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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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durch Battersea brauste.
    Als sie am Ende der Anhalt Road ihren kleinen Wagen in eine Parklücke hineinmanövrierte, verschwendete sie nicht einen Gedanken daran, daß sie jetzt eigentlich etwas ganz anderes hätte tun sollen. Sie hatte weisungsgemäß den Durchsuchungsbefehl besorgt und anhand des Dienstplans ein Team zusammengestellt. Sie hatte sich sogar mit den Männern vor dem Snappy Snaps in Notting Hill Gate getroffen und sie darüber ins Bild gesetzt, worauf sie bei der Durchsuchung von Martin Reeves Haus besonders achten sollten. Sie hatte lediglich unterlassen zu erwähnen, daß sie sie eigentlich hätte begleiten sollen. Eine Rechtfertigung für ihre Pflichtversäumnis zu finden, war nicht schwer. Das Team, das sie zusammengetrommelt hatte – zwei der Beamten waren in ihrer Freizeit Amateurboxer –, konnte seiner Aufgabe, das Haus auseinanderzunehmen und den Bewohnern gehörig die Hölle heiß zu machen, viel besser gerecht werden, wenn keine Frau dabei war, die die bedrohliche Wirkung dieser vier wortkargen Hünen höchstens abgeschwächt hätte. Und schlug sie nicht gleich zwei – vielleicht auch drei oder sogar vier – Fliegen mit einer Klappe, wenn sie die Beamten allein nach Notting Hill fahren ließ, um die Reeves in die Mangel zu nehmen? Denn während die Männer sich dort nützlich machten, konnte sie sich gleichzeitig um andere wichtige Dinge kümmern, zum Beispiel neue Erkenntnisse in Battersea sammeln. So etwas nennt man die Fähigkeit, Aufgaben zu übertragen und Verantwortung zu delegieren, sagte sie sich, und genau das zeichnete schließlich einen Beamten mit Führungseigenschaften aus. Und sie weigerte sich energisch, auf die penetrante kleine Stimme in ihrem Kopf zu hören, die ihr einreden wollte, daß man ein solches Verhalten auch ganz anders nennen konnte.
    Sie läutete bei Mrs. Baden. Die gedämpften Klänge stockenden Klavierspiels versiegten abrupt. Die Stores im Erkerfenster bewegten sich leicht, als sie ein klein wenig zur Seite geschoben wurden.
    »Mrs. Baden?« rief Barbara laut. »Ich bin’s noch mal, Barbara Havers von New Scotland Yard.«
    Der Türöffner summte. Barbara trat rasch ins Haus.
    »Ach du meine Güte«, empfing Mrs. Baden sie freundlich, »ich hatte ja keine Ahnung, daß man bei der Kriminalpolizei auch sonntags arbeiten muß. Ich hoffe, man läßt Ihnen wenigstens genügend Zeit, um in die Kirche zu gehen.«
    Sie selbst war schon beim Frühgottesdienst gewesen, berichtete sie, ohne auf eine Erwiderung von Barbara zu warten. Und danach hatte sie an einer Gemeindeversammlung teilgenommen, bei der besprochen worden war, ob man Bingoabende veranstalten sollte, um das Geld zur Erneuerung des Dachs über dem Altarraum aufzubringen. Sie hatte sich für diesen Vorschlag ausgesprochen, obwohl sie im allgemeinen gegen das Glücksspiel war. Aber in diesem Fall diente das Glücksspiel Gott, und das war schließlich etwas ganz anderes als diese weltliche Art des Glücksspiels, das nur die Kasinobesitzer reich machte, die schlau genug waren, mit der Habgier der Leute zu spekulieren.
    »Und nun kann ich Ihnen leider keinen Kuchen mehr anbieten«, schloß Mrs. Baden bedauernd. »Ich habe den Rest heute morgen zu der Versammlung mitgenommen. Es ist doch viel angenehmer, bei Kaffee und Kuchen zu diskutieren als mit knurrendem Magen, finden Sie nicht auch? Besonders –« und hier lächelte sie über ihre witzige Bemerkung – »wenn sowieso schon genug geknurrt wird.«
    Einen Moment lang sah Barbara sie verständnislos an. Dann erinnerte sie sich ihres letzten Besuchs. »Ach so, der Zitronenkuchen! Ich kann mir vorstellen, daß der heute morgen großen Anklang gefunden hat, Mrs. Baden.«
    Die alte Frau senkte bescheiden den Blick. »Ich finde, es ist wichtig, einen Beitrag zu leisten, wenn man zu einer Gemeinschaft gehört. Ehe ich diesen schrecklichen Tatterich bekam« – sie hielt ihre Hände hoch, die wie im Fieber zitterten – »habe ich bei den Gottesdiensten immer die Orgel gespielt. Am liebsten waren mir, ehrlich gesagt, die Begräbnisse, aber das konnte ich natürlich dem Kirchenvorstand nicht sagen, man hätte meinen Geschmack bestimmt für makaber gehalten. Als dann das Zittern anfing, mußte ich das alles aufgeben. Jetzt begleite ich statt dessen den Kindergartenchor auf dem Klavier. Da ist es nicht so schlimm, wenn ich ab und zu mal einen falschen Ton anschlage. Die Kinder sind da sehr nachsichtig. Aber Menschen, die zu einer Beerdigung gekommen sind, haben

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