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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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weiß also, wo wir wohnen. Wir sind hier nicht sicher. Er wird wiederkommen. Das weißt du doch.»
    Sie nickt. «Ja, ich würde sagen, das ist eine Tatsache. Es ist nur eine Frage der Zeit. Aber er kennt dich jetzt, Clara. Wenn er es wirklich darauf anlegt, dich zu finden, dann findet er dich auch. Wegzurennen würde uns kein bisschen helfen.»
    Irgendwie finde ich das gar nicht beruhigend.
    Sie schließt die Augen, als würde sie genau in diesem Moment von Müdigkeit übermannt. «Wir müssen hierbleiben, Clara. Es ist für mich vorgesehen, dass ich hier bin.»
    Sie meint, dass dies der Platz ist, an dem sie, wie für sie vorgesehen, sterben wird. Ich schlucke.
    «Das Haus ist sicher», sagt sie.
    «Und das Schulgelände auch», fügt Mr Phibbs hinzu. «Darum habe ich mich vor Jahren schon gekümmert.»
    «Moment mal», unterbreche ich. «Was heißt sicher.»
    «Geweiht», antwortet er. «Das Gelände ist geweiht worden. Ein Schwarzflügel kann seinen Fuß nicht auf geweihten Boden setzen, das wäre zu schmerzhaft für ihn.»
    «Unser Haus steht also auf geweihtem Boden?», frage ich. Das Wort ist mir vertraut. In der Kongregation wurde darüber gesprochen, ob der Friedhof geweihter Boden sei oder nicht.
    «Ja», antwortet Mr Phibbs.
    Mir kommt der Tag in den Sinn, als ich unser Haus zum ersten Mal sah, als mich ein Gefühl von Wärme und Sicherheit und Behagen erfüllte, kaum dass ich aus dem Auto gestiegen war. Ich frage mich, ob das wohl der Geweihtheit zuzuschreiben war, oder wie man das sonst nennt.
    Und die Schule. Deshalb also hat Mama Angela und mich in die Schule geschickt, als ich diese Kummerattacke hatte. Weil die Schule sicher war.
    Mr Phibbs dreht sich wieder zu Mama um. «Billy und ich können die Kinder jeden Tag in die Schule fahren und wieder zurückbringen.»
    «Na gut dann», erwidert meine Mutter. «Wir wollen einen Plan ausarbeiten. Tut mir leid, Clara, es wird sich wohl ein bisschen wie Hausarrest anfühlen, aber das geht eben nicht anders.»
    «Und was ist mit mir?», fragt Jeffrey.
    Ich hatte total vergessen, dass er auch noch da ist, dass er mit über der Brust gekreuzten Armen in der Ecke steht.
    Mutters mitternachtsblaue Augen funkeln vor Traurigkeit. «Du wirst auch zu Hause bleiben müssen. Tut mir leid.»
    «Toll», brummelt er. «Genau das hab ich gebraucht, noch so eine himmlische Verordnung. Wie lange?»
    «Bis ich weg bin», sagt Mama.
    Er dreht sich um und wirft mir einen wütenden Blick zu, als wäre es meine Schuld, sein Kiefer bewegt sich auf und ab, als mahle er mit den Zähnen, dann marschiert er ab in sein Zimmer, um darüber zu brüten. Wir hören die Tür zuschlagen.
    «Und was dich betrifft», sagt Billy, «definitiv keine mitternächtlichen Ausflüge mehr zur Lazy Dog Ranch. Und wenn es nicht anders geht, werde ich deine Fensterläden höchstpersönlich zunageln, darauf kannst du dich verlassen. Es ist jetzt nicht die rechte Zeit, in der Gegend herumzuzigeunern, um sich mit dem Liebsten zu treffen.»
    Tucker. Immer wieder muss ich an seinen Blick denken, als Samjeeza ihn verletzen wollte. Muss daran denken, wie ich mich in dem Moment fühlte, als ich nicht in der Lage war, etwas dagegen zu tun.
    Aber du warst in der Lage, etwas dagegen zu tun , sagt meine innere Stimme.
    Ja, klar, aber was wird beim nächsten Mal sein? Was ist mit Wendy? Ihr Arm ist an zwei Stellen gebrochen, sie hat eine leichte Gehirnerschütterung, und ich sehe noch ihren verwirrten Gesichtsausdruck im Krankenhaus vor mir, als sie aufwachte und man ihr erklärt hat, was passiert ist. «Ein Elch?», hatte sie immer wieder gefragt. «Daran kann ich mich gar nicht erinnern …»
    Alles meine Schuld. Wäre ich nicht gewesen, wären die beiden nie in Gefahr geraten.
    «Wie geht es Tucker?», fragt Mama. «Ist mit ihm alles in Ordnung?»
    «Er ist ziemlich durcheinander. Aber es geht ihm gut. Die Ärzte sagen, dass es auch Wendy bald wieder gutgehen wird.» Ich will nicht länger darüber nachdenken, was alles hätte passieren können. Dazu bin ich einfach zu kaputt. «Ich glaube, ich muss jetzt ins Bett. Gute Nacht. Oder sollte ich sagen: Guten Morgen?»
    Mama nickt. «Gute Nacht.» Dann sagt sie, als ich die Treppe hinaufgehe: «Du hast mich wirklich sehr stolz gemacht heute Nacht. Ich hab dich lieb, vergiss das nicht.»
    Ich weiß, dass sie mich liebhat. Aber irgendetwas hält sie geheim vor mir. Immer noch.
    Die Geheimnisse nehmen nie ein Ende.

    Als ich aus der Dusche komme, geht gerade die Sonne

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