Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
braucht.«
»Glauben Sie? Die Feds kommen mit ihren Ermittlungen nicht weiter. Wie lange soll diese Sache sich noch hinziehen?«
»Tun Sie das also für Jacob Mark oder für mich?«
»Ich tue es für mich selbst.«
»Sie sind nicht in diese Sache verwickelt.«
»Ich mag Herausforderungen.«
»Auf der Welt gibt’s genügend andere Herausforderungen.«
»Die Hoths haben mich persönlich hineingezogen. Sie haben mir diese DVD geschickt.«
»Das war ein taktischer Schachzug. Reagieren Sie, siegen die anderen.«
»Nein, reagiere ich, verlieren sie.«
»Wir sind hier nicht im Wilden Westen.«
»Das stimmt. Wir sind hier im Duckmäuser-Westen. Wir müssen die Uhr zurückstellen.«
»Wissen Sie überhaupt, wo sie sich befinden?«
Springfield sah mich an.
Ich sagte: »Ich habe verschiedene Ideen.«
»Stehen Sie weiter mit ihnen in Verbindung?«
»Seit der Sache mit der DVD hat sie mich nicht wieder angerufen.«
»Seit sie Sie reingelegt hat, meinen Sie.«
»Ich glaube, dass sie wieder anruft.«
»Weshalb?«
»Weil sie will.«
»Sie könnte gewinnen. Ein einziger falscher Schritt, dann sind Sie ihr Gefangener. Letzten Endes werden Sie ihr erzählen, was sie wissen will.«
Ich fragte ihn: »Wie oft sind Sie seit dem elften September mit Linienmaschinen geflogen?«
Er antwortete: »Hunderte von Malen.«
»Und ich wette, dass Sie jedes Mal im Hintergrund Ihres Bewusstseins gehofft haben, dass Entführer an Bord sein würden. Damit Sie aufspringen könnten, wenn sie den Gang entlangmarschierten, und sie zu Brei schlagen könnten. Oder bei dem Versuch sterben.«
Sansom nickte leicht, und seine Lippen verzogen sich zu einem wehmütigen kleinen Lächeln. Das erste Lächeln, das ich seit Langem bei ihm gesehen hatte.
»Sie haben recht«, sagte er. »Auf jedem Flug.«
»Weshalb?«
»Ich würde die Mitfliegenden beschützen wollen.«
»Und Sie würden Ihren Frustrationen ein Ventil verschaffen wollen. Und Ihren Hass loswerden. Ich weiß, dass ich das wollen würde. Mir hat das World Trade Center mit den Twin Towers gefallen. Mir hat die Welt gefallen, wie sie früher war. Davor, meine ich. Ich bin kein gewiefter Politiker. Ich bin weder Diplomat noch Stratege. Ich kenne meine Schwächen, und ich kenne meine Stärken. Deshalb erscheint einem Menschen wie mir die Chance, gegen eine aktive al-Qaida-Zelle anzutreten, nicht viel anders, als fielen alle meine Geburtstage und Weihnachten auf einen einzigen Tag.«
»Sie sind verrückt. Dies ist keine Sache, die man allein angeht.«
»Woraus besteht die Alternative?«
»Die Heimatschutzbehörde spürt sie irgendwann auf. Dann wird ein Einsatzkommando zusammengestellt. NYPD , FBI , SWAT -Teams, Ausrüstung, Hunderte von Männern.«
»Ein riesiges Unternehmen mit vielen unvereinbaren Komponenten.«
»Aber sorgfältig geplant.«
»Haben Sie schon mal bei solchen Unternehmen mitgemacht?«
»Einige Male.«
»Waren Sie hinterher zufrieden?«
Sansom gab keine Antwort.
Ich sagte: »Allein ist immer besser.«
»Vielleicht nicht«, sagte Springfield. »Wir haben die Unterlagen der Heimatschutzbehörde eingesehen. Die Hoths haben eine große Crew mitgebracht.«
»Wie viele?«
»Neunzehn Mann.«
68
Ich beendete mein Frühstück. Die Kaffeekanne war leer. Also trank ich eine Wasserflasche für acht Dollar aus und warf sie schwungvoll in Richtung Papierkorb. Sie prallte von seinem Rand ab und rollte über den Teppichboden. Kein gutes Omen, wenn man abergläubisch war. Aber das bin ich nicht.
»Insgesamt neunzehn Mann«, sagte ich. »Vier haben das Land bereits verlassen, und zwei sind marschfähige Verwundete mit gebrochenen Kiefern und Ellbogen. Also verbleiben dreizehn im aktiven Dienst.«
Sansom fragte: »Mit gebrochenen Kiefern und Ellbogen? Wie ist das passiert?«
»Sie waren auf der Suche nach mir unterwegs. Vielleicht sind sie in ihren heimatlichen Bergen mit Granatwerfern große Klasse, aber Straßenkämpfe scheinen nicht ihre Stärke zu sein.«
»Haben Sie etwas auf ihre Stirn geschrieben?«
»Bei einem. Warum?«
»Das FBI hat einen Anruf aus der Notaufnahme im Bellevue Hospital erhalten. Dort sind zwei bei einer Schlägerei verletzte, nicht identifizierte Ausländer eingeliefert worden. Einem war etwas auf die Stirn geschrieben worden.«
»Zur Strafe«, sagte ich. »Die Hoths müssen mit ihrer Leistung unzufrieden gewesen sein. Sie haben die beiden ausgeliefert, um die Übrigen anzuspornen.«
»Skrupellose Leute.«
»Wo sind die beiden
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