Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren
finde ich auch fadenscheinig«, rief Laura von der Tür her.
Ich war so wütend, dass mir fast schwindelig wurde. Zu solcher Dummheit fiel mir so viel Wütendes und Ironisches ein, dass ich beinahe einen Schlaganfall erlitt. »Mein Gott! Ihr dummen Bauern! Ihr seid so dämlich, dass mir die Augäpfel wehtun. Sie tun weh, verdammt!«
Die zur Hexe gekürte Frau fing herzhaft an zu lachen, erstickte ihren Heiterkeitsausbruch jedoch gleich wieder, indem sie die Hände vor den Mund schlug.
»Nein, nein«, beruhigte ich sie. »Nicht nervös werden. Lachen? Ausgerechnet jetzt? Das ist genau die angemessene Reaktion. Wenn man nicht gerade eine Kanone zur Hand hat. Was werfen die Ihnen noch vor?«
»Ich wolle nicht heiraten.«
»A-ha. Lassen Sie mich raten. Sie wollen diesen Jackass McGee nicht heiraten, stimmt’s?« Ich deutete mit dem Daumen auf den schwarzen Anzug.
»Er heißt Will … «
»Schweig, Hexe!«, herrschte er sie an, und endlich gewann sein Gesicht wieder ein wenig Farbe.
»William. Putnam«, stellte die Brünette vor, und ihre Stimme schwankte kein bisschen. Sie warf Putnam einen Blick zu, dass ich fast erwartete, der Mann werde in Flammen aufgehen. Das wäre ein cooles Ende für unseren kleinen Ausflug gewesen. »Er hat das Geld für den Bau dieser Kirche gestiftet. Nun denkt er, es sei seine Kirche und seine Stadt und wir alle sein Eigentum. Dass ich nicht sein Eigentum bin, macht ihn wütend.«
»Mmm, nun, es gibt nichts Attraktiveres als einen beleidigten Verlierer, der gleichzeitig ein Tyrann ist. Die Damen müssen dich ja lieben, Putnam.«
»Das stimmt«, rief Laura. »Sie sind einfach schrecklich, Mr Putnam. Da benehmen sich ja kleine Kinder besser!«
»Na ja, vielleicht nicht unbedingt hier und jetzt. Deshalb stehen Sie also hier vorn, meine Hübsche.«
Ich schritt vor der Kongregation auf und ab, während ich meine Gedanken äußerte. »Aber was ist mit all den anderen? Die ihr bereits getötet habt? Mit denen, die ihr verhaftet habt und töten wollt? Haltet ihr sie irgendwo versteckt? Im Knast vielleicht? Und für welches Vergehen? Bloß, damit ihr in der Zeitung lesen könnt, was für tolle, böse Hexenjäger ihr doch seid? Also, was ist der Grund?«
Wieder fasste ich den schwarzen Anzug genau ins Auge. Ja, er sah ziemlich proper und wohlhabend aus. Eigentlich war er der am besten angezogene Mensch in der Kirche. Die er erbaut hatte. Und er bekam stets seinen Willen. »Lass mich raten. Stecken vielleicht politische Ziele dahinter?«
Die Gemeinde der Gläubigen seufzte wie ein Mann.
»Oho. Ist das nicht reizend?« Ich warf einen Blick zu Laura, die mir mit Gesten bedeutete, dass wir uns allmählich verabschieden sollten. Und sie hatte ja recht, wir hatten unser Glück wirklich allmählich überstrapaziert. Aber ich war noch nicht zufrieden. Wollte noch nicht gehen. Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich hoffte, der Wichser würde etwas wirklich Dämliches versuchen, damit ich ihn …
Er machte drei Schritte vor (vielmehr: er stapfte) und schwang seinen Stock. »Hexe! Auswurf! Teufelsmetze!«
»Tja, welche von den dreien soll es denn nun sein?«, fragte ich.
»Fort mit dir! Bedecke deine Blöße, bedecke dein unzüchtiges Fleisch, auf dass du nicht aufrechte Männer vom Wege Gottes abbringst!«
»Oh, danke sehr«, rief ich und wich zurück, damit er mir nicht auf den Kopf schlug. Die Messingspitze seines Stocks maß mindestens fünf Zentimeter. Ich hörte ein leises Zischen, als die Spitze ungefähr drei Zentimeter an meiner Nase vorbeisauste. »Jetzt hast du mich richtig glücklich gemacht.«
37
Ich fing den Stock, als er niedersauste. Riss ihn dem Mann aus der Hand und hörte ein leises Knacken, als ob eine Salzstange zerbrochen wäre. Putnam jaulte wie ein Welpe und ich begriff, dass ich ihm mit meiner ungestümen Kraft einen Finger gebrochen hatte.
Hach!
Ich brach den Stock in der Luft entzwei (ein starkes Vampirmädel braucht ihn nicht übers Knie zu brechen, oh nein) und warf die Bruchstücke über meine linke Schulter. Mit einem Klappern trafen sie die Holzbohlen, und wahrscheinlich bildete ich mir nur ein, dass es geradezu dröhnte.
Dann packte ich Putnam an seinen Jackenaufschlägen und riss ihn her zu mir.
Und da konnte ich es riechen. Das, worauf ich gehofft hatte. Das, was ich unbedingt von Putnam mitnehmen musste, bevor ich fortgehen konnte.
Furcht.
»Die Sache ist nämlich die, Billy Boy.« Wir standen Augapfel an Augapfel. (Und wieder einmal musste ich
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