Underground
würde, es doch noch zu schaffen.«
»Und? Hast du einen gefunden?«
»Vielleicht«, antwortete er ausweichend. Ich spürte, wie er sich im Grau wand. »Warum glaubst du wohl, dass ich diese Flasche wollte, die du hattest?«
Mara flüsterte mir zu: »Ich glaube, er meint die Flasche, die Ben für dich angefertigt und die Brian dann zerbrochen hat.«
Ich nickte. »Warum hast du Brian dazu gebracht, sie kaputtzumachen?«, fragte ich Albert.
»Weil ich nicht wollte, dass die Hexe sie für mich verwendet. Außerdem hat es mir nicht gefallen, wie das andere Wesen darin eingesperrt war. Es wollte raus und hat mir versprochen, den Jungen für mich zu fangen, wenn ich ihm helfen würde. Aber du hast es vorher erledigt.«
»Was meinst du mit ›den Jungen für dich fangen‹?«, hakte ich nach. Ich drückte auf die schwarzen Zaubernadeln, bis Albert zu jammern begann. Leider spürte ich sie genauso auf meiner Haut.
»Ich meine den Sohn der Hexe«, antwortete er widerstrebend. »Er gehorcht mir. Seitdem ich stärker geworden bin, kann ich mit ihm sprechen. Sein Geist ist ähnlich wie deiner, aber er lässt sich noch besser formen. Selbst wenn ich ihn nicht an mich bringen kann, wird er mir helfen, einen geeigneten Körper zu finden. Sobald er älter ist, wird er mächtig sein. Schau mich nicht so an. Es ist ihre Schuld. Sie hat dem Haus mehr Energie zugeführt. Also hat sie
auch mich stärker gemacht. Das ist nur fair! Man hat mir schließlich mein Leben geraubt!«
Mara fuhr zornig mit der Hand durch die Luft und schien nach etwas zu greifen, während sie rief: »Verschwinde, du Ungeziefer!« Es folgte eine ganze Reihe von Schimpfwörtern, die ich nicht verstand. Ihr plötzlicher Ausbruch überraschte mich, und ich zuckte zurück, wodurch die schwarzen Fäden zerrissen wurden, die Albert und mich verbanden. Ich spürte, wie die Kälte in meinem Körper augenblicklich nachließ. Das Netz, in dem der Geist gefangen war, leuchtete wütend in roten Farben auf und zog sich dann zusammen. Ein magischer Knoten flog nach oben durch die Decke und riss den entsetzt kreischenden Geist mit sich. Mara murmelte noch eine Weile aufgebracht vor sich hin. Schließlich starrte sie an die Decke, durch die Albert verschwunden war. »Du hinterhältiger Teufel! Widerliches Stück Mist!«
Ich ließ mich auf die Couch fallen und atmete tief die warme Luft ein. Einige Minuten lang saß ich zitternd da, bis die Kälte nachließ, während ich ununterbrochen mein steifes Knie massierte. Ich fühlte mich physisch und psychisch zutiefst erschöpft. Je wärmer mir allerdings wurde, desto mehr erholte sich auch meine Psyche.
Schritte eilten die Treppe herab. Mara schluckte gerade noch ihre Flüche hinunter, ehe ein verblüffter Ben ins Zimmer lugte.
»Irgendetwas ist gerade durch den Boden und dann durch das Dach geflogen! Ich konnte es zwar nicht sehen, aber es fühlte sich an wie Säure. Was habt ihr beide hier unten angestellt? Alles in Ordnung, Mara? Harper?« Er sah seine Frau aufmerksam an und wich dann zurück. »Oh, oh … Was habe ich angestellt?«
»Nichts!« Sie biss sich auf die Unterlippe und stand seufzend auf. »Ach, Liebling, es tut mir leid. Du hast gar nichts angestellt. Es war dieser verdammte Albert. Er … Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht, als ich ihn hier bei uns wohnen ließ. Er ist ein böser Geist. Ich habe ihn für eine Weile davongejagt und werde ihn erst wieder einsammeln, wenn ich weiß, was mit ihm geschehen soll.«
»Was mit ihm geschehen soll?«
»Ich glaube, ich brauche vielleicht Carlos’ Hilfe«, meinte Mara.
Ben und ich starrten sie verblüfft an. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre …«, begann Ben.
»Dieser Kotzbrocken hat es auf unseren Sohn abgesehen, Ben! Und es ist alles meine Schuld! Weil ich nicht stärker nachgebohrt habe, um seinen wahren Charakter zu erforschen. Das … Das …« Mara verschluckte sich beinahe vor Zorn und Aufregung.
Ben eilte zu ihr und nahm sie liebevoll in die Arme. Auch ich hätte eine solche Umarmung in diesem Moment mehr als willkommen geheißen. »Ganz ruhig … Damit fütterst du nur die bösen Geister.«
Trotz ihrer Empörung musste Mara lachen und verschluckte sich beinahe. Dann gab sie ihrem Mann einen zärtlichen Knuff. »Idiot!«
»So gefällst du mir schon besser. Ich verstehe, dass du wütend bist und Albert irgendetwas Teuflisches mit Brian im Sinn hatte. Aber was genau hatte er vor? Hast du ihn jetzt daran gehindert, es wieder zu
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