Underground
dich zwar überhaupt nichts an«, schrie ich, »aber er ist nicht mehr mein Freund!«
»Gut!«, brüllte Quinton zurück, riss die Tür auf und sprang aus dem Wagen.
Ich schaltete den Motor aus und folgte ihm.
»Was soll das heißen?«, verlangte ich zu wissen, nachdem ich ihn am Haupteingang zum Krankenhaus eingeholt hatte.
Er zuckte so heftig mit den Schultern, als ob er irgendetwas abschütteln müsste. Dann drehte er sich zu mir um. Sein Strahlenkranz im Grau flackerte für einen Moment auf, ehe er sich zu einer schwachen Linie aus rasch wandelnden Farben zusammenzog. »Ich will damit nur sagen«, erklärte er mit betont ruhiger Stimme, »dass du mit niemandem zusammen sein solltest, den du anlügen musst.«
»Bin ich auch nicht.«
»Nein. Sieht so aus. Zumindest nicht mehr.« Er wirkte ziemlich nervös. »Und warum nicht?«
Ich stieß einen tiefen Seufzer aus, der in der kalten Luft eine weiße Wolke entstehen ließ. »Ich habe dir doch von dem Zombie erzählt, der mir gebracht wurde.«
»Ja«, erwiderte Quinton und hüpfte von einem Fuß auf den anderen, um nicht allzu sehr zu frieren.
»Na ja …« Es fiel mir wieder schwer, darüber zu sprechen, wenn auch auf andere Weise als über das Energienetz im Grau. »Will war dabei und ist ziemlich ausgerastet.«
»Kann ich eigentlich verstehen. Das wären wohl die meisten.«
»Ja, wahrscheinlich. Ich musste den Zombie … Ich musste ihn auseinandernehmen … Und diesen Anblick fand er wohl ziemlich verstörend.«
Quinton sah mich an und zitterte, wobei ich mir nicht sicher war, ob vor Kälte oder weil er sich vorstellte, was ich gemacht hatte. »Aha … Das war sicher auch nicht angenehm. Hat er … Äh …«
»Mich wie eine heiße Kartoffel fallen lassen? Ja, hat er«, ergänzte ich den Satz und nickte. »Ich kann ihn sogar irgendwie verstehen, aber es tut trotzdem weh. Wir haben es zwar noch einmal versucht, aber … na ja. Du hast recht. Ich kann mit niemandem zusammen sein, der es nicht aushält, wie ich bin, oder nicht damit zurechtkommt, was ich mache. Ich will niemanden mehr anlügen oder ihn vor der Wahrheit beschützen.«
»Es tut mir …«, stammelte Quinton und biss sich auf die Unterlippe.
»Du musst nicht sagen, dass es dir leidtut. Es tut dir doch gar nicht leid. Manchmal funktioniert eine Beziehung eben nicht.« Ich konnte ihn nicht ansehen und blickte deshalb an ihm vorbei ins Grau. Etwas Helles flammte dort auf. Doch als ich den Kopf drehte, war es verschwunden. Quinton stand noch immer vor mir und wirkte ein wenig zu strahlend und zu pink, um wirkliches Bedauern zu empfinden.
Die Energie um ihn herum wurde noch pinkfarbener. »Stimmt. Es tut mir nicht leid, dass es nicht funktioniert hat.« Das Pink wurde schwächer. »Aber es wäre mir lieber gewesen, wenn es nicht auf diese Weise passiert wäre. Mit Zombies und haarigen Wesen und so …«
»Die sind noch immer da draußen unterwegs«, erinnerte ich ihn, da ich dringend das Thema wechseln wollte.
Ich hatte keine Lust, noch länger über meine kaputte Beziehung zu reden. »Selbst wenn wir annehmen, dass wir jetzt wissen, was dieses Monster ist, haben wir noch immer keine Ahnung, wie wir es aufhalten können oder warum es mordet.«
Eine kleine Gruppe grimmig dreinblickender Leute trat durch die Krankenhaustür. Sie redeten gerade über eine gestellte Diagnose und die Risiken einer Operation. Es war bereits so dunkel, dass es schon wesentlich später zu sein schien als fünf Uhr.
Quinton sah mich von der Seite an. »Hättest du Lust, etwas essen zu gehen? Wir könnten uns dabei überlegen, wo wir weitermachen wollen.«
Ich lächelte ihn ein wenig schief an. »Gerne.«
Unser gemeinsames Abendessen war so unromantisch wie nur irgend möglich: Hamburger im Kidd Valley, einem Lokal gegenüber vom Krankenhaus. Aber das Essen war warm, und die Fenster des Lokals hatten sich beschlagen, sodass man uns von draußen kaum sehen konnte. Wir verzogen uns in die hinterste Ecke des Diners.
»Meinst du wirklich, dass wir nach diesem Sisiutl suchen sollten?«, fragte Quinton.
»Ja.« Ich seufzte. »Auch wenn ich mir etwas blöd dabei vorkomme.«
»Verstehe. Am besten nennen wir ihn vorerst allerdings wirklich Sistu. Selbst wenn er uns nicht hören kann, ist es nie schlecht, einen falschen Namen zu benutzen.«
Ich stimmte ihm zu. »Wir müssen jedenfalls herausfinden, wo er sich versteckt und was er vor hat. Ist er einfach nur hungrig, oder geht es da noch um etwas anderes?«
»Am besten
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