möchte jeder von uns«, sagte Nummer eins mit einem höhnischen Grinsen.
Oben flog krachend eine Tür gegen die Wand. Gedämpftes Stimmengewirr begleitete das Poltern von Möbeln, die unsanft herumgeschoben wurden. In Martins Büro führten die Polizeibeamten ihre Suchaktion mit einem Minimum an Aufwand und einem Maximum an Rücksichtslosigkeit durch: Sie warfen Bücher zu Boden, rissen Bilder von den Wänden und leerten den Aktenschrank, in dem Martin in peinlicher Ordnung die Unterlagen über die Hostessenagentur verwahrte. Nummer zwei ging in die Hocke und begann, mit kurzen Wurstfingern die Papiere durchzublättern.
»Mist«, zischte Martin, den Hörer am Ohr. Wo war dieser Scheißer Polmanteer? Viermal läutete das Telefon im Haus des Anwalts, dann schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Fluchend legte Martin auf und versuchte sein Glück mit der Handynummer des Anwalts. Wo zum Teufel konnte der Kerl an einem Sonntag sein? In die Kirche war dieser abgebrühte Gauner bestimmt nicht gegangen.
Auch mit der Handynummer kam er nicht weiter. Er knallte den Hörer hin und begann, in seinem Schreibtisch nach der Karte des Anwalts zu kramen. Nummer zwei stieß ihn grob zur Seite. »Tut mir leid, Sir«, sagte er. »Sie dürfen hier nichts entfernen –«
»Ich entferne verdammt noch mal gar nichts! Ich suche den Pager meines
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