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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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dreißig Minuten planmäßig ihre fast eine Viertelmillion Kilometer vom Schiff entfernten Positionen erreichen würden. Dann gäbe es keinen plausiblen Grund mehr, sie nicht auch abzufeuern.
    »Gut«, sagte Sajaki. »Ich hatte schon an Ihrer bedingungslosen Hingabe an unsere gemeinsame Sache gezweifelt. Aber das hört sich doch verdächtig nach der alten Volyova an.«
    »Wie ungemein erfreulich«, bemerkte Sylveste.

Siebenundzwanzig
    Cerberus/Hades, an der Heliopause von Delta Pavonis, 2566
    Die schwarzen Totenköpfe, Symbol für die Weltraumgeschütze, bewegten sich dem Abschuss entgegen, um ihre schreckliche Zerstörungskraft auf Cerberus loszulassen. Die Welt hatte bisher keine Reaktion gezeigt; nichts wies darauf hin, dass sie anders war, als sie sich darstellte. Die graue Kugel mit den Nahtstellen hing im All wie ein kahler, zum Gebet gesenkter Schädel.
    Als es endlich so weit war, meldete sich die Projektionssphäre mit einem leisen Glockenton, der Countdown erreichte die Null und begann den langen Weg nach oben.
    Sylveste sprach als Erster. Er wandte sich an Volyova, die sich seit Minuten nicht mehr bewegt hatte. »Müsste nicht etwas geschehen? Oder sind Ihre verdammten Geschütze nicht losgegangen?«
    Volyova blickte auf wie in Trance. Sie hatte nur auf das Armband gestarrt.
    »Ich habe den Befehl nicht gegeben«, sagte sie so leise, dass man sich anstrengen musste, um die Worte zu hören. »Ich habe die Zündung nicht ausgelöst.«
    »Wie bitte?«, fragte Sajaki.
    »Sie haben richtig verstanden«, antwortete sie etwas lauter. »Ich habe es nicht getan.«
    Wieder bewahrte Sajaki eine Ruhe, die in ihrer Entschlossenheit bedrohlicher wirkte als alle Dramatik. »Noch bleiben uns einige Minuten, um den Angriff nachzuholen«, sagte er. »Nützen Sie die Zeit, bevor nichts mehr zu retten ist.«
    »Ich glaube«, sagte Sylveste, »hier ist schon seit längerem nichts mehr zu retten.«
    »Das ist eine interne Angelegenheit des Triumvirats«, sagte Hegazi. Seine stählernen Finger lagen blitzend auf den Armlehnen seines Sessels. »Ilia, wenn Sie den Befehl jetzt geben, können wir vielleicht…«
    »Ich denke nicht daran«, sagte sie. »Sie können mir Meuterei vorwerfen, wenn Sie wollen, oder auch Verrat; das ist mir egal. Aber ich werde mich an diesem Wahnsinn nicht beteiligen.« Sie sah Sylveste mit unvermuteter Gehässigkeit an. »Sie kennen meine Gründe, also spielen Sie uns nichts vor.«
    »Sie hat Recht, Dan.«
    Pascale hatte sich eingeschaltet und zog für einen Moment alle Aufmerksamkeit auf sich.
    »Du weißt, dass sie die Wahrheit sagt; wir können dieses Risiko einfach nicht eingehen, auch wenn du es dir noch so sehr wünschst.«
    »Du hörst also auch auf diese Khouri«, sagte Sylveste. Aber es überraschte ihn kaum, dass seine Frau auf Volyovas Seite übergewechselt war, und er war weniger verbittert als erwartet. Ja, seine Gefühle waren so hoffnungslos durcheinander, dass er sie sogar dafür bewunderte.
    »Sie weiß vieles, was wir nicht wissen«, sagte Pascale.
    »Was, zum Teufel, hat Khouri mit alledem zu tun?«, fragte Hegazi gereizt und sah zu Sajaki hinüber. »Sie gehört doch nur zum Fußvolk. Muss sie in diesem Gespräch überhaupt vorkommen?«
    »Leider ja«, entgegnete Volyova. »Alles, was Sie gehört haben, ist wahr. Jetzt weiterzumachen wäre der schlimmste Fehler, den wir jemals begangen hätten.«
    Sajaki schwenkte seinen Sessel von Hegazi weg und auf Volyova zu.
    »Wenn Sie den Angriffsbefehl nicht geben wollen, dann übertragen Sie wenigstens mir die Kontrolle über die Geschütze.« Er streckte die Hand aus und bedeutete ihr mit einer Geste, ihm das Armband auszuhändigen.
    »Sie tun besser, was er sagt«, mahnte Hegazi. »Sonst könnte es sehr unangenehm für Sie werden.«
    »Daran zweifle ich nicht«, sagte Volyova und streifte sich mit einer raschen Bewegung das Armband ab. »Sie können nichts damit anfangen, Sajaki. Die Geschütze gehorchen nur mir und Khouri.«
    »Geben Sie mir das Ding.«
    »Ich warne Sie. Sie werden es bereuen.«
    Trotzdem verweigerte sie es ihm nicht. Sajaki riss es ihr aus der Hand wie einen kostbaren Talisman, betastete es kurz und legte es sich um. Das kleine Display leuchtete wieder auf und füllte sich mit den gleichen Zahlen und Diagrammen, die eben noch an Volyovas Handgelenk geflimmert hatten.
    »Hier… Triumvir… Sajaki«, sagte er. Nach jedem Wort fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. Er schwelgte in seiner neu gewonnenen Macht. »Ich

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