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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Bunde, er kann die Gestalt wechseln, wie es ihm beliebt, er ist all das, was die rationale abendländische Gesellschaft – bewusst wie auch unbewusst – vergessen hat. Er ist, kurz gesagt, das, was sich entzieht.
    Natürlich war dieser Puck gemeint. Natürlich identifizierte sich der Mörder mit dem flüchtigen Geist Puck, der alles aus dem Gleichgewicht bringt, damit wir endlich sehen, wie sehr es aus dem Gleichgewicht ist. Nur so kann es noch gerettet werden.
    Doch warum schreibt er nur Puck? Ein so komplizierter, riskanter und unangenehmer Prozess, vier Leichen zu tätowieren – nur um dieses eine Wort zu schreiben … Müsste es nicht spezifischer sein?
    Es wirkte so abgeschlossen. Vier Leichen – vier Buchstaben. Fehlte wirklich nichts? Ein Hinweis?
    Es fehlte eine Leiche.
    Gunnar Nyberg ließ seine Gedanken in alle Richtungen ausschwärmen. Dann versuchte er, das Brauchbare zu sammeln. Das führte zu einem Telefongespräch.
    »Interpolabteilung der Reichskriminalpolizei«, klang es aus dem Hörer. »Kommissar Rickard Blomdahl.«
    »Hej, hier ist Gunnar Nyberg von der Einheit für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter.«
    »Jetzt hört verdammt noch mal damit auf, mich zu terrorisieren«, sagte Blomdahl.
    »Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wovon du redest«, sagte Nyberg, »ich scheiße auch drauf. Erzähl mir mal was von eurer Moldawienleiche.«
    »Das würde mir nicht im Traum einfallen. Schick mir eine offizielle Anfrage auf dem Dienstweg.«
    »Hat sie eine Tätowierung in der Kniekehle?«
    Das Gegrunze und Gemecker verstummte. Es war ein vielversprechender Augenblick. Schließlich fand der widerspenstige Kommissar die Sprache wieder. »Was weißt du denn davon?«, fragte er misstrauisch.
    »Wir haben hier selbst ein paar davon. Ist es möglicherweise eine Ziffer?«
    »Mehrere«, sagte Blomdahl. »Wir dachten, es wäre ein Türschlosscode.«
    »Vier Ziffern also?«
    »Nach Eintreten des Todes beigebracht. Aber das hier ist topsecret. Mir ist unbegreiflich, wieso ihr etwas darüber wisst.«
    »Nenn es eine Eingebung«, sagte Gunnar Nyberg. »Ihr habt einen Tatverdächtigen in Haft, wenn ich richtig informiert bin.«
    »Eine moldawische Prostituierte mit Namen Ligia Dumitrica. Als Schwimmerin für einen internationalen Schwimmwettkampf gemeldet. Der Ermordete hieß Dumitru Odagiu und war ein als Schwimmtrainer maskierter Zuhälter. Auf diese Weise haben sie Huren ins Land geschmuggelt.«
    »Und wie ging das vor sich?«
    »Dumitru Odagiu bekam in einem Hotelzimmer in Jönköping eine kräftige Überdosis von seinem eigenen Heroin. Verhöre mit einigen Hurenkolleginnen ergaben, dass Ligia Dumitrica sich auf dem Weg dorthin befand, um ein paar Kunden von einer angesehenen örtlichen Freikirche zu empfangen. Die Wünsche waren am sechsten Juni per Telefon in das Hurenversteck durchgegeben worden, und sie waren von der Art, dass Ligia Dumitrica den Kolleginnen zufolge ›genug bekam‹. Sie verließ das Versteck, Zitat, ›so wütend, dass sie selbst Gottvater hätte umlegen können‹. Sie selbst gibt an, sie habe ihn bei ihrer Ankunft tot vorgefunden. Zwei Freikirchliche lagen, voll getankt mit Schmuggelsprit, bewusstlos auf den Sofas. Sie floh sofort und tauchte unter. Schließlich fanden wir sie an einem äußerst ausgefallenen Ort, nämlich auf einem Götakanalschiff. Sie hat noch etwas gesagt. Warte einen Moment, ich sehe nach, ob ich es finde.«
    »›Es war, als hätte jemand meine Gedanken gelesen‹«, sagte Nyberg.
    Das Schweigen im Hörer war erneut von der vielversprechenden Sorte.
    »Habt ihr einen Spitzel bei uns?«, fragte Blomdahl tiefernst. »Ist es dieser Saufinne Risto Selonen?«
    »Wir haben vier Parallelfälle. Alle von der gleichen Art. Kann ich jetzt diese Ziffern erfahren?«
    »Ich weiß nicht. Die Sache kommt mir nicht mehr ganz koscher vor. Ihr versucht, mir meinen Fall abspenstig zu machen. Wir haben schon einen Mörder.«
    Gunnar Nyberg biss sich auf die Zunge, eine ganze Weile. Er musste vieles zurückhalten. »Eher bekommt ihr unsere Fälle«, log er schamlos. »Es sieht ja so aus, als wäret ihr viel weiter gekommen als wir.«
    Zu seiner Entschuldigung muss gesagt werden, dass er die Ziffern benötigte. Bevor Rickard Blomdahl sie ›auf dem Dienstweg‹ begrub.
    Was in seinem Fall bedeutet haben dürfte, dass er sie sich in den Arsch schob und diesen zusammenkniff.
    »Jaja«, murmelte Blomdahl. »2173.«
    Nyberg notierte die Ziffern und konnte sich einer kleinen

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