Ungeplant (German Edition)
Rentnern besetzt. Morgens und Nachmittags mache ich lange Spaziergänge mit Max. Mittags gönnen wir uns eine Siesta, da das Wetter unverändert heiß ist und es am Strand für Max unerträglich wird.
Auch jetzt liege ich mit einem großen Glas Eistee unter dem Sonnenschirm auf der Terrasse. Max macht drinnen Mittagsschlaf, also beschäftige ich mich mit dem Lesematerial, dass Sven mir zusätzlich zur Wechselwäsche mitgebracht hat. Gerade arbeite ich mich durch das Fünfte von insgesamt fünfzehn Notizbüchern.
Sven schreibt über seine Arbeit, die Erlebnisse und seine Erfahrungen in einem fremden Land. Es versetzt mir einen Stich, dass ich bei diesem Teil seines Lebens völlig außen vor war. Dennoch strotzen seine Worte vor Heimweh. Jeden Tag unserer Trennung scheint er bereut zu haben. Mir war das natürlich alles schon vorher bewusst, doch es so schwarz auf weiß zu sehen, ist ganz schön hart.
Mein Handy bringt mit dem Vibrationsalarm den ganzen Campingtisch neben mir zum Vibrieren. Es ist Jakob, der wissen will, wo ich bin.
- Hey Süße. Kein Babyschwimmen heute? -
Das hatte ich völlig vergessen.
- Hey Jakob. Nein, heute nicht. Ich bin gar nicht in Mönchengladbach. Hab mir eine kleine Auszeit gegönnt. -
- Das klingt verlockend. Wo soll ich hinkommen? -
Das könnte ihm so passen. Vor allem wäre Sven sicherlich sehr begeistert, wenn er hier aufschlagen würde.
- Nichts da. Die Auszeit habe ich von allem. Bin mit Max alleine an der blauen Lagune in einem Ferienhaus. -
- Das schmerzt. Mein armes, altes Herz. ;-) Nein, im Ernst. Ich glaube, dass Du es wirklich brauchen kannst. Falls du bis dahin schon wieder Zuhause bist, ich mache Samstag in zwei Wochen eine Grillparty bei mir im Garten. Meinetwegen kannst du auch deinen Surferboy mitbringen. Es kommen ein paar Kollegen und meine Schwester mit ihrer Tochter. -
- Nicht weinen, alter Mann. Die Auszeit tut wirklich gut. Ich werde den Surferboy/Sven fragen. -
Donnerstagabend werde ich langsam unruhig. Zehn Notizbücher habe ich durch. Svens Erlebnisberichte werden immer knapper, dafür werden die Ausführungen darüber, wie sehr er mich liebt und vermisst, immer ausführlicher.
Da Max schon im Bett liegt, gönne ich mir ein Glas von Mariannes Rotwein und mache es mir damit auf der Couch gemütlich.
Sie hat mir gesagt, ich soll mich bedienen, also tue ich das jetzt.
Jeden Abend hat Sven mir kurz getextet, um nach dem Rechten zu sehen, mich ansonsten aber völlig in Ruhe gelassen, doch jetzt will ich seine Stimme hören. Die Tage alleine haben mir gut getan, aber er fehlt mir und ich freue mich nur noch, wenn er morgen Abend zu uns kommt.
„Hey Lina“, dringt seine warme Stimme durch den Hörer. Nur er nennt mich Lina. Jedem, der jemals diesen Spitznamen übernehmen wollte, habe ich ausdrücklich untersagt, mich so zu nennen. Das ist ausschließlich ihm vorbehalten.
„Hey Sonnenschein. Wie läuft es drüben, in der Stadt?“
„Alles ruhig. Ihr fehlt.“
Mit einem Stoßseufzer lässt er sich gerade vermutlich auf die Couch fallen.
„Bist du müde?“, frage ich. Ich will ihn nicht aufhalten, wenn er lieber schlafen möchte, aber ich mag ihn auch noch nicht gehen lassen.
„Erschöpft ja, aber zu aufgedreht um zu schlafen.“
„Was ist denn los? Ist was vorgefallen?“
„Nein, nicht wirklich. Wie gesagt, ihr fehlt.“
Es ist das erste Mal, dass er Max bei solchen Äußerungen einbezieht.
„Hey, du hast uns hier gelassen.“
Ich nehme einen großen Schluck vom Wein, der mir schon eine Menge Wärme in die Wangen gezaubert hat. Die Hitze des Sonnentages strahlt noch zusätzlich von meiner Haut ab.
„Ich wollte dir nur etwas Gutes tun.“
„Das weiß ich doch und das hast du. Du fehlst mir auch.“
„Und Max? Meinst du, dem fehle ich auch?“
„Keine Ahnung. Ich frag ihn, wenn er noch mal wach wird.“
„Im Ernst, Lina.“
Ich höre ihn seufzen und gleichzeitig das Klicken eines Feuerzeugs.
„Max ist noch so klein, aber er mag dich. Besonders, wenn du nicht nach Nikotin stinkst.“
„Ach, Baby.“
Ich höre, wie er den Rauch ausatmet und gleich den nächsten Zug nimmt.
„Wann kommst du morgen?“, frage ich, um keinen Streit anzufangen.
„Nach der Arbeit wollte ich mich noch kurz umziehen gehen und ein paar Sachen einpacken. Dann komme ich gleich zu euch. Wir bleiben doch übers Wochenende?“
„Natürlich. Das Wetter soll ja noch so bleiben, da wäre es dämlich, Zuhause zu
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