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Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Titel: Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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fiel mir auf, was für eine Schönheit sie war.
    Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich pflege mich auch sonst nicht mit Missgeburten zu umgeben. Wenn überhaupt, dann hänge ich mit supergut aussehenden Männern und Frauen ab (sollte es einen potthässlichen Vampir geben, muss ich ihn erst noch kennenlernen). Teufel auch, Tina hätte die Wahl zur Miss America selbst mit zwei blauen Augen und einer Triefnase gewonnen! Sogar mit Pickeln! (Okay, das mit den Pickeln nehm’ ich zurück.)
    Die angebliche Hexe war eine zierliche Person, die mir noch nicht einmal bis ans Kinn reichte. Aber für eine untote Heidin war ich ja auch sehr groß.
    Das Haar – prächtige rotbraune Locken – trug sie hochgesteckt. Sie hatte so viel davon, dass es den Eindruck erweckte, als könnte das Gewicht ihren Kopf nach hinten reißen.
    Die Haut der Frau war sehr bleich, nur auf den Wangen malten sich zwei rote Flecken, die gewiss nicht von Rouge herrührten. (Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass es Revlon zu der Zeit noch nicht gab.) Sie war vor Wut oder Angst oder Aufregung so rot geworden. Ihre Augen waren so groß, dass es aussah, als nähmen sie das halbe Gesicht ein, und von einem so dunklen Braun, dass sie fast schwarz wirkten. Umrahmt wurden sie von langen Wimpern und dunklen, hohen Brauenbögen.
    Ihre Kleidung stammte direkt aus dem Museum: ein langes, weit ausgestelltes Kleid mit Reifrock. Es hatte so züchtig lange Ärmel, dass man nicht einmal ihr Ellenbogengrübchen sehen konnte. Das Kleid unterstrich noch die zierliche Gestalt und das zarte Gesicht der Frau. Im Grunde sah sie aus wie ein verkleidetes Kind.
    Das Kleid war blassblau, das Halstuch aus durchbrochener weißer Spitze. Lange Ärmel, langer Rock – so lang, dass ich kaum die Spitzen ihrer Schuhe erkennen konnte.
    Und diese Frau roch fantastisch, nach sauberer Baumwolle und Sonnenschein. Wenn ich diesen Geruch in Flakons abfüllen und ins einundzwanzigste Jahrhundert schmuggeln könnte, würden Sinclair und Jessica dafür all ihre Millionen ausgeben.
    Die Frau trug, soweit ich es erkennen konnte, nur ein einziges Schmuckstück: die Miniatur einer älteren Frau, die an einem schwarzen Band an ihrer Taille hing. Das Bildchen war so klein, dass ich nur das ergrauende braune Haar der Frau und ihr winziges Gesicht erkennen konnte.
    Es hatte mich nur einige Sekunden gekostet, die altertümliche Kleidung der angeblichen Hexe zu mustern. Und das war auch gut so, denn die Leute waren so baff über mein plötzliches Erscheinen, dass noch niemand auf die Idee gekommen war, hinter mich zu schleichen und mich mit einem Gesangbuch zu erschlagen.
    Ich deutete auf die entzückende Einwohnerin Massachusetts, der Unrecht getan wurde. Sie starrte auf meine Fingerspitze und wich einen Schritt zurück. »Haltet ihr sie etwa für eine Hexe? Das ist doch keine Hexe, ihr Vollidioten!«
    »Fort mit dir, Elende, und bedecke dich!«
    »Okay, äh, nein. Ist das eine Art, Fremde zu begrüßen?«
    »Sei nicht ungerecht!«, rief Laura von der Tür her. »Nach ihren Standards trägst du die puritanische Entsprechung zu einem Strumpfhalter und einem durchbrochenen BH .«
    »Tatsächlich?« Ich betrachtete den einzigen anderen Menschen, der ebenfalls stand. Das war vermutlich der Mann, der die Farm der Frau in seinen Besitz bringen wollte. Auch er sah aus, als sei er geradewegs einer Museumsausstellung über die Kleidung des kolonialen Amerika entstiegen (»Andenkenladen zu Ihrer Linken, und ja, Sie können den Parkschein an der Kasse entwerten lassen«): weißes Leinenhemd, schwarze Culotte (oder wie auch immer diese Kniehosen genannt werden) und ein schwarzer Mantel mit glänzenden Goldknöpfen.
    Er umklammerte seinen Gehstock so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Auch sein Gesicht war bleich, doch ob aus Angst oder vor Wut, hatte ich noch nicht herausgefunden. Ich roch überdies jede Menge Furcht, aber die rührte von der hübschen Brünetten her und den ungefähr dreißig Menschen, die hinter uns in den Bankreihen saßen.
    »Ach, machen geile Leggings und ein Eddie-Bauer-Shirt euch Saftsäcke nervös? Hmmm?« Ich bewegte meine Schultern vor und zurück und wackelte ein bisschen mit meinen Möpsen. Das Oberarschgesicht lief rot an. Wenn ich mich vor ihm entblößte, konnte ich vermutlich das Überraschungsmoment nutzen, um ihn niederzuschlagen. Hervorragend. »Oder ist es bloß die weibliche Sexualität im Allgemeinen, vor der ihr solchen Schiss habt?«
    Die Gemeinde war zu

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