Ungeplant (German Edition)
Bett.
Unsicher steht Sven in der Diele und wartet scheinbar darauf, entlassen zu werden. Leise schließe ich die Schlafzimmertür und gehe auf ihn zu. In einer spontanen Eingebung lege ich meine Arme um seinen Hals und drücke ihn fest an mich.
„Gute Nacht, Sonnenschein“, wispere ich fast unhörbar und schiebe ihn dann gleich zur Wohnungstür raus.
Wenn er nur eine Minute länger hier bleibt, dann garantiere ich für nichts. Und das tut am Ende wieder nur uns beiden weh.
So sehr ich es auch will, ich kann ihn jetzt nicht wieder in mein Bett lassen, auch wenn es mir unmöglich ist, ihn aus meinem Kopf und Herzen zu bekommen.
13.
Zwei Tage später klingelt mich der Paketbote aus dem Bett. Max hat die Nacht durchgemacht und ist erst um 4.30 Uhr eingeschlafen, also wollte ich eigentlich auch noch etwas liegen bleiben.
Auf Zehenspitzen schleiche ich aus dem Schlafzimmer und ziehe mir in der Diele eine dünne Strickjacke über, um niemandem in meinem hauchdünnen Trägernachthemd eine Show zu bieten. Der blutjunge Kerl vor meiner Tür sieht mich von oben bis unten an, bevor er mir ein bleischweres Paket überreicht. Absender ist eine unbekannte Adresse in Australien.
Ich hieve das Teil auf meine Dielenkommode und unterschreibe auf dem mir gereichten Touchscreen. Mit lüsternem Blick starrt der Typ auf meine nackten Beine, was bei mir das Verlangen weckt, ihn rückwärts die Treppe runterzustoßen. Als hätte ich sonst keine Probleme…
Ich horche kurz ins Schlafzimmer, doch da ist noch alles ruhig. Mit dem Paket unterm Arm gehe ich in die Küche und starte die Kaffeemaschine.
Vorsichtig trenne ich mit einem Küchenmesser das stabile Paketband auf und öffne den Deckel. Der ganze Karton ist voller Notizbücher. Da ich eines davon als das erkenne, was ich Sven vor der Abreise in den Koffer gesteckt habe, schließe ich hektisch den Deckel. Mir war nicht klar, dass er soviel für mich geschrieben hat.
Es macht Sinn, dass er dafür kein Übergepäck zahlen wollte und sie deswegen auf dem Postweg verschickt hat. Aber warum schickt er die Bücher an meine Adresse? Auch wenn ich mir die Antwort schon denken kann, muss ich trotzdem nachfragen.
Ich bereite mir einen Kaffee mit reichlich Milch und setze mich damit an den Küchentisch, um Sven eine Nachricht zu schreiben.
- Deine Notizbücher sind angekommen. Hat es einen bestimmten Grund, warum Du sie an meine Adresse geschickt hast? Lina -
- Es sind Deine! Sven -
- Ich hab nie gesagt, dass Du für mich schreiben sollst. -
- Und dennoch habe ich es getan. Akzeptier es, Du Sturkopf. Ich will sie nicht. -
- Fuck you! -
- Ist das ein Angebot? -
Er weiß ganz genau, wo er mich packen muss, um mich zu provozieren. Und er weiß verdammt genau, dass es mir wehtun wird, all das zu lesen.
Mit meinem Kaffee gehe ich auf den Balkon, um nicht die ganze Zeit den Karton ansehen zu müssen. Trotz der frühen Uhrzeit ist es schon sehr warm. Ich streife die Strickjacke von meinen Schultern und hänge sie über die Stuhllehne. Mit der Tasse in der Hand stelle ich mich an das Balkongeländer und beobachte die Straße. Deswegen sehe ich auch gerade noch, wie Sven im Haus verschwindet. Wenige Sekunden später klingelt es auch schon.
Oh, er hat besser nicht Max damit aufgeweckt. Wütend knalle ich meine Tasse auf den Tisch, sodass die Hälfte der heißen Flüssigkeit überschwappt. Vor mich hinfluchend stampfe ich zur Haustür. Bevor er seine Hand zum Klopfen heben kann, habe ich schon die Türe aufgerissen.
Sven sieht zum Anbeißen aus und sein verführerisches Grinsen möchte ich ihm gerade aus dem Gesicht schlagen.
„Hey Lina“, sagt er mit seiner tiefen Sexstimme, die früher nur dazu geführt hat, dass ich sofort für ihn bereit war. Jetzt macht sie mich … Scheiße, es funktioniert immer noch. Ich versuche, meine Reaktion zu verbergen, doch das hauchdünne Material meines Nachthemds versteckt nicht viel von meinen harten Nippeln. Deswegen verschränke ich meine Arme vor der Brust und sehe wütend auf die Brötchentüte, die er mir entgegenhält.
Sven grinst nur wissend und geht einfach an mir vorbei.
„Bist du hier, um deine Notizbücher abzuholen?“, rufe ich ihm hinterher.
Sven lacht ein kehliges Lachen.
„Ja, genau. Träum weiter.“
Das Klappern von Tellern verrät seinen Aufenthaltsort. Genervt schließe ich die Wohnungstür und folge ihm.
Er steht in meiner Küche und macht uns Frühstück. Etwas hilflos bleibe ich ihm
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