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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Vision, in der er ein flammendes Schwert – ich meine, ein Glanzschwert – benutzt, und sein Onkel hat ihn ein wenig trainiert, aber sein Onkel wird nicht mehr lange da sein, und ich denke, es wäre netter – ich meine, ich denke, es könnte für uns beide nützlich sein –, wenn du uns zusammen trainierst. Könnte das nicht Teil des großen Plans sein?»
    Er schweigt so lange, dass ich sicher bin, er wird nein sagen, doch dann blinzelt er ein paar Mal und sieht mich an. «Ja. Vielleicht unterrichte ich euch beide zusammen, wenn du in den Weihnachtsferien nach Hause kommst.»
    «Toll. Danke.»
    «Bitte, nichts zu danken», sagt er schlicht.
    «Willst du mit reinkommen?», frage ich auf der Veranda. «Ich kann uns Kakao machen.»
    Er schüttelt den Kopf. «Es ist Zeit für den nächsten Teil deines Unterrichts.»
    «Den nächsten Teil?»
    «Du erinnerst dich noch an das Hinübergehen?»
    Ich nicke. «Ich rufe den Glanz herbei, denke an meinen Zielort, schlage dreimal mit den Hacken aneinander und sage: ‹Nirgendwo ist es so schön wie zu Hause.› Wie die kleine Dorothy, die vom Zauberer von Oz wissen will, wie man nach Hause kommt.»
    «Den Film habe ich auch gesehen», sagt er. «Einer von den Lieblingsfilmen deiner Mutter. Wir haben ihn jedes Jahr angeschaut.»
    Wir auch. Wenn ich jetzt daran denke, spüre ich plötzlich einen Kloß im Hals. Als ich sieben Jahre alt war, hatte sie mir jeden Abend vor dem Einschlafen aus dem Buch vorgelesen, und als wir das Buch durchhatten, haben wir den Film auf DVD gesehen, und wir haben die Lieder mitgesungen, und wir haben versucht, so zu gehen wie die Hauptdarsteller, wenn sie auf dem gelben Weg sind, und dabei sind wir übereinander gestolpert.
    Das werde ich nie mehr mit Mom erleben.
    «Also was jetzt?», frage ich meinen Vater, weil ich nicht an dem Kloß im Hals ersticken will.
    Er lächelt, ein spitzbübisches Grinsen eher, obwohl er doch ein Engel ist. «Jetzt machst du, dass du nach Hause kommst.»
    Und dann, einfach so, verschwindet er. Kein Glanz, kein gar nichts. Einfach nur fft . Verschwunden.
    Er erwartet, dass ich ganz allein nach Kalifornien «hinübergehe».
    «Dad? Das ist nicht komisch», sage ich.
    Die einzige Antwort ist der Wind, der lauter rauscht und mir eine Handvoll roter Espenblätter ins Haar weht.
    «Na toll. Ganz einfach toll», brummele ich.
    Ich stelle den Besen in den Flur, neben die Tür, für den Fall, dass wir ihn noch einmal brauchen. Dann gehe ich wieder hinters Haus und rufe den Glanz herbei. Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass Wan Chen noch etwa eine Stunde in ihrem Seminar sein wird, also schließe ich die Augen und konzentriere mich auf mein Zimmer, die lavendelfarbene Tagesdecke, den kleinen Schreibtisch in der Ecke, der immer mit Papier und Büchern überladen ist, die Aircondition im Fenster.
    Ich kann mir alles völlig mühelos bildhaft vorstellen, aber als ich die Augen öffne, bin ich immer noch in Jackson.
    Dad hatte gesagt, ich solle mich auf etwas Lebendiges konzentrieren, aber wir haben nicht einmal eine Zimmerpflanze. Vielleicht wird das ja doch nicht ganz so einfach.
    Ich schließe die Augen wieder. In der Luft liegt der Geruch von Schnee auf den Bergen. Ich fröstele. Ich hätte einen Mantel mitgenommen, hätte ich gewusst, dass ich heute in Wyoming sein würde. Ich bin ziemlich verfroren.
    Du bist eine kalifornische Blume. Ich weiß noch, dass Tucker das einmal zu mir gesagt hat. Wir haben auf dem Weidezaun von der Lazy Dog Ranch gesessen und zugesehen, wie sein Dad ein Fohlen zugeritten hat, das Laub an den Bäumen war genauso rot wie heute. Ich habe so heftig gezittert, dass ich tatsächlich mit den Zähnen geklappert habe, und Tucker hat mich ausgelacht und mir diesen Spitznamen gegeben – seine zarte kalifornische Blume –, dann hat er seinen Mantel um mich gelegt.
    Auf einmal nehme ich den Geruch von Pferdeäpfeln wahr. Heu. Dieselabgase. Eine Andeutung von Oreo-Keksen.
    O nein.
    Ich reiße die Augen auf. Ich bin in der Scheune der Lazy Dog Ranch. Ich bin nicht nach Hause gegangen.
    Ich bin bei Tucker.
    Ich bin so verblüfft, dass ich den Glanz verliere. Und genau in dem Moment kommt Tucker pfeifend in die Scheune, in der Hand trägt er einen Eimer mit Hufeisen. Er sieht mich, und die Melodie erstirbt auf seinen Lippen. Sofort lässt er den Eimer fallen, der auf seinem Fuß landet, weshalb Tucker den Fuß hochreißt und anfängt, auf einem Bein in der Scheune herumzuhüpfen.
    Eine ganze Weile starren

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