Undercover
.
„Von was?“
„Von deinen Ermittlungen auf eigene Faust.“
„Klingt fast wie ein Befehl, Andrew.“
„Ich kann dir nichts befehlen, Shane . “ Ward musterte ihn. „Shane, es tut mir l eid. Du bist zu sehr betroffen. Da kann keiner nüchtern denken , sorry .“ Ward griff an das Schild seiner Kappe und ging mit schnellen Schritten davon.
D ie ersten Regentropfen fielen , und Shane beeilte sich, zum Auto zurückzukommen. Trotzdem wurde er nass bis er sich endlich auf den Fahrersitz fallen lassen konnte und hinter sich die Autotür zuwarf. Wenige Sekunden später war der Himmel tiefschwarz, und der Regen so stark, dass die Tropfen auf die Karosserie wie Kieselsteine aufschlugen. Die Bäume duckten sich unter den Peitschenhieben des Windes, über die Windschutzscheibe liefen Sturzbäche. Er nahm ein Tuch aus dem Fach in der Wagentür und rieb ein Stück der Windschutzscheibe frei, doch sie beschlug gleich wieder. Draußen herrschte Weltuntergangsstimmung. Als wäre die Sintflut hereingebrochen, dachte er und erinnerte sich an Jacks Bemerkung über Gott und Eitelkeit, die ihn die Geschenke von Kai n und Abel unterschiedlich wert schätzen ließ und verhinderte - und ihn davon abhielt - sein Scheitern einzugestehen, um dann konsequent seine erschaffene Menschheit zu ersäufen.
Einen Augenblick lang zog Shane in Betracht, am Headquarters in Brisbane vorbeifahren, doch dort würde ihm auch niemand seine Fragen beantworten. Also bog er nach der Story Bridge nicht auf die Straße zur City ein sondern auf die in Richtung Flughafen. Es herrschte dichter Reise- und Berufsverkehr, der auch bei der Abzweigung auf die Motorway zur Sunshine Coast nicht abnahm. Der Himmel hing noch immer dunkel und schwer über dem Land, unablässig trommelte der Regen auf das Autoblech, und die Scheibenwischer verrichteten Schwerstarbeit. Erst eine Stunde später, als er am Australian Zoo vorüberfuhr, ließ der Regen nach, und zwischen den grauen Wolken zeigten sich Fetzen von blauem Himmel. Kurze Zeit später brach die Sonne hervor, und auf der Straße und im grünen Dickicht der Palmen und Gummibäume stieg Dampf auf. Shane schaltete die Klimaanlage aus, fuhr d as Fenster herunter und atmete die schwüle Luft ein.
Bei der Ausfahrt nach Buderim dachte er wieder an Carol. Er verließ den Motorway an der Abfahrt nach Mooloolaba und Buderim. Als er über den Hügel fuhr und vor ihm das dunkelblau leuchtende Meer auftauchte, schöpfte er Hoffnung. Hoffnung, am Ende irgend etwas gutmachen zu können.
59
Garbo bellte und rannte zur Tür. Die Türglocke schrillte. Jetzt, dachte Josh, jetzt hat man sie gefunden.
„Ruhig, Garbo!“ Josh zog den Hund am Halsband von der Tür weg. Dann machte er die Haustür auf. Für einen Augenblick glaubte er, er bilde es sich nur ein, doch da bellte Garbo wieder. Vor der Fliegennetztür stand Chrissy mit strähnigem, nassem Haar, als sei sie gerade dem Ozean entstiegen.
„Hallo“, sagte sie müde, und er bemerkte die dunklen Ringe unter ihren Augen.
Er drückte die Fliegentür auf. Sie musste zu Hause gewesen sein, denn sie trug ein anderes Kleid, und er sah ihr Auto am Bordstein parken. Ohne etwas zu sagen ging sie an ihm vorbei ins Haus. Er wollte sie nicht bedrängen, und so stellte er erst mal keine Fragen, sondern folgte ihr in die Küche. Sie sank auf den Stuhl am Tisch, stützte den Kopf in die Hände und seufzte. Garbo l eckte ihre Füße .
„Willst du etwas trinken“, sagte er, „ich könnte Kaffee oder Tee...“
Sie nickte schwach. Der schmale Träger ihres dünnen Sommerkleides war ihr über die Schulter gerutscht.
„Was, Kaffee oder Tee?“
„Egal.“
Er entschied sich für Tee und füllte Wasser in den Kocher.
„Ich hab’ gedacht, dir ist was ...“, sagte er in die Stille hinein.
„Dreimal war ich auf dem Parkplatz und immer wieder bin ich gegangen.“ Sie hatte den Kopf noch immer in den Händen vergraben.
„Wo?“ Er verstand nicht.
„Vor dem Headquarters. Ich wollte ihnen den Revolver bringen, aber...“
„Du hast ihnen den Revolver nicht gebracht?“ Er hielt den Atem an. Sie schüttelte den Kopf und starrte vor sich hin. Das Wasser brodelte, und Josh übergoss die Teebeutel in den Bechern. Dann setzte er sich zu ihr. Pete pfiff wieder. Josh schob die Tasse näher zu ihr und nippte an seiner eigenen. Schließlich fiel ihm ein, Detective B lix anzurufen, um ihm Bescheid zu geben, dass Chrissy zurückgekehrt war.
„Chrissy, wo ist der Revolver?“
Sie nahm
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