Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
Fall älter. Wahrscheinlich einer aus dem zweiten Jahr. Ach mein Gott – wie war noch mal sein Name? Gleich fällt’s mir wieder ein!» Amy ärgert sich über sich selbst. «Ich sage dir, mein Hirn ist so vollgestopft mit dem ganzen Zeug für die Philosophieklausur am Montag, dass ich keine anderen Informationen mehr speichern kann. Ganz ehrlich, es liegt mir auf der Zunge. Der Name fängt mit P an.»
Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Angela vergangenen Abend nicht angerufen habe, nachdem mein Vater mir gesagt hatte, ich solle auf sie aufpassen. Die Gedanken wirbeln mir durch den Kopf. Wieso sollte Phen hierherkommen? Was könnte er wollen? Wie war das noch: Wir sind bloß Freunde und Wir wissen, dass wir nicht zusammen sein können und Das ist nur was Vorübergehendes und dieser ganze andere Mist, den er Angela im Sommer eingetrichtert hat? Ich weiß, ich sollte mich wohl nicht in Angelas Liebesleben einmischen – jedenfalls nicht schon wieder –, aber das ist jetzt wirklich echt übel. Phen behauptet, nicht auf der Seite des Bösen zu stehen, aber nach dem, was ich diesen Sommer gesehen habe, bin ich mir sicher, dass er auch nicht ausschließlich auf der Seite des Guten steht. Angela verdient etwas Besseres. Das habe ich die ganze Zeit schon gedacht.
«Pierce!», platzt Amy erleichtert heraus. «So heißt er.»
Moment mal. «Pierce? Der SGE? Dieser Sanitäter oder was immer der ist? Du denkst, dass Angela was mit ihm hat?»
«Genau der ist es», bestätigt sie. «Der mir damals mit dem Knöchel geholfen hat. Der ist doch im zweiten Jahr, oder nicht?»
Das glaube ich einfach nicht! Angela ist doch im Moment nur mit ihrer Aufgabe beschäftigt, sogar noch besessener davon als sonst, hatte ich den Eindruck. Auf keinen Fall würde sie sich einfach so mit einem x-Beliebigen einlassen. Irgendwas stimmt da nicht, denke ich. Irgendwas Merkwürdiges geht da vor.
«Wieso glaubst du, dass Angela etwas mit Pierce angefangen hat?», nehme ich Amy in die Zange.
«Na ja, weil sie plötzlich so viel ausgeht, fast jeden Abend. Und an zwei Nächten in dieser Woche ist sie überhaupt nicht in ihrem Bett gewesen, und heute Morgen hat Robin sie aus seinem Zimmer kommen sehen», berichtet Amy. «Ihr Haar war total zerzaust. Sie hat keine Schuhe angehabt. Sie trug dieselben Kleider wie am Abend vorher. Definitiv Post-Beischlaf-Indizien.»
Die Gedanken in meinem Kopf wirbeln immer weiter. In meinem Hirn wütet ein Hurrikan Stufe 5.
«Pierce ist doch der Sanitäter hier im Wohnheim», sage ich nach einer Weile. «Vielleicht ging es Angela einfach nur nicht gut.»
«Oh», meint Amy. «Daran habe ich gar nicht gedacht. Sie hat in letzter Zeit ziemlich erschöpft gewirkt.» Sie zuckt mit den Schultern. «Dann ist sie eventuell tatsächlich krank gewesen.»
«Na, Moment, keine voreiligen Schlüsse. Es könnte auch noch eine andere Erklärung geben», sage ich, aber ich merke, dass Amy mir das nicht abkauft.
Ich kaufe es mir selbst nicht ab. Angela ist nicht krank. Das weiß ich besser als jeder andere.
Engelblutwesen werden nicht krank.
«Worüber regst du dich denn so auf?», fragt Christian mich später, als ich ihm das Neueste über Angela erzähle. Wir sitzen im KaHa (dem Kaffeehaus von Stanford) und trinken Kaffee, unser übliches Samstagnachmittag-Ritual. «Darf Angela denn nicht mal mit einem ins Bett gehen?»
Ich wünschte mir so sehr, ich könnte ihm von Phen erzählen.
«Ich finde es gut, dass Angela sich mit jemandem trifft», fährt Christian fort. «Vielleicht lenkt sie das ja ein bisschen von dem ab, was in ihrem Kopf vorgeht.»
Ich nehme einen Schluck von meinem Latte macchiato. «Aber das sieht ihr so gar nicht ähnlich. Seit Wochen benimmt sie sich schon merkwürdig, und jetzt das – ein Typ, und sie bleibt die ganze Nacht weg –, so ist sie einfach nicht.»
Andererseits, wenn ich es mir recht überlege, ist das so abwegig auch wieder nicht. Genau das ist nämlich in Italien passiert. Kaum war die Verbindung zu Phen wieder da, ist sie so ziemlich jede Nacht verschwunden und hat sich morgens, als alle noch schliefen, ins Haus ihrer Großmutter zurückgeschlichen.
«Angela hat sich auch in Jackson mit Typen getroffen», erinnert mich Christian.
Ich schüttele den Kopf. «Höchst selten. Ab und zu ist sie mal auf eine Party gegangen. Und zum Abschlussball. Aber sie hat nicht mal einen geküsst, hat sie mir erzählt. Sie meinte, Jungs seien die totale Verschwendung von Zeit und
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