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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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»Für einen Garten oder einen Park. Vielleicht sogar für ein Gewächshaus oder einen Wintergarten. Du weißt schon, wie Palmen oder Kakteen.«
    St. James ging zu seinem Schreibtisch und legte das Buch nieder. Nachdenklich ließ er sich in seinen Sessel sinken. »Schön, nehmen wir an, der Baum wurde für einen Garten oder einen Park importiert.«
    »Natürlich!« Sie folgte seinem Gedankengang sofort. »Da sind wir gleich bei der nächsten Frage, nicht wahr? Wie ist eine Zeder, die für irgend jemandes Garten oder einen Park bestimmt war, ins Moor gekommen?«
    »Und wie ist sie in jenen Teil des Moors gekommen, wo weit und breit kein Garten oder Park in der Nähe ist?«
    »Vielleicht hat jemand sie aus religiösen Gründen dort angepflanzt.«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Aber du hast doch gesagt ...« Deborah runzelte die Stirn.
    »Ach so. Ich verstehe. Da hat sich der Botaniker wohl geirrt.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht.«
    »Aber Simon, wenn er nur einen Splitter zur Untersuchung hatte –«
    »Mehr braucht ein guter Botaniker nicht.« St. James erklärte es ihr. Selbst der kleinste Holzsplitter, sagte er, sei gezeichnet von dem Muster der Kanäle und Gefäße, die die Säfte von den Wurzeln zum Wipfel eines Baums leiteten. Bäume mit weichem Holz – und alle Koniferen, erklärte er ihr, gehörten zu den weichen Hölzern – seien weniger hoch entwickelt und daher leichter zu identifizieren. Unter einem Mikroskop zeige ein Splitter eine Anzahl charakteristischer Merkmale, durch die seine Holzart sich von allen anderen unterscheide. Ein Botaniker, fuhr er fort, würde diese Merkmale auflisten, sie mit einer Klassifikationstabelle vergleichen – und so die Holzart genau identifizieren können. Es sei, sagte St. James, ein absolut sicheres Verfahren.
    »Also gut«, meinte Deborah nicht ohne Zweifel, »dann ist es also Zedernholz, ja?«
    »Von der Port-Orford-Zeder. Ich denke, darauf können wir uns verlassen.«
    »Und es ist ein Splitter von einer Zeder, die hier in der Gegend nicht heimisch ist, richtig?«
    »Ja. Wir müssen uns also fragen, woher dieser Zedernsplitter stammt und wie er in die Wunde am Körper des jungen Mannes geraten ist.«
    »Die beiden haben doch gezeltet?«
    »Die junge Frau, ja.«
    »Kann der Splitter nicht von einem der Holzpflöcke, die zu dem Zelt gehörten, stammen? Du weißt schon, von einem dieser Dinger, die man in den Boden rammen muß, damit das Zelt stehen bleibt. Kann es nicht sein, daß der Pflock aus Zedernholz war?«
    »Sie war auf einer Wanderung. Ich glaube nicht, daß sie so ein Zelt bei sich hatte.«
    Deborah verschränkte die Arme und lehnte sich an den Schreibtisch. »Und wie war’s mit einem Campinghocker? Mit den Beinen zum Beispiel?«
    »Möglich. Wenn so ein Hocker unter den Sachen am Tatort war.«
    »Oder mit Werkzeugen. Sie hat doch bestimmt Werkzeuge mitgehabt. Eine Axt zum Beispiel, um Holz zu hauen, eine kleine Schaufel vielleicht. Der Splitter könnte von einem der Griffe abgesprungen sein.«
    »Solche Werkzeuge müßten leichtgewichtig sein, wenn sie sie im Rucksack getragen hat.«
    »Und was ist mit Küchengeräten? Holzlöffel zum Beispiel?«
    St. James lächelte. »Feinschmecker in der Wildnis?«
    »Lach mich nicht aus«, sagte sie, selbst lachend. »Ich versuch doch nur, dir zu helfen.«
    »Ich habe eine bessere Idee«, versetzte er. »Komm mit.«
    Er führte sie nach oben in sein Labor, wo der Computer in einer Ecke beim Fenster leise vor sich hin brummte. Dort setzte er sich nieder, und während Deborah ihm über die Schulter sah, loggte er sich ins Internet ein und sagte: »Wollen wir doch mal unseren allwissenden Online-Dienst befragen.«
    »Computer bringen mich sofort ins Schwitzen.«
    St. James nahm ihre Hand, die trocken und kühl war, und drückte einen Kuß darauf. »Dein Geheimnis ist bei mir sicher.«
    Der Computerbildschirm wurde lebendig, und St. James wählte die Suchmaschine, mit der er im allgemeinen arbeitete. Er tippte das Wort »Zeder« in das Suchfeld und riß konsterniert die Augen auf, als ihm dazu an die 600000 Einträge angeboten wurden.
    »Du meine Güte«, sagte Deborah. »Das ist ja nicht gerade hilfreich, nicht wahr?«
    »Schränken wir die Möglichkeiten ein wenig ein.« St. James änderte sein Suchwort und tippte »Port-Orford-Zeder«. Das Resultat war eine augenblickliche Reduzierung auf 183 Einträge. Aber als er zu scrollen begann, sah er, daß die Datei Unmengen für ihn belangloser Informationen enthielt,

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