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Ungeahnte Nebenwirkungen

Ungeahnte Nebenwirkungen

Titel: Ungeahnte Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Pearl
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ließ sie ins Schloss fallen. Die Klingel ertönte. Fast gleichzeitig konnte Nicole hektisches Gemurmel und das Knistern von Kleidungsstücken hören. Sie drehte den Lichtschalter, der sich unter der Ladentheke befand und rief: »Hallo, ist schon jemand hier?«
    »Nicole, bist du das?« hörte sie Helens Stimme aus dem Büro. Sie klingt etwas außer Atem, grinste Nicole in sich hinein.
    »Es ist schon fast Zeit, um das Geschäft zu öffnen«, informierte Nicole die immer noch Unsichtbare. »Hast du denn keine Uhr?«
    Aus der Kaffeeküche erklang ein leises Murmeln, dann hörte Nicole etwas Schmatzendes. Schließlich öffnete Helen die Türe ganz und trat ins Ladenlokal. Ihre Frisur schien von einem Wirbelsturm zerzaust worden zu sein, und das Make-up hatte heute bestimmt auch schon besser ausgesehen.
    Nicole grinste. »Du solltest mal in den Spiegel schauen, liebe Freundin«, riet sie Helen. »Wenn du die Kunden so bedienen willst, muss ich mein Veto einlegen!«
    Helens Gesicht rötete sich verdächtig. Sie machte auf dem Absatz kehrt, verschwand erneut und tauchte erst nach geraumer Zeit, dafür akzeptabel hergerichtet, wieder auf.
    »Anna kriegt wohl nicht genug?« fragte Nicole lächelnd.
    »Oh, äh . . .« Helen schien das ganze ziemlich peinlich. »Sie muss für ein paar Tage weg, da hat sie mich heute morgen ins Geschäft begleitet«, erklärte sie leise. »Aber es wird nicht wieder vorkommen«, versicherte sie Nicole.
    »Von mir aus könnt ihr euch lieben, wo immer ihr wollt, nur solltet ihr den Zeitplan beachten«, schloss Nicole das Thema ab. Sie würde der Liebe ihrer Freundin gewiss nicht im Wege stehen, vor allem, da sie ihr wirklich zu bekommen schien.
    Helen hatte sich wieder gefangen. Sie betrachtete Nicole mit einem prüfenden Blick. »Wie geht es eigentlich dir und deiner Mirjam? Gestern schienst du plötzlich völlig von der Rolle zu sein. Gerade so, als hättest du einen Geist gesehen«, fragte sie neugierig.
    Nicole nickte. »Ich habe tatsächlich Gespenster gesehen, denn ich erkannte Mirjam, die mit einem Mädchen in den Laden kam. Ich glaubte, es sei ihre Tochter«, erklärte sie mit ruhiger Stimme, obwohl sie fühlte, wie der Schreck, der ihr bei diesem Anblick in die Glieder gefahren war, sie innerlich erneut erzittern ließ.
    »Das war Mirjam? Das war deine Zahnärztin?« hakte Helen fassungslos nach. Nicole bestätigte ihre Annahme mit einem Kopfnicken. »Erzähl mir alles!« forderte Helen sie auf.
    Nicole ließ sich nicht zweimal bitten, denn sie war stolz auf sich, dass sie es geschafft hatte, zumindest in diesem Teil die Wahrheit aus Mirjam herausgebracht zu haben. Dass sie weiter nichts von ihr wusste, musste sie Helen ja nicht auf die Nase binden.
    Mirjam hatte Zeit, viel Zeit. Meistens wartete sie schon auf Nicole, wenn diese von der Arbeit nach Hause kam. Sie schien sich sowohl in der Wohnung als auch in Nicoles Nähe ausgesprochen wohl zu fühlen. Das trug bestimmt zu Nicoles guter Laune bei, manchmal allerdings fragte sie sich, ob nicht bald ein nächster Schritt fällig wäre, ein Schritt, der sie näher an Mirjams Persönlichkeit heranbrachte. Die Erfahrung, die sie beim letzten Versuch gemacht hatte, hinderte sie aber daran, wirklich aktiv zu werden. Sie schloss mit sich eine Vereinbarung ab, die besagte, dass sie einfach den Status Quo genießen wollte, solange er andauerte.
    Heute überraschte Mirjam Nicole mit einem aus ihrem Mund eher ungewöhnlichen Vorschlag. Sie hatten eben ein wiederum sehr leckeres Abendessen verzehrt – Mirjam war eine ausgezeichnete Köchin, die sich offenbar ebenso gut in der westlichen wie in der östlichen Küche auskannte.
    »Lass uns heute auf dem Abendspaziergang bei mir vorbeigehen. Ich möchte noch etwas aus meiner Wohnung holen!« sagte sie.
    Nicht der Abendspaziergang war außergewöhnlich, im Gegenteil, er bildete eine Art stiller Verbindung zwischen ihnen, doch dass Mirjam zusammen mit Nicole ihre Wohnung aufsuchen wollte, das war bis jetzt noch nie vorgekommen.
    Nicole fühlte, wie sie nervös wurde. Hieß das, dass Mirjam ihr größeres Vertrauen entgegenbrachte als noch vor zwei Wochen? Sie wollte sich ihre Vorfreude und die damit verbundene Spannung nicht anmerken lassen, deshalb nickte sie scheinbar unbeteiligt und fragte: »Wo müssen wir dann eigentlich lang gehen?«
    Mirjam blickte sie lächelnd an. »Du hast schon recht, mich zu fragen, denn mir ist absolut bewusst, dass ich dir bis jetzt nie gesagt habe, wo ich genau

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