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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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ich nur denken, dass ich mit ihm fertigwürde?
    Ich drehe mich um, will gehen.
    «Warte», sagt er, kaum dass ich die ersten Schritte gemacht habe. «Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, kleines Vögelchen», meint er und kommt mir hinterher, so weit, wie der Zaun es erlaubt. «Ich tue dir nichts.»
    Ich bleibe stehen, mit dem Rücken zu ihm. «Du bist so etwas wie der Anführer der Wächter, oder? Ist es da nicht deine Aufgabe, mir etwas anzutun?»
    «Nicht mehr», antwortet er. «Ich wurde … degradiert, wenn du so willst, und musste diesen Titel abgeben.»
    «Wieso?», frage ich.
    «Mein Bruder und ich, wir hatten eine Meinungsverschiedenheit», formuliert er vorsichtig, «und zwar, was deine Mutter angeht.»
    «Dein Bruder?»
    «Er ist es, vor dem du wirklich und wahrhaftig Angst haben solltest.»
    «Wer ist er?», will ich wissen.
    «Asael.»
    Der Name kommt mir bekannt vor. Ich glaube, Billy hat ihn einmal erwähnt.
    «Asael ist auf der Suche nach Triplaren», fährt Samjeeza fort. «Er hat sich schon immer gern als Sammler gefühlt, als Sammler von schönen Frauen, von mächtigen Männern, von Engelblutwesen, vor allem von denen mit einer höheren Konzentration an Engelblut. Er glaubt, wer immer die Macht über die Triplare hat, wird auch die Oberhand im kommenden Krieg gewinnen, und so ist er entschlossen, sie alle zu fassen. Wenn er herausfindet, dass du zu ihnen gehörst, wird er nicht ruhen, ehe du dich seinem Willen beugst oder er dich zerstört hat.»
    Ich drehe mich um. Die Worte wenn er herausfindet, dass du zu ihnen gehörst , hallen in meinem Kopf wider. «Das klingt ja alles ganz interessant, Sam, aber ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Das Geheimnis meiner Mutter …» Ich zwinge mich, ihm in die Augen zu sehen, «… war die Tatsache, dass sie sterben wird. Und das ist inzwischen Schnee von gestern.»
    Bei dem Wort sterben geht ein Impuls der Verzweiflung von ihm aus, den ich sogar durch die emotionale Wand spüre, die ich zwischen uns errichtet habe, doch an seinem Verhalten ändert sich nichts. Tatsächlich lächelt er.
    «Ach, welch verworren Netz wir weben, wenn erst mal wir nach Täuschung streben», sagt er.
    «Wie auch immer.»
    Ich stecke in der Klemme, merke ich. Ich habe keine Fahrgelegenheit. Ich bin mit Billy gekommen, und ich hatte vor, nach Hause zu fliegen, aber er könnte sich jederzeit in einen Vogel verwandeln und mir folgen.
    «Ich hatte deinetwegen von Anfang an so einen Verdacht», fährt er sanft fort, als hätte ich ihn nicht abblitzen lassen. «Das, was damals im Wald passiert ist, hat es mir verraten. Du hast mehr Widerstand geleistet, als ich erwartet hatte. Irgendwie hast du den Sprung von der Hölle zurück auf die Erde geschafft. Du hast den Glanz herbeigerufen. Du hast mich ausgetrickst.» Er schüttelt den Kopf, als wäre ich ein freches, aber reizendes kleines Mädchen.
    «Das war meine Mutter», sage ich und hoffe, dass er mir glaubt.
    «Deine Mutter war vieles», sagt er. «Sie war wunderschön, sie war stark, sie war voller Feuer und voller Leben, aber trotz allem war sie nur ein Dimidius. Sie konnte nicht zwischen den Welten hin und her wechseln. Nur Triplare sind dazu in der Lage.»
    «Du irrst dich.» Ich versuche, das Zittern aus meiner Stimme herauszuhalten, aber es gelingt mir nicht ganz.
    «Nein, ich irre mich nicht», erwidert er sanft. «Michael ist dein Vater, hab ich recht? Hat der ein Glück, der Mistkerl.»
    Er redet immer weiter, und je länger er redet, desto größer ist die Gefahr, dass ich alles verrate.
    «Also schön dann, es war nett, wirklich, aber es ist kalt, und ich muss jetzt weg.» Ich drehe ihm noch einmal den Rücken zu und gehe weiter in Richtung Friedhofsgelände.
    «Wo ist dein Bruder jetzt, Clara?», ruft er mir hinterher. «Weiß er von seiner edlen Abstammung?»
    «Red nicht von meinem Bruder. Lass ihn in Ruhe. Ich schwöre …»
    «Du musst nicht schwören, Liebes. Ich habe kein Interesse an dem Jungen. Aber wie schon gesagt, da gibt es andere, die seine Abstammung faszinierend finden.»
    Ich glaube, er versucht, mich zu erpressen. Ich bleibe stehen.
    «Was willst du?» Über die Schulter werfe ich ihm einen wütenden Blick zu.
    «Ich will, dass du mir eine Geschichte erzählst.»
    Er ist wahnsinnig. Entnervt ringe ich die Hände und stolziere durch den Schnee davon.
    «Na schön», sagt er und lacht leise in sich hinein. «Dann ein andermal.»
    Auch ohne dass ich mich umsehen muss, weiß ich, dass er sich in

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