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Ungeplant (German Edition)

Ungeplant (German Edition)

Titel: Ungeplant (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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kochen kann. Du bist fürchterlich dünn geworden.“
    „Was ist, wenn Max aufwacht?“
    „Dann kümmere ich mich auch noch um ihn. Ich habe das alles in doppelter Dosierung hinter mir. Glaub mir, ich komme klar. Lass dir Zeit.“
    Sie will mich ins Bad schieben, aber ich kann nicht so einfach die Verantwortung abgeben.
    „Jana, du musst das nicht tun. Du hast sicher genug Arbeit Zuhause.“
    Mit ernstem Blick legt sie mir ihre Hände auf die Schultern.
    „Melina, es gibt eine Lektion, die du als Mutter lernen solltest. Nämlich, dass du nie alles alleine schaffen musst. Ich hatte schon vor Tagen auf einen Anruf von dir gehofft. Deine Mutter hilft dir nicht?“
    Ich schüttele den Kopf und spüre schon wieder eine neue Tränenflut aufsteigen.
    „Für die Zukunft: Ruf mich an, wenn dir alles über den Kopf wächst. Du bist aus dem Nichts in diese Situation geschmissen worden und niemand erwartet, dass alles perfekt klappt. Aber du musst dir helfen lassen. Und jetzt ab ins Bad.“
     
    Nach einem ausgiebigen Wannenbad fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Vorsichtig öffne ich die Badezimmertür und höre, außer dem Rauschen der Dunstabzugshaube, nichts. Nur im Bademantel tapse ich in die Küche und finde Jana, die mit einer Hand im Kochtopf rührt und mit dem freien Arm Max schaukelt. Auf der Arbeitsplatte steht eine leere Milchflasche.
    „Ich habe das Gefühl, dass ich ihn oft nur mit der Flasche beruhigt bekomme und er dadurch zuviel trinkt“, flüstere ich, um Max nicht aufzuschrecken. Der dreht jedoch gleich seinen Kopf in meine Richtung und zeigt mir sein zahnloses Grinsen.
    „Lass dich nicht durch irgendwelche Tabellen verunsichern. Wenn er Hunger hat, dann hat er Hunger. Dafür werden auch Phasen kommen, wo er fast gar nichts will. Und stör dich bloß nicht an dieser dämlichen Vorgabe, dass man die Kinder nur alle 4 Stunden füttern soll. Wenn er öfter möchte, dafür aber nur kleinere Mengen nimmt, dann lass ihn. Er holt sich, was er braucht und du schonst deine Nerven, wenn du ihn nicht beruhigen musst, weil du unbedingt Zeiten einhalten willst. Solange sich sein Gewicht normal entwickelt, musst du den Stress rausnehmen.“
    „Meine Mutter hat mir am Telefon das exakte Gegenteil erzählt. Bevor sie wieder in Tränen ausgebrochen ist.“
    „Deine Mutter kommt aus einer anderen Generation. Da war das Wichtigste, dem Kind bloß nicht den Eindruck zu vermitteln, es könnte nur irgendwie verwöhnt werden. Aber Melina, Max ist gerade ein paar Wochen alt. Alles, was er jetzt braucht, ist Milch, einen trockenen Po und Nähe. Mehr nicht.“
    „Wenn du das sagst, dann klingt es irgendwie so einfach.“
    „Ich habe nicht gesagt, dass es einfach ist. Glaub nicht, dass bei uns immer alles reibungslos geklappt hat. Ich hatte eine nette Wochenbettdepression, Thomas war damit beschäftigt, die Werkstatt aufzubauen und meine Mutter ähnlich überfordert mit brauchbaren Ratschlägen. Als die Zwillinge zwei Jahre alt waren, standen wir kurz vor der Scheidung.“
    „Oh, das wusste ich nicht.“
    Die beiden schienen immer so glücklich. Ich kenne sie eigentlich gar nicht anders.
    „Das wusste niemand. Wir haben uns ja auch glücklicherweise wieder gefangen. Glaub mir, ich liebe Thomas und das hat sich nie geändert. Aber wir waren nur noch Eltern und wussten gar nicht mehr, wie man als Paar funktioniert.“
    Ich setze mich an den Küchentisch, den Jana aufgeräumt hat. Behutsam legt sie mir Max in den Arm und stellt mir eine Tasse Tee vor die Nase.
    „Ich muss kurz die Nudeln abschütten“, sagt sie zur Erklärung. Als würde ich mich beschweren, ihn halten zu müssen.
    „Dein Kühlschrank gab nicht wirklich was her. Ich habe nur die Nudeln und eine Dose Tomaten im Schrank gefunden. Also gibt’s Tomatensoße. Aber du solltest dringend einkaufen. Vergiss dich nicht selbst.“
    Sie bewegt sich so routiniert und wirkt kein bisschen gestresst, obwohl sie bis gerade noch zusätzlich Max versorgt hat. Diese Gelassenheit bekommt man wohl, wenn man Zwillinge großzieht.
    „Danke, Jana“, sage ich und hoffe sie versteht, dass ich damit mehr meine, als den Teller Nudeln, den sie mir gerade vor die Nase stellt.
    Damit ich in Ruhe essen kann, nimmt sie mir den Kleinen wieder ab.
    „Willst du nichts?“, frage ich zwischen zwei Bissen.
    „Ich muss heute Abend noch mit der Familie essen. Den Rest stelle ich dir gleich in den Kühlschrank, dann hast du morgen noch etwas. Nudeln sind zwar nicht ideal zum Aufwärmen,

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