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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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seines Labors, um von dort aus Peach zu beobachten, der behaglich ausgestreckt im Garten lag und sein kleines Dackelbäuchlein von der Mittagssonne beschienen ließ.
    Er wußte, daß das Schweizer Armeemesser in einem Streugutkasten gefunden worden war. Warum war die andere Waffe nicht auch dort zurückgelassen worden? Warum die eine Waffe verstecken und die andere nicht? Diese Fragen waren natürlich Sache der ermittelnden Beamten und nicht des Wissenschaftlers, aber St. James war der Ansicht, daß er sie sich dennoch stellen mußte.
    Und nachdem er sie sich durch den Kopf hatte gehen lassen, schien es nur zwei mögliche Antworten zu geben: Entweder die zweite Waffe verriet zuviel über die Identität des Mörders, um an jenem Ort zurückgelassen zu werden, oder aber sie war zurückgelassen worden, und die Polizei hatte sie nicht als Waffe erkannt.
    Wenn die erste Vermutung zutraf, konnte er in dieser Angelegenheit nicht weiterhelfen. Wenn die zweite zutraf, mußten die Beweismittel, die am Tatort sichergestellt worden waren, noch einmal genauestens überprüft werden. Er selbst hatte keinen Zugang zu dem Material, und er wußte, daß man in Derbyshire seine Einmischung nicht willkommen heißen würde. Er nahm sich also wieder den Autopsiebericht vor und suchte darin nach einem Hinweis oder Anhaltspunkt.
    Dr. Sue Myles hatte alles akribisch vermerkt: von den Insekten, die sich in und auf den beiden Leichen eingenistet hatten, während diese unentdeckt im Moor lagen, bis zu den Blättern, Blüten und Ästchen, die im Haar der jungen Frau und den Wunden des jungen Mannes gefunden worden waren.
    Dieses letzte Detail – ein Holzspan von etwa zwei Zentimeter Länge, den man an Terence Coles Leiche gefunden hatte – machte St. James neugierig. Der Holzsplitter war zur Analyse ins Labor geschickt worden, und irgend jemand hatte mit Bleistift eine kurze Notiz an den Rand des Berichts geschrieben. Zweifellos nach einem Anruf.
    »Zeder«, hatte jemand in säuberlichen Druckbuchstaben am Rand vermerkt. Und daneben, in Klammern, die Wörter »Port Orford«. St. James war kein Botaniker, daher sagten ihm die Worte Port Orford nichts. Er wußte, daß es ihm kaum gelingen würde, an einem Sonntag den Botaniker aufzustöbern, der das Holz untersucht hatte, deshalb nahm er seine Papiere und ging hinunter in sein Arbeitszimmer, wo Deborah in das Sunday Times Magazin vertieft, saß. Sie sagte: »Probleme, Schatz?«
    »Unwissenheit«, antwortete er. »Was ja schon Problem genug ist.«
    Er fand das Buch, das er suchte, und begann, darin zu blättern. Deborah kam zu ihm ans Regal.
    »Worum geht’s denn?«
    »Das weiß ich noch nicht genau«, antwortete er. »Um Zedernholz und Port Orford. Sagt dir das was?«
    »Hört sich nach einem Ort an. Port Isaac, Port Orford. Warum?«
    »An Terence Coles Leiche wurde ein Zedernholzsplitter gefunden. Das ist der junge Mann, der im Moor ermordet wurde.«
    »Tommys Fall?«
    »Hm.« St. James schlug das Buch ganz hinten auf und suchte im Stichwortverzeichnis nach »Zeder«. »Libanonzeder, Silberzeder, Bleistiftzeder. Hast du gewußt, daß es so viele verschiedene Zedernarten gibt?«
    »Ist es wichtig?«
    »Ich denke, es könnte vielleicht wichtig sein.« Er ließ seinen Blick weiter die Seite hinunter wandern. Und da stieß er auf den Begriff »Port Orford«. Er bezeichnete eine weitere Zedernart.
    Er blätterte zu der angegebenen Seite, wo er sich zuerst die Illustration ansah, die das Blattwerk des Nadelbaums zeigte, und danach den Eintrag las. »Das ist ja merkwürdig«, sagte er zu seiner Frau.
    »Was?« fragte sie, sich bei ihm einhängend.
    Er berichtete ihr, was in dem Autopsiebefund stand: daß ein Holzsplitter, den der zuständige Botaniker als von einer Port- Orford-Zeder stammend identifiziert hatte, in einer der Wunden an der Leiche Terence Coles gefunden worden war.
    Deborah schüttelte mit einer Kopfbewegung ihr schweres Haar zurück und sah ihren Mann verwundert an. »Wieso ist das merkwürdig? Sie sind doch draußen im Freien getötet worden, nicht wahr? Im Moor.« Ihre Augen weiteten sich plötzlich. »Ach so, jetzt versteh ich, ja.«
    »Genau«, sagte St. James. »Kennst du eine Moorlandschaft, in der Zedern wachsen? Aber es wird sogar noch merkwürdiger. Diese besondere Zeder wächst nämlich in Amerika, in den Vereinigten Staaten. In Oregon und im Norden von Kalifornien, heißt es hier.«
    »Aber der Baum könnte ja importiert worden sein, meinst du nicht?« versetzte Deborah.

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