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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Abschlussballs in diesem Jahr ist Das wiedergefundene Paradies – ja, genau, organisiert von den Schülern des Abschlussjahrgangs, die in diesem Schuljahr bei Mr Phibbs Das verlorene Paradies von John Milton hatten lesen müssen. Mein absolut allerliebstes Lieblingsbuch.
    Entweder dieses Kleid oder gar keins.
    Ich gab mir große Mühe, nicht auf die Stelle vor dem General Nutrition Center zu schauen, wo ich zum ersten Mal Samjeezas Blick auf mir gespürt hatte. Irgendwie komisch, dass ich ausgerechnet in einem Einkaufszentrum einem Schwarzflügel begegnet bin. Ich versuchte, ihn mir beim Shoppen vorzustellen, wie er in der Buchhandlung stöbert, vielleicht auf der Suche nach dem neuesten Roman von Dan Brown, wie er im Kaufhaus Macy’s Krawatten anprobiert oder Unterwäsche begutachtet, denn auch Engel brauchen Unterwäsche, wenn sie unter den Sterblichen weilen, stimmt’s? Ich weiß noch, wie ich mich mit Angela darüber amüsiert habe, und wenn ich jetzt daran denke, wie wir damals Witze darüber machen konnten … dann denke ich, mein lieber Mann, was waren wir doch dumm und naiv. Wir wussten, dass Schwarzflügel furchterregend und mächtig sind, wir wussten auch, dass Mamas Gesicht an dem Tag im Einkaufszentrum weiß wie ein Laken wurde, wir hatten auch Angst, aber im Grunde genommen hatten wir nicht den Schatten einer Ahnung. Also gab ich mir Mühe, nicht zu der Stelle zu schauen, an der er gestanden hatte, und ich gab mir Mühe, nicht daran zu denken, wie er mir mit rasselnder Stimme ins Ohr gesagt hatte, ich solle keine Angst haben. Wie er in mir eine Beute gesehen hatte, die er sich einfach nehmen könnte. Und es beinah auch getan hätte.
    Ungewöhnlich an dieser Einkaufstour war außerdem, dass Mama nicht mitkam. Sie hatte Billy gebeten, uns zu begleiten. Es kommt mir so vor, als nehme Billy schon jetzt Mamas Stelle ein; in diesen Tagen ist sie ständig bei uns im Haus, macht Witze, wie unsere Mutter es immer getan hat, fährt mit mir einkaufen, und jetzt ist es Billy und nicht Mama, die mir bei der Frisur für den Abschlussball hilft. Jetzt ist es Billy, die mir sagt, wie bezaubernd ich aussehe, und Mama lehnt sich in die Kissen zurück und mustert alles mit müden Augen.
    «Sieht sie nicht fantastisch aus, Mags?», souffliert Billy, als Mama kein Wort sagt. «Rot steht dir wirklich toll, Clara.»
    «Ja», stimmt Mama geschwächt zu. «Du bist wunderschön.»
    «Glaub mir, Tucker fällt die Kinnlade runter, wenn er dich sieht», sagt Billy und drängt mich aus dem Zimmer, damit Mama sich ausruhen kann. «Mit dir am Arm kommt der sich bestimmt wie ein Millionär vor.»
    «Und ich bin das dumme, hübsche Vorzeigepüppchen, willst du das damit sagen?»
    «Heute Abend schon», antwortet Billy. «Finde dich damit ab.»
    Ich muss Tucker abholen, denn dieses Jahr ist er ohne fahrbaren Untersatz – der alte Wagen von der Ranch hat endgültig den Geist aufgegeben. Wendy fährt ebenfalls bei uns mit, denn seit zwei Tagen streikt auch Jason Lovetts Auto. Romantisch ist das nicht gerade, für keinen von uns, aber ich bin sicher, es wird schon alles gutgehen.
    Auf dem Weg zur Tür hält mich Billy an und versprüht ein tolles, apartes Parfüm in der Luft, und ich muss durch die Duftwolke schreiten.
    «Um halb eins bist du zu Hause, wenn nicht, komme ich dich höchstpersönlich holen», sagt sie, und ich habe keine Ahnung, ob sie das ernst meint.
    «Jawohl, Mutter», brummele ich.
    Sie lächelt verständnisvoll. «Viel Spaß beim Ball.»
    Den werde ich haben. Das Frühjahr vergeht viel zu schnell, marschiert erbarmungslos dem Friedhof und dem Sommer und dem College und den ganzen anderen Dingen entgegen, an die ich gar nicht denken will. Der heutige Abend könnte für eine ganze Weile der letzte schöne Tag für mich sein. Und das werde ich voll auskosten.

    In diesem Jahr findet der Ball auf der Snow-King-Skihütte statt. Das Abschlussballkomitee hat alles wie einen Dschungel hergerichtet, künstliche Bäume, große künstliche Blumen, sogar ein riesiger Apfelbaum in der Ecke, um dessen Äste sich eine Plastikschlange windet.
    Letztes Jahr hatte alles mehr Stil.
    Aber das macht nichts. Denn in diesem Jahr bin ich mit Tucker zusammen. Er sieht eigentlich immer super aus in seinen Cowboyklamotten, mit Stiefeln und T-Shirt und engen Jeans, mit Flanellhemd und Stetson-Hut. Das passt einfach zu ihm und macht ihn irre sexy. Aber an besonderen Tagen wie diesem, wenn er sich rasiert und sich eine geliehene Smokingjacke

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