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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Händen und beschrieb mit dem Kopf einen Kreis, als wollte er seinen steifen Nacken entspannen.
    Er fragte: »Aber warum? Wieso hat sie durchgedreht und sich erschossen, bevor sie am Ziel ihrer Fahrt war?«
    Ich antwortete nicht gleich. Um uns herum Stimmengemurmel, sanftes Quietschen von Schuhsohlen auf Linoleum, leises Klirren von Besteck und Porzellan, Geräusche aus Fernsehern an den Wänden, das Bimmeln der Glocke, wenn ein Schnellgericht fertig war.
    »Sie hatte sich strafbar gemacht«, sagte ich. »Sie hatte gegen alle möglichen Geheimhaltungsvorschriften verstoßen und das in sie gesetzte Vertrauen missbraucht. Und sie muss den Verdacht gehabt haben, überwacht zu werden. Vielleicht hatte man sie sogar gewarnt. Deshalb war sie nervös, als sie sich in ihren Wagen setzte. Auf der gesamten Fahrt hat sie ängstlich Ausschau nach roten Blinklichtern im Rückspiegel gehalten. Jeder Cop an jeder Mautstelle stellte eine potenzielle Gefahr dar. Jeder Kerl in einem Anzug konnte ein Federal Agent sein. Und in der U-Bahn hätte jeder von uns anderen im Begriff sein können, sie festzuneh-
men.«
    Jake äußerte sich nicht dazu.
    Ich sagte: »Und dann habe ich sie angesprochen.«
    »Und?«
    »Sie ist ausgerastet. Sie dachte, ich wolle sie verhaften. In diesem Augenblick war das Spiel für sie aus. Sie war am Ende ihrer Straße angelangt und verloren, wenn sie’s tat, und verloren, wenn sie’s nicht tat. Sie konnte weder vor noch zurück. Sie saß in der Falle. Die schlimmen Dinge, mit denen man sie erpresst hatte, würden nun eintreten, und sie würde ins Gefängnis kommen.«
    »Wieso hätte sie glauben sollen, dass Sie sie verhaften woll-
ten?«
    »Sie muss mich für einen Cop gehalten haben.«
    »Wieso hätte sie Sie für einen Cop halten sollen?«
    Ich bin ein Cop. Ich kann Ihnen helfen. Wir können darüber reden.
    »Sie hat unter leichtem Verfolgungswahn gelitten«, erklärte ich. »Verständlicherweise.«
    »Sie sehen aber nicht wie ein Cop aus, eher wie ein Stadtstreicher. Sie hätte vermutlich gedacht, Sie wollten sie um Kleingeld anschnorren.«
    »Vielleicht hat sie geglaubt, ich sei ein verdeckter Ermittler.«
    »Sie war eine kleine Angestellte im Pentagon – das haben Sie selbst gesagt. Sie hätte nicht gewusst, wie verdeckte Ermittler aussehen.«
    »Jake, tut mir leid, aber ich habe zu ihr gesagt, ich sei ein Cop.«
    »Warum?«
    »Ich dachte, Susan sei eine Selbstmordattentäterin. Ich wollte nur die nächsten drei Sekunden durchstehen, ohne dass sie den Knopf drückt. Ich wäre bereit gewesen, alles zu versuchen.«
    Er fragte: »Was haben Sie genau gesagt?« Also erzählte ich es ihm, und er meinte: »Jesus, das klingt ja wie der Scheiß, den jemand von der Innenrevision erzählen würde.«
    Ich glaube, Sie haben sie in den Abgrund gestoßen.
    »Tut mir leid«, sagte ich noch mal.
    In den folgenden Minuten wurde ich von allen Seiten unter Beschuss genommen. Jacob Mark funkelte mich böse an, weil ich seine Schwester in den Tod getrieben hatte. Die Bedienung war wütend, weil sie in der Zeit, die wir mit zwei Tassen Kaffee vertrödelt hatten, ungefähr achtmal Frühstück hätte verkaufen können. Ich zog einen Zwanziger aus der Tasche und klemmte ihn unter meine Untertasse. Sie beobachtete mich dabei. Trinkgeld für achtmal Frühstück auf einmal. Damit war das Problem der Bedienung gelöst. Der Problemfall Jacob Mark war schwieriger. Er saß still, schweigend und zornig neben mir. Ich sah, wie er zweimal den Kopf zur Seite drehte, als versuchte er, den Absprung zu finden. Dann sagte er: »Ich muss jetzt weiter. Hab viel zu tun. Muss mir überlegen, wie ich’s der Familie schonend beibringe.«
    Ich sagte: »Familie?«
    »Molina, dem Exmann. Und sie haben einen Sohn, Peter, mein Neffe.«
    »Susan hatte einen Sohn?«
    »Was kümmert Sie das?«
    Der IQ von Schäferhunden.
    Ich sagte: »Jake, wir reden hier darüber, womit jemand sie unter Druck gesetzt haben könnte, und Sie kommen nicht darauf zu erwähnen, dass Susan einen Jungen hatte?«
    Er wirkte eine Sekunde lang irritiert, sagte: »Peter ist kein Junge mehr. Er ist zweiundzwanzig. Er studiert im letzten Jahr an der USC . Er spielt Football. Er ist größer als Sie. Und er hat kein enges Verhältnis zu seiner Mutter. Er ist nach der Scheidung bei seinem Vater geblieben.«
    Ich sagte: »Rufen Sie ihn an.«
    »In Kalifornien ist es vier Uhr morgens.«
    »Rufen Sie ihn trotzdem an.«
    »Dann wecke ich ihn.«
    »Das will ich schwer hoffen.«
    »Er muss

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