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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Sofort, ihr Schlampen!«
    Ich runzelte die Stirn. Straßenräuber waren so unhöflich!
    »Nein.«
    269

    Sie glotzten mich an. Sie waren beide gleich groß, einige Zentimeter größer als ich, und hatten beide wesentlich breitere Schultern. Rasierer oder Seife hatten sie in letzter Zeit nicht von Nahem gesehen, und sie stanken nach Verzweiflung und unterdrückter Wut. Und sie hatten Hunger.
    Sie starben vor Hunger. Ich konnte es ihnen nachfühlen.
    Jessica hielt unbewusst ihre Abendtasche – nicht Handtasche! – fest gegen ihre Brust gepresst und beobachtete uns wie bei einer Sportveranstaltung. Aber sie wich nicht zurück und blieb dicht an meiner Seite. Wenn ich sie nicht schon geliebt hätte, würde ich es jetzt tun. Obwohl voller Angst, würde sie mich nicht alleine lassen.
    »Warum verpisst ihr euch nicht?«, schlug ich vor, während sie noch meine Weigerung verarbeiteten. Normalerweise war dies der Moment, wo die Frau alles Gewünschte aushändigte und sich in die anschließende Vergewaltigung fügte. Jetzt waren sie sich nicht sicher, wie sie weiterverfah-ren sollten. »Mit uns solltet ihr euch nicht anlegen.«
    »Genau«, echote Jessica solidarisch, »mit uns solltet ihr euch nicht anlegen.«
    »Ich meine, wir prügeln uns, ihr unterliegt, und dann werde ich euch aussaugen müssen. Was nicht sehr angenehm für mich ist, denn ihr seid ekelhaft schmutzig.«
    Das war das Ende der Plauderei, denn sie stürzten sich beide zugleich auf mich. Jessica schrie auf, ich sprang zur Seite, was clever war, denn die Schlacht würde gleich beginnen. Noch zögerte ich allerdings – wie war der militärische Ausdruck? – die Attacke hinaus.
    Im Leben war ich nie sehr konfliktfreudig gewesen. Ich habe mich nie gern gestritten, außer es handelte sich um 270

    einen schönen, altmodischen Zickenkrieg mit vielen safti-gen Beleidigungen. Aber jetzt war es an der Zeit, damit zu beginnen und meine – für einen Vampir – seltsame Abnei-gung gegen das Blutsaugen zu überwinden. Wenn nicht mir zuliebe, dann zumindest für meine Freunde.
    Wahrscheinlich bewegten sie sich sehr schnell, aber für mich sah es aus, als wateten sie durch knietiefen Sirup. Ich fing die Faust von dem Dreckigeren der beiden ab und zerrte ihn brutal an mir vorbei. Er krachte in die Hauswand und sank in sich zusammen. Den anderen erwischte ich beim Nacken, schüttelte ihn wie ein Terrier eine Ratte und schlug dann mit einer schnellen Bewegung seine Stirn gegen meine. Bewusstlos hing er schlaff an meinem ausgestreckten Arm.
    »Sssau nicht hin, jetssst wirdsss eklig«, sagte ich zu Jessica und schlug meine Reißzähne in seinen Hals.
    Er war widerlich und abstoßend, und er stank. Aber er war perfekt. Sein Blut war nicht widerlich, sondern schmeckte wie köstlicher, vollmundiger Burgunder. Sein Bart kitzelte an meinem Kinn, während ich trank. In weniger als einer Minute war es auch schon vorbei.
    Ich ließ ihn los, als Jessica gerade aufhörte, sich zu übergeben. »Ich habe doch gesagt, du sollst nicht hingucken«, rief ich und eilte zu ihr herüber, während ich mir das Blut von den Zähnen leckte, die sich schnell wieder zurückbil-deten. Ich zog sie von der Hauswand weg und drehte sie zu mir um. Iiihhh, ich sah etwas Schleimiges, Glänzendes.
    »Warum hast du geguckt?«
    »Das war es nicht. Ich habe kaum Blut gesehen. Aber du hast so ein Geräusch gemacht beim Trinken.« Sie schlürfte 271

    laut, und ich sprang zur Seite, falls ihr noch einmal danach wäre, sich zu übergeben.
    »Tut mir leid.« Ich fühlte mich elend. »Ich hätte nicht trinken sollen während deiner Anwesenheit.«
    Sie richtete sich auf und fuhr mich an (den Ton kannte ich!): »Es muss dir nicht leid tun! Es ging nur alles so schnell.« Ihre Stirn war mit Schweiß bedeckt. Sie sah zu mir auf. »Ich meine, bevor mein Adrenalin Zeit hatte, richtig in Schwung zu kommen, bekam ich schon Angst, dann flog der Typ plötzlich durch die Luft, und alles war schon wieder vorbei. So war’s. Deswegen wurde mir schlecht.«
    »Aha. Fühlst du dich jetzt besser?«
    »Mir geht’s gut, nur zu viel schlechtes Kinopopcorn gegessen.«
    »Es war weich«, sagte ich trocken, »aber so schlecht war es nun auch wieder nicht.«
    »Ich bin an Gourmet-Popcorn gewöhnt.«
    Ich lachte. »Jess, du bist einzigartig.«
    »Da hast du verdammt recht. Und vergiss das nie.« Sie schob ihre Hand in meine, als wir über unsere verhinderten Straßenräuber kletterten. Sie war fast so kalt wie meine, aber ein bisschen

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