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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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aufgenommene Fotos vor sich aus, wo sie von einer Krankenschwester der Rechtsmedizin untersucht wurde. Er stellt sich vor, dass die Kollegen Lamont in diesem Zustand sehen. Wie sollen sie ihre mächtige Staatsanwältin je wieder anschauen und dabei nicht an diese Bilder denken? Wie kommt die Frau bloß damit klar?
    »Ich werde natürlich das tun, was Sie mir auftragen«, sagt er. »Aber warum die plötzliche Eile?«
    »Darüber sprechen wir bei einem Gläschen«, sagt der Polizeichef. »Ich habe einen Termin im Dorchester, wir treffen uns dort um Punkt fünf.«
     
    In der Zwischenzeit in Watertown, der Filippello Park ist leer und verlassen.
    Verwaiste Picknicktische unter schattenspendenden Bäumen, leere Spielfelder und erkaltete Grills. Win geht davon aus, dass der Spielplatz, von dem Raggedy Ann auf der bei Farouk abgegebenen Nachricht sprach, wahrscheinlich der Klettergarten ist, und wartet deshalb auf einer Bank neben der Rutsche und einem Planschbecken. Niemand zu sehen. Doch um acht Minuten nach zehn hört Win ein Auto auf dem Fahrradweg. Es gibt nur zwei Sorten Menschen, die unverschämt genug sind, auf einem Fahrradweg zu fahren: Cops oder Spinner, die man festnehmen sollte. Als ein dunkelblauer Taurus neben ihm anhält, erhebt er sich. Stump lässt ihre Seitenscheibe hinunter.
    »Habe gehört, dass Sie hier jemanden treffen sollen.« Sie sieht stinksauer aus.
    »Haben Sie sie vertrieben?«, fragt Win, auch nicht gerade freundlich.
    »Sie haben hier nichts zu suchen!«
    »Ich würde mal sagen, das ist ein öffentlicher Park. Und was wollen Sie hier?«
    »Ihre Verabredung ist abgeblasen. Ich dachte, ich komme kurz vorbei, um es Ihnen persönlich zu sagen. Ich kümmere mich um Sie, und das nach all dem, was Sie getan haben.«
    »Was ich getan habe? Woher wissen Sie überhaupt …?«
    »Sie sind ohne Einladung im mobilen Labor aufgetaucht«, unterbricht Stump ihn. »Hocken eine ganze Stunde bei mir, machen einen auf nett, versuchen mir sogar zu helfen.
    Rufen mich später an und wollen sich mit mir verabreden, und dabei machen Sie mir die ganze Zeit was vor!«
    »Ich mache Ihnen was vor?«
    »Mund halten und einsteigen! Ich habe Ihre Schrottmühle da drüben gesehen. Können Sie später abholen. Sie müssen sich wohl kaum Sorgen machen, dass die irgendeiner klaut.«
    Sie rollen über den Fahrradweg, Stumps Augen blicken durch die dunkle Brille starr geradeaus, ihre Kleidung ist lässig, fast schlampig, aber mit Absicht. Weites khakifarbenes Shirt, nicht in die Hose gesteckt, um die Pistole an ihrer Hüfte oder ihrem Rücken zu verbergen. Ihre Jeans ist weit, ein weicher, verblasster Denimstoff, stellenweise ausgefranst und ziemlich lang, wohl um ein Fußholster zu kaschieren. Am ehesten am linken Fuß. Könnte auch am rechten sein, Win weiß es nicht. Hat keine Ahnung von Prothesen. Mit den Augen tastet er ihre Oberschenkel ab, fragt sich, wie Stump es schafft, dass der rechte genauso muskulös ist wie der linke, vermutet, dass sie trainiert, Streckübungen, vielleicht an einem speziell dafür angefertigten Gerät, oder sie hängt sich Gewichte unters Knie und macht die Übungen so.
    Plötzlich tritt Stump auf die Bremse, zerrt an einem Hebel unter ihrem Sitz und schiebt ihn so weit wie möglich nach hinten. Sie schwingt den rechten Fuß aufs Armaturenbrett.
    »Na los!«, fährt sie Win an. »Schauen Sie es sich genau an! Ich habe Ihre ständige Glotzerei satt!«
    »Ausgezeichnete Schuhe«, sagt er. »Lowa-Wanderstiefel mit Vibram-Sohlen, stoßdämpfend, geben guten Halt. Wenn man den Rand der Prothese direkt über Ihrer Kniescheibe nicht sehen würde - was übrigens auch durch die Jeans nur geht, wenn Sie Ihr Bein beugen und anheben -, hätte ich keine Ahnung. Ich habe jedenfalls kein Problem damit. Okay, ich bin neugierig. Aber kein Voyeur.«
    »Sie haben vergessen, dass Sie Menschen manipulieren, denn das ist Ihre große Spezialität - Sie sind ein verfluchter Manipulator, der scheinbar nichts anderes tut, als Designerläden und Versandhauskataloge zu durchforsten. Ihnen ist nämlich nur eines wichtig, und zwar, wie Sie aussehen. Kein Wunder. Denn mehr ist an Ihnen ja nicht dran. Ich habe keine Ahnung, was Sie vorhaben, aber so fängt man es ganz bestimmt nicht an. Erstens sollten Sie um zehn Uhr den Chef treffen. Sie zeigen also bereits jetzt mangelnden Respekt.«
    »Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen.«
    »Zweitens möchte ich nicht, dass Sie sich mit Leuten herumtreiben, die Sie nichts

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