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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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holen wollen, kaum glaubhaft klingen.
    Wütend fuhr er an und brauste vom Parkplatz. Wieder in der Fulham Road, klappte er die Sonnenblende herunter und prüfte in dem kleinen eingelassenen Spiegel den Schaden, den Shelly Platt angerichtet hatte. Herrgott noch mal, das war vielleicht ein Biest. Sie hatte ihn auf der Brust tatsächlich blutig gekratzt, als sie auf ihn losgegangen war. Am besten ließ er sich sofort eine Tetanusspritze geben.
    Er bog in die Finborough Road ein, und während er heimwärts fuhr, überlegte er, was für Möglichkeiten ihm jetzt noch offenstanden. So wie es aussah, würde er wohl in nächster Zeit nicht an Vi Nevin herankommen, und da der Bulle, der ihr Zimmer bewachte, zweifellos diesen rabiaten Typen angerufen hatte, der gestern mitten in der Nacht bei ihm aufgekreuzt war, gab es wahrscheinlich überhaupt keine Möglichkeit, an sie ranzukommen. Jedenfalls nicht, solange die Bullen nach dem Mörder dieser kleinen Nutte, Nicola Maiden, suchten, und das konnte sich noch monatelang hinziehen. Er mußte sich also etwas anderes ausdenken, um eine Bestätigung seines Alibis zu bekommen und so begann er fieberhaft, einen Plan nach dem anderen zu schmieden, nur um sie am Ende allesamt wieder zu verwerfen.
    Auf der Höhe vom U-Bahnhof Earl’s Court mußte er bei Rot anhalten. Er verscheuchte einen Straßenjungen, der ihm für fünfzig Pence die Windschutzscheibe waschen wollte, und beobachtete eine Prostituierte, die am Eingang zum U-Bahnhof mit einem möglichen Freier verhandelte. Er taxierte das Mädchen in dem neonpinkfarbenen Stretchmini, der kaum ihren Po bedeckte, der schwarzen Polyesterbluse mit dem tiefen Ausschnitt und den sinnlosen Rüschen, den Schuhen mit den hohen, bleistiftdünnen Absätzen und den Netzstrümpfen und kam augenblicklich zu dem Schluß, daß sie Billigware für die schnelle Nummer von Hand oder Mund war. Fünfundzwanzig Pfund, wenn der Freier es dringend nötig hatte, nicht mehr als zehn, wenn die Kokssucht ihr im Nacken saß.
    Die Ampel sprang auf Grün um, und als er wieder anfuhr, begannen Wut und Groll gegen die Polizei in ihm zu wachsen. Im Grunde tue ich dieser ganzen beschissenen Stadt doch einen Riesengefallen, sagte er sich, und keiner – am wenigsten die Bullen – schien das überhaupt wahrzunehmen oder gar zu würdigen. Seine Mädchen standen nicht an Straßenecken rum und machten die Freier an und verschandelten die Gegend, indem sie sich ausstaffierten wie zur öffentlichen Fleischbeschau. Sie waren kultiviert, gebildet, attraktiv und diskret, und wenn sie sich für die eine oder andere sexuelle Dienstleistung bezahlen ließen, und wenn sie einen Teil des Geldes an ihn abführten, der es ihnen ermöglichte, sich in der Gesellschaft wohlhabender und erfolgreicher Männer zu bewegen, die bereit waren, sie für ihre Dienste großzügig zu entlohnen, wen zum Teufel interessierte das schon? Wem zum Teufel schadete es? Keinem. Es war ganz einfach so, daß Sex im Leben eines Mannes einen anderen Stellenwert hatte als im Leben einer Frau. Für Männer war er ein Urbedürfnis, unerläßlich zu ihrer Selbstbestätigung. Ihre Ehefrauen fanden den sexuellen Akt mit der Zeit oft lästig oder langweilig, aber bei Männern war das nicht so. Und wenn jemand bereit war, diesen Männern Frauen zuzuführen, denen ihre Aufmerksamkeiten willkommen waren, die nichts dagegen hatten, sich ihren Stempel aufdrücken zu lassen, warum sollte dann eine solche Dienstleistung nicht mit Geld bezahlt werden? Und warum sollte es jemandem wie ihm, der das Organisationstalent und den Blick dafür besaß, außergewöhnliche Frauen zum Vergnügen außergewöhnlicher Männer aufzutreiben, nicht gestattet sein, mit dieser Tätigkeit sein Geld zu verdienen?
    Wenn die Gesetze von Visionären wie ihm gemacht worden wären und nicht von einem Haufen Trottel ohne Rückgrat, die mehr daran interessiert waren, die Hand ins Staatssäckel zu kriegen, als einen auch nur halbwegs realistischen Blick auf die gängigen Aktivitäten mündiger Erwachsener zu werfen, wäre er niemals in die Lage geraten, in der er sich in diesem Augenblick befand. Er müßte sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, wer sein Alibi bestätigen und ihm die Bullen vom Leib halten könnte, weil ihm die Bullen nämlich gar nicht erst auf den Leib gerückt wären. Und selbst wenn sie aufgekreuzt wären und ihre Fragen und Forderungen gestellt hätten, hätten sie nicht ein einziges Druckmittel in der Hand gehabt, um ihn zur

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