Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren
warf Ezra trocken ein, »sind die Copyright-Bestimmungen in diesem schönen Land, und Namen können nun mal nicht urheberrechtlich geschützt werden.«
»Ach, tatsächlich?«, fragte Ireland, wobei sie den Vampir mit Crackerkrümelchen besprühte. »Das hab ich noch gar nicht gewusst.«
Ezra seufzte und wischte sich ein paar Krümel von der Wange. »Titel auch nicht«, fügte er hinzu. »Schließlich war ich mal Anwalt. Vor sehr, sehr langer Zeit.«
»Also könnte ich einen Roman schreiben und ihn Vom Winde verweht nennen, und niemand könnte mich dafür verklagen?«
»Richtig. Obwohl dein Herausgeber vermutlich versuchen würde, dir das Projekt auszureden, denn ist die Erde wirklich groß genug für zwei Vom Winde verweht s? Ich glaube eher nicht. So wie es auch nur Platz genug für eine Vivien Leigh gibt. Oder einen Tobey Maguire.«
»Oder ich könnte eine Geschichte über – ich weiß auch nicht – Wanzen schreiben? Und eine der Wanzen in meinem Roman Rhett Butler nennen?«
»Richtig. Aber warum um alles in der Welt solltest du so etwas tun?«
»Ich habe wirklich keine Lust, den Namen einer dämlichen, von Menschen erdachten Comicfigur zu führen«, meckerte Lent. »Also hört endlich auf, mich die wehrhafte Fee zu nennen.«
»Aber Lent! Du selbst hast dir doch diesen Namen vor sechzig Jahren gegeben! Er hat perfekt zu dir gepasst, wegen deines wahren Namens und deiner Augen.«
»Das stimmt«, gab die wehrhafte Fee zu. »Er war perfekt.«
»Würg, würg, würg«, gab Owen fröhlich von sich.
Sie achtete nicht auf sein Gespött. »Du hattest ihn zuerst. Das Graphic-Wesen sollte lieber den seinen ändern.«
»Nein. Er ist nun beschmutzt, ruiniert. Ich will ihn nicht mehr.«
»Du bist unerträglich stur!«, fauchte sie. »Wie immer.«
»Ja – und?«
»Du hast dich selbst wehrhafte Fee getauft?«, fragte Owen. Dann lachte er herzhaft und lange.
»Wir pflegen uns zweite Namen zu geben«, erwiderte Lent gereizt.
»Lent! Das sind Privatangelegenheiten des Feenreiches, und du weißt das sehr wohl.«
Er zuckte die Achseln. Sie knirschte mit den Zähnen. Sie hatte es im Laufe der Jahre geschafft zu verdrängen, wie schrecklich dieser Mann war. »Außerdem ist es lächerlich, deinen Namen zu ändern, bloß weil auf der großen, weiten Welt ein anderer denselben Namen besitzt.«
Lent seufzte. »Verrate diesen dummen Menschen doch mal deinen Namen, kleine Schwester.«
»Kleine Schwester?«, keuchten Micah, Owen und Ireland.
»Ach. Hast du ihnen nichts von mir erzählt? Komisch. Denn alles andere scheinst du ja bereitwillig ausgeplaudert zu haben. Ich bin eine Prinzessin des Feenreiches, Dritte in der Thronfolge nach meinen geliebten jüngeren Brüdern.« Sie hielt inne und hoffte, dass ihr Gesicht nur Angenehmes ausdrückte – denn sie hatte ein Gefühl, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Lent ist mein ältester Bruder.«
Jetzt starrten alle ihren Bruder an. » Prinz Lent?«, brachte Owen schließlich heraus und klang dabei, als würde er beim Lachen erwürgt.
Ihr Bruder zuckte verdrießlich die Achseln. »Du hast ihnen deinen Namen noch nicht genannt, kleine Schwester.«
»Oh. Nun ja.« Sie schaute zu Boden, dann hob sie ihren Blick. »Ich heiße, ähm, Scarlett.« Sie war in dem Jahr zur Welt gekommen, als das Buch veröffentlicht wurde. Und gemessen am sonstigen Menschengeschreibsel war diese Geschichte über Liebe, Verlust und Rache gar nicht mal so übel.
»Moment mal«, sagte Ezra und räusperte sich vernehmlich. »Ihr wollt uns erzählen, dass Lent ein Prinz ist, und dass Sie eine Prinzessin sind, die hergekommen ist, um uns zu – wie war das noch gleich? – zu zählen? Eine Feenprinzessin, die ein Fan von Margaret Mitchell ist und obendrein eine verhinderte Buchhalterin?«
»Ja, ja und nochmals ja.«
»Aber er ist Ihr älterer Bruder … warum ist er denn nicht der König?«
»Weil er abgedankt hat, und zwar offensichtlich deshalb, um … hierher zu kommen.«
»Krass«, bemerkte Ireland. Scarlett hätte es nicht treffender ausdrücken können.
10
Judith trieb sich in der Einfahrt herum – soweit einem kleinen Geländewagen ein Herumtreiben möglich war. Sie fuhr die Einfahrt hinauf, drehte auf dem Vorplatz, fuhr hinunter, wendete auf dem knapp drei Meter breiten Weg und fuhr wieder hinauf. Wenden. Hinauf. Drehen. Hinunter. Und wieder wenden. Na ja .
Nach einer Zeit, die ihr sehr sehr sehr lang vorkam, sprang endlich ihr ganz besonderer Freund
( nach Ireland aber du denkst
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