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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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habe dir geantwortet. Dein Problem, wenn dir meine Antwort nicht gefällt.» Ich will weg von ihm, ich will zu meinem Zelt. Er nimmt meine Hand.
    Ich wünschte wirklich, er würde mich nicht mehr anfassen.
    «Jetzt werd doch nicht sauer, Clara. Ich will doch nur helfen», sagt er.
    «Wie wäre es denn, wenn du dich um deinen eigenen Kram kümmerst.»
    Er lacht, dann lässt er meine Hand los. «Okay, es ist zu spät, du bist schon sauer. Aber ich meine es ernst. Sag mir doch, wieso du denkst, dass es Tuckers Beerdigung ist.»
    Ich starre ihn an. «Du glaubst mir nicht? Das ist nun wirklich keine große Hilfe.»
    «Das hab ich nicht gesagt. Es ist ja bloß …» Er bringt keinen Ton mehr heraus, und so was hab ich bei ihm noch nie erlebt. «Na ja, ich dachte, meine Vision zeige mir etwas ganz Bestimmtes, und dann hat es sich als etwas völlig anderes herausgestellt.»
    «Genau, und zwar weil ich es dir vermasselt habe», sage ich.
    «Du hast es nicht vermasselt.» Er sieht mir tief in die Augen. «Ich glaube, du hast meine Vision nur verändert. Aber was ich sagen will, ist Folgendes: Ich hatte es vorher nicht richtig verstanden. Ich konnte es nicht verstehen.»
    «Und jetzt verstehst du es?»
    Er sieht weg. «Das hab ich nicht gesagt.» Er nimmt einen Stein auf und schleudert ihn perfekt übers Wasser. «Du sollst einfach nur wissen, dass ich nicht denke, dass du irgendwas vermasselt hast, Clara. Es ist nicht deine Schuld.»
    «Wie bist du denn darauf gekommen?»
    «Du bist deinem Herzen gefolgt. Für so was muss man sich nicht schämen.»
    «Du meinst das wirklich?» Ich bin total perplex. Ich hatte immer angenommen, dass er mir die Schuld gibt.
    «Ja», sagt er, und es zeigt sich die Andeutung eines Lächelns in seinem Gesicht. «Das meine ich wirklich.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Das verlorene Paradies
    «Lebt wohl, ihr glücklichen Gefilde, / wo auf ewig die Freude wohnt! Willkommen, Schrecknisse, willkommen, / infernalische Welt! Und du, tiefste Hölle / nimm in Empfang deinen neuen Eigner, welcher bringt / einen Geist, den Ort und Zeit nicht ändern» , liest Kay Patterson. Sie liest sehr schön, das muss ich ihr lassen, auch wenn ich vermute, dass unter ihrer gelackten Oberfläche ein Herz des reinsten Bösen schlägt.
    Na schön, vielleicht nicht des reinsten Bösen. Denn Christian hat sie gemocht, und Christian ist schließlich kein Idiot. Sogar Wendy sagt, dass Kay gar nicht so übel ist, wenn man sie näher kennenlernt. Da muss also etwas sein, das ich nicht sehe.
    «Der Geist ist sein eigner Ort, und aus sich selbst heraus / vermag er Himmel aus Hölle, Hölle aus Himmel zu erschaffen» , fährt sie fort.
    «Sehr schön, Kay», sagt Mr Phibbs. «Also was bedeutet das, was meinst du?»
    Kays makellos gezupfte Augenbrauen ziehen sich zusammen. «Was das bedeutet?»
    «Was will Satan damit sagen? Wovon spricht er hier?»
    Deutlich genervt sieht Kay ihn an. «Keine Ahnung. Ich spreche nicht Altenglisch, oder was immer das sein soll.»
    Ich würde mich ja über sie lustig machen, aber so richtig verstehe auch ich es nicht. Eigentlich gar nicht, wenn ich ehrlich sein soll; das ganze Buch im Grunde nicht. Was völlig unlogisch ist. Denn ich sollte in der Lage sein, jede jemals auf der Erde gesprochene Sprache zu verstehen und selbst zu sprechen, also weshalb bin ich so verloren beim Verlorenen Paradies ?
    «Sonst jemand?» Mr Phibbs blickt in die Runde.
    Wendy hebt die Hand. «Ich könnte mir vorstellen, dass er darüber spricht, wie entsetzlich die Hölle ist, aber für ihn ist sie besser als der Himmel, denn in der Hölle ist er wenigstens frei. Er sagt ja schließlich an anderer Stelle noch so was wie ‹lieber regieren in der Hölle als bloß dienen im Himmel›.»
    Wie unheimlich. Ich werde immer ganz unruhig, wenn im Gespräch mit normalen Leuten das Thema «Engel» aufkommt, und jetzt passiert es sogar im Englischunterricht. Ich bin sicher, dass meine Mutter diesen Lesestoff nicht billigen würde.
    Andererseits weiß sie wahrscheinlich alles darüber. Schließlich weiß sie ja alles. Und sagt mir nichts.
    «Ausgezeichnet, Wendy», lobt Mr Phibbs, «ich sehe, du hast die Erläuterungen zur Interpretation des Textes gelesen.»
    Wendy wird auf ganz reizende Weise rot.
    «Kein Problem, es schadet absolut nicht, die Erläuterungen zu lesen», erklärt Mr Phibbs gutmütig. «Es ist durchaus sinnvoll, die Interpretation anderer Leute zu kennen. Aber noch wichtiger ist, dass du dich selbst mit dem

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