Undercover
der Explosion ins Gedächtnis zurückzurufen: Er hatte ein Motorengeräusch gehört.
68
Die Sirenen wurden lauter. Shane rappelte sich auf und sah hinunter ins Tal. Die weißglühenden Augen eines Fahrzeugs blitzten hinter einer Kurve auf. Rotblaue Lichter blinkten. Dröhnend fuhr der Feuerwehrwagen an ihnen vorbei und kam abrupt zu m Stehen. Jetzt erst warf er einen Blick auf seinen verletzten Arm. Das Hemd war blutdurchtränkt. Die aufgebrochene Wunde pochte. Wil d reckten sich die Feuerzungen in den Himmel, Funken sprühte n, die Feuerwehrmänner rollten Schläuche aus. Er wollte die Hand heben, um sich bemerkbar zu machen, doch die Schmerzen ließen ihn mitten in der Bewegung einhalten. Ein weiteres Fahrzeug fuhr heran.
„Shane “, hörte er Tamara sagen, „der Krankenwagen ist da.“ Widerspruchslos folgte er ihr. Seine Knie waren weich und seine Zähne schlugen aufei nander. E in Sanitäter mit Nickelbrille half ihm in den Wagen hinein und begann den alten Verband zu lösen.
Im dunklen Viereck der offenen Krankenwagentür sah Shane die Scheinwerfer eines Autos herankommen. Der Wagen parkte, jemand stieg aus, verschwand aus Shanes Blickfeld und stand wenige Sekunden später vor ihm, angeleuchtet vom weißen Innenlicht des Krankenwagens.
„Bist du jetzt endlich zufrieden, Shane?“ , knurrte Mick Lanski. „Du hast ja nicht eher geruht, bis du’s herausgefunden hast.“
Shane zitterte vor Schmerzen, vor Kälte, vor Wut. „Wa s? Das s Ray Morrison Trevor Harry Pierce war? Dass Jack sich nicht geirrt hat?“
Lanski antwortete nicht, sah ihn nur an und wandte sich zum brennenden Haus.
„Die Drogenabteilung wird nicht besonders begeistert sein, dass du ihnen in die Quere gekommen bist. Sie hatten das Labor hier seit einer Weile unter Beobachtung.“
„Und warum sagt mir das keiner?“ , brüllte Shane los.
Lanski versuchte ein Lächeln, aber es war eher eine Grimasse . „Du weißt doch, Shane, je mehr Leute eingeweiht werden, umso größer ist die Gefahr, dass eine Sache auffliegt.“
Wie er Lanski hasste.
„Auf welcher Seite stehst du, Mick?“
Lanski wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal u m und sah Shane in die Augen. Lanski wollte wohl etwas sagen, doch dann entschied er sich dagegen und ging davon.
„Scheint nicht gerade Ihr Lieblingskollege zu sein, was?“ Der Sanitäter befestigte den neuen Verband. „Sie kriegen jetzt noch von mir `ne Injektion gegen d ie Schmerzen , dann bringen wir Sie ins Krankenhaus.“
„Nein! Geben Sie mir die verdammte Injektion und dann lassen Sie mich hier raus!“
Der Sanität er schüttelte belustigt den Kopf. „Ihr Cops glaubt auch, euch kann nichts umbringen, was?“
Wenige Minuten später stand Shane mit seiner Decke über den Schultern auf der Straße. Zwei Feuerwehrleute lehnten am Wagen, zwei andere begannen Schläuche einzurollen. Der Brand war gelöscht. Rauch stieg von den Stümpfen des ehemaligen Gebäudes auf, und der beißende Geruch mischte sich mit dem feuchter Erde. Es regnete immer noch. Er beobachtete die Leute von der Spurensicherung, wie sie in Schutzanzügen und mit Atemmasken, stumm ihre Arbeit aufnahmen. Tamara sprach mit einem uniformierten Polizisten, der offensichtlich ih ren Bericht zu Protokoll nahm. Da sah er Mick Lanski, hinter dem Feuerwehrwagen hervorkommen.
„ He, Mick!“, rief Shane ihm zu, als er nur wenige Schritte von ihm entfernt war. „Wieso warst du eigentlich in der Tiefgarage? Und wieso bist du jetzt hier?“
La nski blieb stehen. Er trug inzwischen eine dünne schwarze Regenhaut, hatte aber die Kapuze nicht aufgesetzt. Das schüttere Haar klebte nass an seinem Kopf und ließ ihn noch magerer erscheinen.
„Ich hab’ wie du den Kindern am Strand zugesehen. Meinen Wagen hatte ich in deiner Tiefgarage geparkt.“
Shane glaubte ihm nicht.
„Hast du damals mit Trevor gemeinsame Sache gemacht? Und d ie dreihunderttausend kassiert. Wer ist damals wirklich erschossen worden?“
Mick Lanski musterte ihn, s chließlich schüttelte er müde den Kopf und ging zu seinem Wagen.
„Was wollte der schon wieder hier?“ Tamara kam mit einem Schirm auf ihn zu. „Ist ja ziemlich schnell dort, wo etwas passiert.“
Sie sahen dem Wagen nach, bis die roten Rücklichter hinter einer Kurve verschwanden.
„Wir sollten heimfahren.“ Sie nahm seinen gesunden Arm , „für uns gibt’s im Moment nichts mehr zu tun.“
„Lassen wir uns von dem hier kutschieren?“ Sie meinte den Krankenwagen.
„Ray
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