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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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das nicht ewig aufrechterhalten, und das weißt du.»
    Etwas in der Art hat er auch zu meiner Mutter gesagt, an dem Tag in den Wäldern. Sie hatte den Glanz hervorgebracht, und er sagte: Das könnt ihr nicht ewig aufrechterhalten , und sie antwortete: Wir können das lange genug.
    Was ist lange genug? Schon jetzt, nach nur wenigen Minuten, habe ich das Gefühl, dass ich müde werde. So als würde ich die Tür zu meiner Seele weit offen halten, während der Wind unentwegt dagegendrängt. Früher oder später wird sich die Tür schließen.
    Samjeeza schließt die Augen. «In der Ferne höre ich schon die Sirene. Sie kommt rasend schnell näher. Es wird ziemlich interessant werden, wenn die Leute erst mal hier sind.»
    Ich drücke Tuckers Hand. Er versucht mich anzulächeln. Ich versuche zurückzulächeln.
    Ein Plan wäre schön. Einfach hier sitzen und darauf warten, dass meine Glühlampe allmählich verlöscht, ist nicht gerade ein guter Plan. Einfach abwarten, bis der Krankenwagen kommt und noch mehr Menschen in dieses Chaos stürzt, ist ebenfalls kein guter Plan.
    «Wieso hörst du nicht einfach mit diesem Unsinn auf?», fragt Samjeeza. «Nicht dass ich nicht beeindruckt wäre. Für jemanden deines Alters, mit deiner Blutzusammensetzung, eine fast unerhörte Leistung, den Glanz ganz allein hervorzubringen. Aber jetzt solltest du damit aufhören.»
    Er spricht ruhig, aber ich spüre, dass er allmählich wütend wird.
    Ich habe ihn schon einmal wütend gesehen. Und das war nicht schön. Er neigt dann dazu, merkwürdige Sachen zu machen, wie Kugelblitze in die Köpfe von Leuten abzuschießen.
    Autoscheinwerfer sind auf der Straße zu sehen. Der Atem gefriert mir in den Lungen. Fast verliere ich den Glanz. Er flackert, wird schwächer, aber ich halte ihn.
    «Na, komm schon, Schluss jetzt mit dem Blödsinn», sagt Samjeeza ungeduldig. «Wir beide müssen jetzt gehen.»
    Es ist zu spät. Der Wagen kommt langsam auf uns zu. Hält an. Aber es ist kein Krankenwagen. Es ist ein arg mitgenommener silberner Honda mit rostigem grünem Kotflügel. Ich strenge mich an; ich will über mein eigenes Strahlen hinaussehen und versuchen, die Gestalt im Wagen zu erkennen. Ein Mann mit weißem Haar und mit Bart.
    Mr Phibbs.
    Kein Anblick war je schöner für mich als Mr Phibbs in seinem geschmacklosen braunen Polyesteranzug, wie er lächelnd auf uns zukommt wie bei einem gemütlichen Spaziergang mitten in der Nacht. Er kommt näher, und ich fühle mich stärker, als könnte ich es schaffen. Was immer von mir verlangt wird, was immer dafür nötig ist. Ich spüre Hoffnung.
    «Guten Abend», sagt Mr Phibbs und nickt mir zu. «Wie geht es euch?»
    «Sie ist verletzt.» Ich zeige auf Wendy. Sie atmet, ein Glück. «Der Krankenwagen ist auf dem Weg. Sollte jeden Moment hier sein.»
    Samjeeza mustert Mr Phibbs.
    «Aha», sagt dieser. Er wendet seine Aufmerksamkeit dem brütenden Schwarzflügel zu. «Was ist denn das Problem hier?»
    «Wer sind Sie?», fragt Samjeeza.
    «Ich bin Lehrer.» Mr Phibbs rückt sich die Brille zurecht. «Das sind meine Schüler.»
    «Ich habe mit dem Mädchen etwas zu erledigen», sagt Samjeeza beinahe höflich. «Wir machen uns auf den Weg, dann können Sie sich um die anderen kümmern.»
    «Tut mir leid, das kann ich nicht zulassen», erklärt Mr Phibbs. «Ja, Sie könnten mich vermutlich zertreten wie einen Käfer, wenn Sie wollten. Und wenn Sie mich kriegen», fügt er hinzu. «Aber ich stelle mich gegen dich im Namen unseres allmächtigen Herrn, den du entweiht hast. Also schlängele dich zurück ins Dunkel, Wächter.»
    Ich hoffe um unseretwillen, dass er nicht blufft.
    Samjeeza regt sich nicht.
    «Hast du Probleme mit dem Gehör?», fragt Mr Phibbs, als wäre dieser gefallene Engel ein ungezogener Schüler. «Ich sehe, da ist etwas mit deinem Ohr nicht in Ordnung. Ist das dein Werk, Clara?»
    «Äh, ja.»
    «Tja, gute Arbeit.» Er wendet sich wieder Samjeeza zu.
    «Sei ja vorsichtig, alter Mann», grollt der Engel. Die Luft um ihn herum knistert vor Energie. Allmählich bekomme ich Angst, dass er uns im Düsentempo in die Hölle bringt.
    «Corbett», sage ich nervös.
    Schneller, als ich blinzeln kann, hebt Mr Phibbs eine Hand, und das Licht, das uns umgibt, wird heller, wirbelt und formt sich zu einem langen, schlanken Gebilde mit einer Spitze aus grell scheinendem Licht am Ende. Ein Pfeil, ist mein erster Gedanke, ein Pfeil aus himmlischem Glanz, und ehe ich noch Zeit habe zu überlegen, was das

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