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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Anwalts.«
    »Na, den würde er wohl kaum in Ihrem Schreibtisch verwahren, oder?« meinte Nummer eins, der am Regal stand, und kippte die nächste Ladung Bücher auf den Boden.
    »Sie wissen genau, was ich meine«, sagte Martin zu Nummer zwei. »Ich brauch die Nummer von seinem Pager. Sie steht auf einer Karte. Ich kenne meine Rechte. Na los, machen Sie schon, gehen Sie zur Seite, sonst kann ich für nichts garantieren –«
    »Martin! Was ist denn los? Was soll das alles? Oben in unserem Zimmer sind zwei Männer. Sie haben den ganzen Kleiderschrank ausgeleert und ... was ist denn nur los?«
    Martin fuhr herum. Tricia stand an der Tür, ungewaschen, ungeschminkt und notdürftig bekleidet. Sie sah aus wie eine der Pennerinnen, die in der Unterführung bei Hyde Park Corner auf ihren Schlafsäcken hockten und um Geld bettelten. Sie sah aus wie das, was sie war: eine Fixerin.
    Es begann wieder, ihn in den Fingern zu jucken. Er grub seine Nägel in die Ballen. Zwanzig Jahre lang hatte er es immer und ausschließlich Tricia zu verdanken gehabt, wenn er irgendwie in Schwierigkeiten gekommen war. Und jetzt hatte sie ihn endgültig reingeritten.
    »Gottverflucht!« fluchte er. »Du gottverfluchtes Weib!« Und er stürzte durch das Zimmer. Er packte sie bei den Haaren und schaffte es, ihren Kopf gegen den Türpfosten zu knallen, ehe die Bullen ihn packten. »Dämliche Fotze!« schrie er, als sie ihn von ihr wegzerrten. Und dann zur Polizei gewandt: »Schon gut. Schon gut!« Er schüttelte sie ab. »Rufen Sie Ihren Chef an, dieses Arschloch. Sagen Sie ihm, ich bin bereit zu verhandeln.«
     

25
    Erst gegen Mittag kam Simon St. James dazu, sich die Autopsieberichte anzusehen, die Lynley ihm durch Barbara Havers hatte schicken lassen. Er war nicht sicher, wonach er eigentlich suchen sollte. Die Befunde der Untersuchung von Nicola Maiden schienen in Ordnung zu sein. An der Schlußfolgerung, daß sie an einem Epiduralhämatom gestorben war, gab es nichts auszusetzen. Daß der Schlag von einem Rechtshänder geführt worden war, der sie von oben angegriffen hatte, entsprach der Hypothese, daß sie davongerannt und auf ihrer Flucht über das dunkle Moor gestolpert oder zu Boden gerissen worden war. Abgesehen von den Spuren des Schlags auf den Kopf und den Schrammen und Blutergüssen, die nach einem Sturz auf holprigem Boden zu erwarten waren, zeigte der Leichnam keinerlei Auffälligkeiten. Es sei denn, man wollte sich daran festbeißen, daß die junge Frau sich an allen erdenklichen Körperstellen von den Augenbrauen bis zu den Genitalien Löcher hatte piercen lassen. Diesen Tatbestand in seine Überlegungen einzubeziehen, wäre allerdings ziemlich unsinnig zu einer Zeit, da diese Art der Selbstverstümmelung einen der wenigen Protestakte darstellte, die einer Generation junger Menschen, deren Eltern ihnen das praktisch alle schon vorweggenommen hatten, noch geblieben waren.
    Nach gründlicher Lektüre des Berichts über Nicola Maiden hatte St. James den Eindruck, daß sämtliche wesentlichen Punkte berücksichtigt worden waren: von Todszeit und -Ursache bis zu vorhandenen – oder nicht vorhandenen – Spuren eines Kampfes. Es waren Fotos und Röntgenbilder gemacht, und die Leiche war mit aller Gründlichkeit untersucht worden, Die verschiedenen Organe waren geprüft, entfernt und beschrieben worden; Proben der Körperflüssigkeiten waren zur Untersuchung ins toxikologische Labor geschickt worden. Am Ende des Berichts fand sich kurz und bündig die Schlußfolgerung des Gutachters. Die junge Frau war an den Folgen eines Schlags auf den Kopf gestorben.
    Noch einmal ging St. James die Befunde durch, um ganz sicher zu sein, daß er nicht irgendein wesentliches Detail übersehen hatte. Dann wandte er sich dem zweiten Bericht zu und vertiefte sich in die Geschichte vom Tod Terence Coles.
    Lynley hatte ihn angerufen und ihm gesagt, daß eine der Verletzungen des jungen Mannes nicht von dem Schweizer Armeemesser stammte, das den Untersuchungen zufolge die anderen, darunter auch die tödliche Läsion der Oberschenkelschlagader, verursacht hatte. Nachdem St. James sich mit den grundlegenden Fakten in dem Bericht vertraut gemacht hatte, richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf alle jene Angaben, die sich auf diese besondere Verletzung bezogen. Er vermerkte ihre Größe, ihre genaue Lage und die auf dem in Mitleidenschaft gezogenen Knochen hinterlassene Einkerbung. Er blickte lange auf die Worte hinunter und ging dann nachdenklich zum Fenster

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