Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
fahren den Wagen in die Garage. Wie haben Sie das gemacht?«
    »Sie war offen.«
    »Weil Ronald Swärds BMW an einer Stelle steht, wo die Fotozellen reagieren und die Tür aufgeht?«
    »Ja. Er steht genau neben der Einfahrt, auf der linken Seite. Ich musste voll auf die Bremse treten. Ich steige mit der Pistole in der Hand aus. Die Windschutzscheibe hat Löcher. Da sehe ich das Blut. Der Kopf ist völlig zerschossen. Zwei Schüsse aus meiner Pistole lösen sich. Ich sehe die Löcher in der Wand. Geradeaus, genau nebeneinander. Dann sehe ich die Bewegung, links von der Wand mit den Einschüssen, zehn Meter weit im Garageninnern. Er duckt sich zwischen die Autos. Ich sehe den großen Füller in seiner Hand. Und ich schieße. Noch zweimal. Da sieht er mich an. Aber dann erinnere ich mich an nichts mehr.«
    »Hat es einen Sinn, den Polizeizeichner zu holen?«, fragte Söderstedt und fühlte, dass er eine Art anerkennende Geste machen sollte. Es gelang ihm nicht richtig.
    Runström schüttelte den Kopf. »Noch nicht«, sagte er.
    »Ich sehe kein Gesicht vor mir. Es muss erst auftauchen.«
    »Dann zu der Frage, wie er wissen konnte, dass Sie sich auf den Weg gemacht haben, um Swärd zu erschießen. Und sagen Sie jetzt nicht –«
    »Er muss meine Gedanken gelesen haben.«
    »Ganz genau das, ja. Sagen Sie das nicht. Sagen Sie stattdessen, wie es dazu kommen konnte. Haben Sie es jemandem erzählt?«
    »Absolut nicht«, sagte Lars-Inge Runström gekränkt.
    »Ich wusste es ja selbst nicht. Er hat meine Gedanken gelesen, bevor ich sie gedacht habe.«
    »Oder Sie wussten es ganz sicher. Unter anderem haben Sie Ihre alte Heimwehr-Husqvarna geputzt und sich Munition beschafft. Es war nicht unvorbereitet.«
    Runström zuckte die Schultern. »Ein Teil von mir muss begriffen haben, wie schlimm es mit ›Makeover‹ werden würde. Von welchen neuen Tiefständen des Erniedrigungsfernsehens das schwedische Volk sich gezwungenermaßen faszinieren lassen sollte. Etwas in mir muss gewusst haben, dass ich zu der Einsicht kommen würde: Mein Wort kann nichts ausrichten. Ich werde tauben Ohren predigen. Etwas in mir wusste davon, bevor ich selbst es wusste. Besser kann ich es nicht erklären.«
    »Wann haben Sie die Munition gekauft?«
    »Ungefähr eine Woche früher. In einem Waffengeschäft auf Söder. Skånegatan, glaube ich.«
    »Sie müssen sich ausgewiesen oder eine Waffenlizenz vorgezeigt haben. Und haben Sie mit Scheckkarte bezahlt?«
    »Vermutlich. Ganz sicher mit Karte. Das mache ich immer. Ich hasse Bargeld.«
    »Dann können wir auf jeden Fall das Datum feststellen. Vielleicht haben wir das Glück, dass er Ihnen in den Laden gefolgt ist, um zu beobachten, was Sie kauften. Um das Gleiche zu kaufen: eine alte Husqvarna mit Munition.«
    »Tja«, sagte Runström und sah ausgelaugt aus.
    »Und von Vebach Zelsai haben Sie noch nie etwas gehört?«
    »Nie. Ist es wirklich ein Name?«
    »Was sollte es sonst sein?«
    Arto Söderstedt überlegte. Was sollte es sonst sein, das geplante Treffen, das den Fernsehchef Ronald Swärd veranlasste, sich gerade in diesem Moment auf den Weg zu machen? Hatten sie vielleicht ein bisschen zu früh entschieden, dass der Termin im Szeneclub Kharma ein Treffen mit einem Menschen betraf? Der Name musste kontrolliert werden. Gründlich.
    »Er erinnert mich an Keyser Söze«, sagte Lars-Inge Runström.
    »Keyser was?«
    »Den geheimnisvollen und ständig abwesenden Gangsterboss im Film ›Die üblichen Verdächtigen‹. Den sollten Sie sich ansehen. ›The greatest trick the devil ever pulled was convincing the world that he didn’t exist.‹ Es sind auch eine Menge Ungarn dabei. The mysterious Vebach Zelsai.«
    »Schön zu sehen, dass Sie sich erholt haben«, sagte Söderstedt und sah schon vor sich, wie er direkt von der Arbeit zum Videoladen gehen würde.
    »Ich bin unschuldig«, sagte Lars-Inge Runström und lehnte sich im Stuhl zurück. »Begreifen Sie, wie glücklich ich bin? Ich habe niemanden umgebracht.«
    »Dann machen wir Folgendes«, sagte Arto Söderstedt und stand auf. »Es ist schon ziemlich spät. Morgen ist Mittsommerabend. Dann komme ich früh wie eine Waldfee mit einem Polizeizeichner im Schlepptau herunter. Und Sie haben die Nacht damit verbracht, sich ein Gesicht in Erinnerung zu rufen. Klingt das gut?«
    »Wie in der besten aller Welten«, sagte Lars-Inge Runström.
     
    Die Bilder vom Fest hatten nun einen ganz anderen Stellenwert. Jedes einzelne Foto war aus der Perspektive des

Weitere Kostenlose Bücher