Under Cover: Erotischer Roman (German Edition)
solchen Abenden ist er besonders nervtötend.«
Cressida wusste, dass Rick Recht hatte, als sie den ersten Blick auf Guy warf. Sein Gesicht war verspannt, und seine Augen blickten fast wirr, und als er den Kopf hob und Rick anschaute, sah er kalt aus. »Konntest dich wohl nicht von deinem jüngsten Kunstwerk wegreißen, was?«, fragte er, dann musterte er Cressida ausgiebig, sodass man nicht genau wusste, ob er mit ›dem jüngsten Kunstwerk‹ Ricks Arbeit oder Cressida meinte.
»Tut mir leid, Guy, der Verkehr war entsetzlich«, erklärte Rick, als sich ein verlegenes Schweigen im Zimmer ausbreitete.
»Schon gut, ihr seid jetzt da«, sagte Marcia, um gute Laune bemüht. »Cressida, Sie nehmen zwischen Sir Peter Thornton und Marcus Lloyd Platz. Rick, du sitzt hier, zwischen Lady Bradley und Fliss.«
Nach einem raschen Blick auf Cressida nahm Rick am glänzend polierten Eichentisch Platz. Er hatte gehofft, neben Cressida sitzen zu können, aber Fliss, die ständige Begleiterin von Marcus Lloyd – Friseur der Stars – war eine akzeptable Alternative. Jung, kokett und voller Skandalgeschichten, hatte sie oft schon einen langweiligen Abend belebt.
Während ein Gang dem anderen folgte, lernte Cressida mit der Hilfe von Sir Peter die Namen der anderen Gäste kennen. Sie nahm erstaunt zur Kenntnis, dass nicht nur Sir Peter eine junge exotische Frau hatte, sondern auch ein anderes Paar schien keine Schwierigkeiten mit dem großen Altersunterschied zu haben: Lord George Bradley war etwa Mitte sechzig, und seine Frau Emily hatte vielleicht gerade die dreißig überschritten.
Cressida war enttäuscht, dass sie nichts von Lady Alice Summers sah, und überrascht, einen unbeweibten Mann zu sehen, Sir Nicholas Rodgers, um die sechzig alt, und Marcus Lloyd wusste zu berichten, dass Sir Nicholas frisch geschieden und höchst begehrt war.
»Der heutige Abend muss ziemlich enttäuschend für ihn sein«, sagte Cressida, »denn ich kann nirgendwo eine allein stehende Frau sehen.«
»Abgesehen von Ihnen«, sagte Marcus, dessen Haare noch mehr gestylt waren als die von Fliss.
»Aber ich stehe nicht zur Verfügung«, widersprach Cressida. »Ich bin mit Rick hier.«
»Seid ihr ein Paar?«
»Ja, ich glaube, so kann man es nennen.«
Er lächelte ein seltsames, geheimnisvolles Lächeln. »Dann kennen Sie die Köstlichkeiten, die uns später noch erwarten. Ich muss sagen, er kann offenbar zwischen ganz verschiedenen Begleiterinnen auswählen. Das letzte Mal, als wir auf einer Dinnerparty waren, hatte er eine außerordentlich große und üppig gebaute Rothaarige dabei. Aber sie war die Unterhaltung des Abends. Das sind Sie nicht, nicht wahr?«
Cressida runzelte die Stirn. »Was meinen Sie?«
Marcus öffnete den Mund, um zu reden, aber Sir Peter unterbrach ihn von ihrer rechten Seite. »Guy erzählte uns, dass Sie vor kurzem Ihre Arbeit in der Galerie aufgenommen haben, dann sind Sie wohl auch die junge Dame, die den ganzen Tag mit meiner Tochter arbeiten muss?«
Cressida musste darauf antworten, und Marcus Lloyd wandte sich Rose Thornton zu, die in einem königsblauen Kreppkleid mit weiten Schlitzen und einem tiefen Ausschnitt die Aufmerksamkeit aller Männer im Zimmer auf sich zog, ohne sich darum bemühen zu müssen.
Nach Kaffee und Schoko-Minzestangen zogen die Gäste in den Salon um, der im ersten Stock lag. Dort gab es Liköre und Schnäpse zu trinken, und es wurde viel geplaudert. Cressida fiel auf, dass sich die Atmosphäre verändert hatte. Bisher war alles recht konventionell und zivilisiert abgelaufen, aber jetzt entstand eine Strömung, die sich aus Erregung und Spannung zusammensetzte. Guys Stimmungslage hatte sich schon während des Essens verbessert, und inzwischen war er so entspannt, wie er sein konnte.
Cressida hatte ihn während des Essens häufig beobachtet. Was sie an ihm so faszinierend fand, war die Tatsache, dass er zwar an den einzelnen Gesprächen teilnahm, dass er aber die meiste Zeit seine Gäste betrachtete, und das erinnerte sie daran, wie ein Anthropologe seine Spezies nicht aus den Augen ließ. Die Gäste faszinierten ihn, aber neben der Faszination schien er sie auch zu verachten. Aber die Verachtung wich sofort aus seinem Blick, wenn er spürte, dass er beobachtet wurde.
Sobald sie ihr Brandyglas geleert hatte, fühlte Cressida Ricks Hand auf ihrem Arm. »Wir gehen jetzt nach unten«, sagte er leise.
»Nach unten? Wohin?«
Guy kam auf ihre andere Seite, und sie fühlte, wie er einen Arm um
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