Ungeheuer an Bord
immerwährenden Vibrationen menschlicher Schritte und Stimmen nicht mehr wahrnehmen.
Sie hatten das Schiff verlassen!
Xtl ließ seine fast vollendete Waffe liegen und stürzte durch die nächste Wand.
Er floh durch verlassene Korridore, ein scharlachroter Blitz, ein schemenhaftes Ungeheuer, das älter war als die Welt. Dieses Schiff, das ihm Rettung verheißen hatte, war nur noch ein Ort höchster Gefahr und drohender Vernichtung in einem alles umschließenden Kraftfeld, dessen Energie die atomare Struktur seines Körpers zerfressen würde.
Er sah die Luftschleuse voraus, durchdrang die innere Tür, schoß durch die Kammer und die offene Außenluke – dann war er draußen im leeren Raum und entfernte sich, angetrieben von seinem eigenen Schwung, ziemlich schnell von der dunklen Masse des Schiffs.
Seltsames geschah dort. Die Lichterreihen der Bullaugen waren erloschen, und der massige Schiffsleib verschmolz in der Entfernung von einigen fünfzig Metern völlig mit der Schwärze des intergalaktischen Raums. Nun aber begann er auf einmal wieder sichtbar zu werden. Ein unirdisch blauer Schein umspielte die dunklen, sanft gebogenen Metallflanken, verstärkte sich zu unheimlich sprühender Glut, die das ganze Schiff einhüllte.
Nach Minuten verblaßte das blaue Glühen und erstarb. Und dann leuchteten hier und dort einige schwächlich flackernde Lichter auf, als Notstromaggregate den Betrieb aufnahmen.
Xtl mochte hundert Meter vom Schiff entfernt sein, als er das erste der torpedoförmigen Raumfahrzeuge aus der Nacht an das Schiff herangleiten und in einer Öffnung verschwinden sah. Vier weitere folgten, dunkel bis auf kleine Positionslichter an den Enden. Die Öffnung schloß sich hinter ihnen; und kurz darauf verschwand das Schiff – so plötzlich und so spurlos, als sei es nie dagewesen. Einen Augenblick war es da, ein riesiger Körper aus dunklem Metall; im nächsten Augenblick war die Stelle, wo es eben noch gewesen war, leer. Weit jenseits schwamm der ungewisse Lichtwirbel einer fernen Galaxis, ein verwaschener Fleck im unendlichen Schwarz.
Xtl trieb starr und ohne Hoffnung in ewiger Nacht. Er dachte an die kräftigen Söhne, die er gehabt haben könnte, und an das Universum, das er durch seine Fehler verloren hatte. Aber es war der Gedanke an die Söhne, an Gemeinschaft mit seinesgleichen, der Verzweiflung brachte.
Morton beobachtete die geschickten Finger des Chirurgen, als das elektrische Messer die Magenwand des vierten Patienten öffnete. Das letzte Ei wurde in den bereitgestellten Titanbehälter gelegt.
Die Eier waren rund und von grauer Farbe; eins von ihnen wies einen Sprung auf.
Während Morton und Smith über den Behälter gebeugt standen, weitete sich der Spalt; ein häßlicher, runder, scharlachroter Kopf mit winzigen Knopfaugen und schlitzartigem Mund kam zum Vorschein. Der Kopf bewegte sich auf seinem kurzen Hals, und die Augen glitzerten wachsam und wild zu ihnen auf.
Und dann, mit einer Schnelligkeit, die sie beinahe überrumpelte, schoß der winzige rote Kobold wieselflink aus der zerbrochenen Eierschale und die Wand des Behälters hinauf, rutschte kurz vor Erreichen des Randes zurück – und verbrannte in der weißglühenden Energie aus Mortons Strahlpistole.
Smith befeuchtete seine trockenen Lippen und sagte: »Angenommen, er wäre entwischt und in der nächsten Wand verschwunden!«
Keiner sagte etwas. Sie drängten sich um den Behälter und starrten hinein. Die Eier schmolzen unter dem erbarmungslosen Feuerstrahl, und dann brannten sie mit einem eigenartig goldenen Lichtschein.
»Sehen Sie, Morton«, sagte Dr. Eggert, während er die Magenwand seines letzten Patienten vernähte, »von Grossen beginnt sich zu regen. Ich glaube, daß er bald zu sich kommen wird. Das heißt, vielleicht war er die ganze Zeit bei Bewußtsein, aber in einer Form von Paralyse, die von dem Ei ausgelöst wurde und nun allmählich nachläßt. Wahrscheinlich werden seine Schicksalsgenossen auch bald erwachen. Haben Ihre Leute den Eindringling gefunden, oder was von ihm übriggeblieben ist?«
Morton zuckte mit der Schulter. »Zeller glaubt, er habe etwas Rotes aus der Luftschleuse sausen sehen, kurz bevor wir das Schiff mit unkontrollierter Energie aufluden. Vielleicht hat er richtig gesehen, denn bisher haben wir den Körper nicht gefunden. Aber Pennons ist mit der halben Mannschaft unterwegs und durchsucht das Schiff. In ein paar Stunden werden wir mehr wissen.«
Eine Stunde später kam Pennons in
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