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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Black Angel und das Verbrechen nach.
    Er hatte selbst gesehen, daß Tideswell an den Rand des Calder Moors grenzte, und der Mörder – dem das White-Peak-Gebiet weit vertrauter war als Lynley – hatte das natürlich auch gewußt. Und er hatte gewußt, daß er die Jacke mit dem verräterischen Loch im Rücken, das der Polizei deutliche Auskunft über den Hergang des Verbrechens gegeben hätte, schleunigst verschwinden lassen mußte. Was war da einfacher, als auf der Rückfahrt vom Calder Moor einen Abstecher zum Black-Angel- Hotel zu machen, da er als Stammgast der Bar sehr wohl wußte, daß am Garderobenständer im Vestibül Mäntel und Jacken manchmal wochen- oder monatelang hingen, bevor jemand auf die Idee kam, sie sich näher anzusehen.
    Aber hätte Julian Britton es schaffen können, die Lederjacke ins Vestibül zu hängen, ohne von jemandem in der Bar bemerkt zu werden? Möglich war es, sagte sich Lynley. Teuflisch riskant zwar, aber möglich.
    Und an diesem Punkt war Lynley bereit, das, was möglich war, zu akzeptieren. Es bewahrte ihn davor, sich über das, was wahrscheinlich war, den Kopf zu zerbrechen.
    Barbara beugte sich gespannt vor. »Sie kennen ihn?« fragte sie.
    »Matthew King-Ryder, meine ich. Sie kennen ihn?« Sie bemühte sich, ihre Erregung nicht zu zeigen.
    »Terry«, murmelte Vi Nevin.
    Es war nicht zu übersehen, daß ihr die Lider schwer wurden. Aber Barbara ließ nicht locker, trotz der Proteste Shelly Platts.
    »Terry hat Matthew King-Ryder gekannt? Wieso denn das?«
    »Die Musik«, sagte Vi Nevin.
    Barbara war enttäuscht. Mist, dachte sie. Terry Cole, die Chandler-Kompositionen und Matthew King-Ryder. Daran war nichts Neues. Sie waren wieder am Ausgangspunkt angelangt.
    Dann sagte Vi Nevin: »Hat sie in der Albert Hall gefunden. Terry, mein ich.«
    Barbara zog die Brauen zusammen. »In der Albert Hall? Terry hat die Musik in der Albert Hall gefunden?«
    »Unter einem Sitz.«
    Barbara blieb, wie sie es gern formulierte, die Spucke weg. Sie versuchte noch angestrengt, das Gehörte zu verarbeiten, während Vi ihr bereits alles erklärte.
    Im Rahmen seines Jobs als card boy hatte Terry regelmäßig auch in den Telefonzellen in South Kensington Karten verteilt. Er hatte das immer nur abends erledigt, weil nach Einbruch der Dunkelheit die Wahrscheinlichkeit geringer war, mit der Polizei Ärger zu bekommen. Er hatte in der Gegend von Queens Gate seine übliche Runde gemacht, als in einer der Zellen das Telefon zu läuten begonnen hatte.
    »In Elvaston Place, an der Ecke von einer der kleinen Straßen dort«, erklärte Vi Nevin.
    Nur zum Spaß war Terry hingelaufen und hatte den Hörer abgenommen, worauf eine Männerstimme sich gemeldet hatte.
    »Das Päckchen liegt in der Albert Hall. Rang Q, Reihe 7, Patz 19«, hatte der Mann gesagt und sofort wieder aufgelegt.
    Die mysteriöse Botschaft hatte Terry neugierig gemacht. Das Wort »Päckchen« – bei dem er sofort an eine Geld- oder Drogenübergabe gedacht hatte – hatte den letzten Anstoß gegeben. Da er gar nicht so weit entfernt war von der Albert Hall, die oben in Knightsbridge zum Südzipfel des Hydepark hinüberschaute, hatte sich Terry unverzüglich auf den Weg gemacht, um zu sehen, was es mit dieser geheimnisvollen Sache auf sich hatte. Gerade war ein Konzert zu Ende gegangen, die Türen der Konzerthalle standen noch offen, so daß er keine Mühe hatte, hineinzugelangen. Auf einem der oberen Ränge hatte er unter dem Sitz des bezeichneten Platzes einen Packen Notenblätter gefunden.
    Die Chandler-Kompositionen, dachte Barbara. Aber was zum Teufel hatten die dort zu suchen gehabt?
    Zunächst hatte Terry geglaubt, auf einen Streich hereingefallen zu sein, der dem Dummkopf gegolten hatte, an den der Anruf in Elvaston Place gerichtet gewesen war. Und als er sich später mit Vi getroffen hatte, um einen Stapel Karten zur Verteilung abzuholen, hatte er ihr von seinem Abenteuer erzählt.
    »Ich dachte, da ließe sich vielleicht Geld rausschlagen«, sagte Vi Nevon zu Barbara. »Und Nikki war der gleichen Meinung, als wir ihr die Geschichte erzählten.«
    Shelly ließ abrupt Vi Nevins Hand los. »Von diesem Miststück will ich nichts hören.«
    »Reg dich nicht auf, Shell«, sagte Vi Nevin. »Sie ist tot.«
    Shelly war eingeschnappt. Sie kehrte zu dem Stuhl zurück, auf dem sie vorher gesessen hatte, ließ sich auf ihn niederfallen und verschränkte trotzig die Arme über ihrer knochigen Brust. Barbara dachte flüchtig über die unsichere

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