Unersaettlich - Scharfe Stories
brauchbar war.
Sie wartete, bis ihre Assistentin das Zimmer verlassen hatte, und riss dann das Papier auf. Verwirrt registrierte sie, wie sehr ihre Hände zitterten, und als sie die kleine Dose öffnete, war ihr auch klar, warum. Vor ihr lagen auf einem kleinen Baumwollquadrat zwei Metallclips. Sie sahen genauso aus wie die Clips, die vor noch nicht einmal drei Wochen an ihren Nippeln und ihrer Vulva geklemmt hatten. Aber das war doch unmöglich!
Hitze stieg in ihr auf, und sie wurde so nass zwischen den Beinen, dass sie die Schenkel zusammenpresste. Ihr Gesicht brannte vor Verlegenheit, als sie sich fragte, wer im Büro wohl von jenem Abend wissen könnte. Unter dem kleinen Baumwollquadrat steckte ein zusammengefalteter Zettel, aber auch er gab keinen Hinweis auf die Identität des Schenkenden. Es stand lediglich »Heute Abend« und eine Adresse in Maida Vale darauf. Die Worte waren in einer so gestochen klaren Schrift geschrieben, dass Melinda förmlich die seidenen Fesseln auf ihrer Haut fühlen konnte. Am liebsten hätte sie sich hier an ihrem Schreibtisch auf der Stelle befriedigt.
Wie an jenem verregneten Abend der Weihnachtsfeier fuhr Melinda auch an diesem Abend mit dem Taxi zu der angegebenen Adresse. Der Fahrer setzte sie am Eisentor eines reizenden, mit Efeu bewachsenen Hauses ab, dessen Fenster hinter Spitzengardinen von sanftem Licht erleuchtet waren. Melinda glaubte einen Schatten hinter dem Fenster neben der Tür zu sehen, konnte jedoch nicht sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte.
Langsam ging sie den gepflasterten Weg zum Haus entlang, wobei es ihr perverse Lust verschaffte, den Moment, in dem sie der Person gegenüberstand, die sie hierher bestellt hatte, so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Haustür öffnete sich, noch bevor sie läuten konnte.
»Hallo, Melinda.«
Melinda keuchte auf, als ein Schwall Feuchtigkeit ihr blaues Seidenhöschen durchnässte. Sie hatte dieses Höschen für heute Abend gewählt, weil die Seide genau den gleichen Farbton hatte wie der Schal, mit dem sie an jenem Abend nach der Weihnachtsfeier geknebelt worden war.
Vor Melinda stand der unzugängliche junge Mann, der im vergangenen Jahr ihre Gedanken beschäftigt hatte und die Inspiration ihrer Orgasmen gewesen war, der Mann, der sie nie wahrgenommen, der durch sie hindurchgesehen hatte, als wäre sie unsichtbar. Aber das tat er jetzt nicht. Jetzt verzogen sich seine Lippen, die so oft den Rauch seiner Zigarette ausgestoßen hatten, zu einem spöttischen Lächeln.
Caleb trat vor, einen Einmalrasierer in der rechten
Hand. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich darauf gewartet habe«, sagte er.
»Und sie ist die lange Wartezeit wirklich wert, Liebling«, ertönte eine vertraute weibliche Stimme. Die katzenhafte junge Frau, die sie betört hatte, trat neben Caleb, gefolgt von ihrem dunkeläugigen Gefährten.
»Ich glaube, meine guten Freunde Stephanie und Naveen hast du bereits kennen gelernt?« Caleb blickte Melinda an.
Naveen streckte die Hand aus und streichelte Melinda mit seinen kaffeebraunen Fingerspitzen über die Wange. »War es nicht eine gute Idee von Caleb, uns zur Weihnachtsparty der Firma einzuladen?«
Calebs Lächeln wurde breiter. »Oh, aber die Party hat doch gerade erst begonnen.«
MARIA LYONESSE
Hände hoch
Im Grapes war es voll – selbst für einen Pub am Freitagabend mitten in der Stadt. Holly holte ihr Handy heraus und wollte schon Jen anrufen, um einen anderen Treffpunkt vorzuschlagen, aber sie hatte kein Netz. Der Barkeeper warf ihr einen Blick zu.
»Die sind aus dem Verkauf.« Er nickte zu der Gruppe hinüber. »Wahrscheinlich machen sie erst Schluss, wenn ich hier zusperre. Was soll es denn für Sie sein?«
Holly bestellte, und während sie darauf wartete, blickte sie zu der lärmenden Gruppe. Alle Augen waren auf einen Mann gerichtet, der gerade einen Witz erzählte.
»… und dann sagt er zu Camilla: ›Kann man nicht einfach so tun, als wäre es eine Saucenflasche …?‹«
Er machte eine ausladende Geste. Sein Publikum brach in brüllendes Gelächter aus.
Holly bezahlte ihren Drink und holte erneut ihr Handy aus der Tasche. Vielleicht klappte die Verbindung ja, wenn sie sich an die Tür stellte.
»Sie warten auf jemanden, der mindestens fünf Minuten zu spät ist.«
Verärgert blickte sie sich um. Es war der Möchtegern-Komiker aus der Gruppe in der Ecke.
»Offensichtlich sind Sie alleine hier. Man spielt nur mit seinem Glas, wenn man nervös
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