Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
informieren.«
»Einzeln?«
»Nein, wir sollten uns an die Zeitungen wenden.«
»Würden sie uns glauben?«
»Wenn wir überzeugend sind.«
»Würden sie die Story bringen?«
»Warum nicht?«
»Wer weiß, was heutzutage bei den Zeitungen läuft? Vielleicht würden sie über diese Story erst mal mit der Regierung sprechen, die sie vielleicht auffordern würde, sie vorerst nicht zu bringen.«
»Was ist mit der Pressefreiheit?«
Lee sagte: »Ja, an die erinnere ich mich.«
»Wer, zum Teufel, hilft uns also?«
»Sansom«, sagte ich. »Sansom hilft uns. Er hat bei dieser Sache am meisten zu verlieren.«
»Sansom ist die Regierung. Er hat Susan von seinem eigenen Kerl beschatten lassen.«
»Weil für ihn viel auf dem Spiel steht. Das können wir für uns nutzen.« Ich zog Leonids Handy heraus und warf es neben Theresa Lee aufs Bett. »Morgen früh schicken Sie Docherty eine SMS . Dann stellen Sie fest, welche Nummer das Cannon House Office Building in Washington hat. Sie rufen Sansoms Büro an und lassen sich zu ihm durchstellen. Sie sagen ihm, dass Sie bei der New Yorker Polizei und im Augenblick mit mir zusammen sind. Sie sagen ihm, dass wir wissen, dass sein Mann in der U-Bahn war. Sie sagen ihm, wir wissen, dass er die Distinguished Service Medal nicht für das Scharfschützengewehr bekommen hat und dass es mehr gegeben hat.«
49
Theresa Lee griff nach dem Mobiltelefon und hielt es einen Augenblick wie ein kostbares Juwel in der Hand. Dann legte sie es auf den Nachttisch und fragte: »Wie kommen Sie darauf, dass es mehr gibt?«
Ich sagte: »Insgesamt muss es mehr geben. Sansom hat vier Orden erhalten, nicht nur einen. Er war ein Mann für schwierige Fälle. Er muss alles Mögliche gemacht haben.«
»Zum Beispiel?«
»Was getan werden musste. Und für jeden, der Bedarf hatte. Nicht nur für die Army. Deltas sind manchmal ausgeliehen worden. Gelegentlich an die CIA .«
»Wofür?«
»Geheime Interventionen. Staatsstreiche. Attentate.«
»Marschall Tito ist 1980 gestorben. In Jugoslawien. Glauben Sie, dass Sansom ihn umgelegt hat?«
»Nein, ich glaube, dass Tito erkrankt ist. Aber ich wäre nicht überrascht, wenn es für den Fall, dass er gesund geblieben wäre, einen Reserveplan gegeben hätte.«
»Breschnew ist 1982 gestorben. In Russland. Kurze Zeit später dann Andropow. Dann gleich darauf Tschernenko. Die reinste Epidemie.«
»Was sind Sie? Eine Historikerin?«
»Nur eine Amateurin. Aber jedenfalls hat das alles zu Gorbatschow, zu Glasnost und Perestroika geführt. Glauben Sie, dass wir dabei die Hand im Spiel gehabt haben? Halten Sie es für möglich, dass das Sansom war?«
»Vielleicht«, sagte ich. »Ich weiß es nicht.«
»Trotzdem sehe ich keinen Zusammenhang zwischen solchen Dingen und dem März 1983 in Afghanistan.«
»Aber denken Sie mal darüber nach. Bei Nacht auf ein sowjetisches Scharfschützenteam zu stoßen war nur durch Zufall möglich. Hätte man einen Kerl für schwierige Fälle wie Sansom durch die Berge streifen und das Beste hoffen lassen? In hundert von hundertein Fällen wäre er mit leeren Händen zurückgekehrt. Das wäre ein hohes Risiko bei sehr geringen Erfolgsaussichten. Das ist keine vernünftige Einsatzplanung. Jeder Einsatz braucht ein erreichbares Ziel.«
»Viele schlagen fehl.«
»Klar tun sie das. Aber alle beginnen mit realistischer Zielsetzung. Jedenfalls realistischer, als in der Hoffnung auf eine zufällige Begegnung durch dreitausend Quadratkilometer unbewohntes Bergland zu streifen. Also muss dahinter mehr gesteckt haben.«
»Das ist ziemlich vage.«
»Es gibt noch mehr«, fuhr ich fort. »Und das ist nicht so vage. Seit Tagen reden Leute mit mir. Und ich habe zugehört. Manches war nicht ganz verständlich. Nehmen wir zum Beispiel die Feds, die mich in Washington im Watergate abgefangen haben. Ich wollte von ihnen wissen, um was es eigentlich gehe. Ihre Reaktion war irrational. Sie haben so getan, als könnte gleich der Himmel einstürzen. Ganz unverhältnismäßig für ein illegales Kommandounternehmen vor fünfundzwanzig Jahren.«
»Geopolitik ist nicht einfach.«
»Bestimmt nicht. Und ich gebe uneingeschränkt zu, dass ich kein Experte bin. Aber trotzdem war ihre Reaktion maßlos überzogen.«
»Das ist noch immer vage.«
»Ich habe in Washington mit Sansom gesprochen. In seinem Büro. Er war sichtbar sauer wegen dieser ganzen Sache. Bedrückt und irgendwie besorgt.«
»Die Wahlen stehen vor der Tür«.
»Aber es war doch cool,
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