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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Boden dick mit Zeitungspapier ausgelegt.
    Julian Britton stand im Innern des Geheges. Er hielt einen der Welpen in seiner linken Hand und drückte den Zeigefinger seiner rechten leicht an das kleine Hundemaul. Das Tier, dessen Augen noch fest geschlossen waren, saugte begierig, bis Julian ihm seinen Finger entzog und es wieder unter die anderen setzte.
    »Ruhig jetzt, Cass«, sagte er, während er einen Eintrag in ein Ringheft machte. Aber die Hündin blieb mißtrauisch. Zwar hörte sie zu bellen auf, knurrte aber statt dessen leise drohend.
    »Es wäre schön, wenn alle Mütter sich so um ihre Kinder sorgen würden.« Es war unmöglich zu sagen, auf wen Samanthas Bemerkung gemünzt war: auf den Hund oder auf Julian Britton.
    Julian wartete, bis Cass sich halbwegs beruhigt zwischen ihren Jungen niedergelassen und der Welpe eine ihrer Zitzen gefunden hatte. Dann murmelte er der ganzen Familie einige lobende Worte zu.
    »Wie machen sie sich denn?« fragte Samantha ihren Vetter. Die Welpen trugen verschiedenfarbige Halsbänder, und Julian wies auf das Tier mit dem gelben. »Er ist unser Alpha, würde ich sagen. Er ist nicht streßempfindlich und hat fast dreißig Gramm zugenommen. Guter Druck beim Saugen, er besitzt also die Lernfähigkeit, die wir brauchen. Bei den anderen läuft ebenfalls alles bestens. Ein erfreulicher Wurf. Cass hat ihre Sache gut gemacht.«
    Die Hündin hob den Kopf, als sie ihren Namen hörte. Julian Britton sagte lächelnd: »Guter Hund, Cassie«, und trat zu den anderen, die draußen vor dem Gehege warteten.
    Lynley und Hanken stellten sich vor und zeigten ihre Dienstausweise. Während Julian sich diese ansah, hatten sie Gelegenheit, ihn zu mustern. Er war ein Mann von ansehnlicher Größe, kräftig und schwer, ohne aber übergewichtig zu sein. Seine Stirn war mit jener Art unregelmäßig geformter Sommersprossen gesprenkelt, die von einem Leben im Freien zeugten und oft Vorläufer von Hautkrebs waren; zusammen mit einem schmalen Band von Sommersprossen quer über der Wangenpartie verliehen sie ihm das Aussehen eines rotblonden Banditen. Im Augenblick jedoch ließen sie sein unnatürlich blasses Gesicht nur noch fahler erscheinen.
    Nachdem er sich die Dienstausweise genau angesehen hatte, zog er ein blaues Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte sich damit das Gesicht, obwohl er nicht zu schwitzen schien. »Ich will alles tun, um Ihnen zu helfen«, sagte er. »Ich war bei Nicolas Eltern, als sie es erfahren haben. Ich war an dem fraglichen Abend mit Nicola verabredet. Als sie nicht nach Hause kam, haben wir die Polizei angerufen.«
    »Julie ist auf eigene Faust losgezogen, um sie zu suchen«, fügte Samantha hinzu. »Die Polizei war nicht bereit, etwas zu unternehmen.«
    Hanken machte kein Hehl aus seinem Mißvergnügen an dieser indirekten Kritik. Er warf der jungen Frau einen grimmigen Blick zu und fragte, ob man das Gespräch nicht irgendwo führen könne, wo es keine knurrenden Hündinnen gebe. Samantha entging die Zweideutigkeit der Bemerkung nicht. Sie sah Hanken mit schmalen Augen an und preßte die Lippen aufeinander.
    Julian nickte nur und führte sie zu den Welpengehegen in einem anderen Teil des Gebäudes. Hier waren die älteren Welpen beim Spiel. Die Gehege waren gut durchdacht und so angelegt, daß sie den Hunden Herausforderung und Unterhaltung boten. Da gab es Pappkartons, die sie zerfetzen konnten, mehrstöckige Irrgärten zum Erforschen und Herumstreunen und versteckte Überraschungen, die es aufzuspüren galt. Der Hund, so erklärte ihnen Julian Britton, sei ein intelligentes Tier. Zu erwarten, daß ein intelligentes Tier in einem Betonkäfig ohne jede Abwechslung gedeihen würde, sei nicht nur dumm, sondern auch grausam. Er werde sich erlauben, während des Gesprächs mit den beiden Beamten zu arbeiten, sagte er. Er hoffe, sie hätten nichts dagegen.
    Soviel zu dem trauernden Verlobten, dachte Lynley.
    »Das ist ganz in Ordnung«, sagte Hanken.
    Julian schien zu spüren, was Lynley dachte. »Die Arbeit ist im Moment eine Wohltat. Ich denke, Sie können das verstehen«, sagte er.
    »Brauchst du Hilfe, Julie?« fragte Samantha. Man konnte ihr nicht nachsagen, daß sie das Angebot nicht mit aller Zurückhaltung machte.
    »Ach ja, danke. Ich will das Labyrinth umstellen. Du kannst sie füttern, wenn’s dir recht ist, Sam.«
    Er ging in das Gehege hinein, seine Bewegungen ruhig und bedacht. Samantha eilte davon, um das Futter zu holen.
    Die jungen Hunde waren begeistert

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