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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Leib Christi. Ein unschädlich gemachtes Symbol. Ungefährlich gemacht. Das Fleisch war der Preis der Gemeinschaft, der Preis, den Jesus bezahlen musste für das, was die christliche Gemeinschaft werden sollte, sein Leben, sein Fleisch. Daraus hatte man ein kleines, trockenes Stück Brot gemacht. Was tat der Mörder? Eroberte das Fleisch zurück, machte es wieder zum Symbol? Verwies auf seinen makabren fleischlichen Hintergrund? Hauchte einer toten Metapher Leben ein? Oder war es eher das, was Åkesson vorgeschlagen hatte: eine extreme und hinreichend rätselhafte Geste, um das Interesse der A-Gruppe auf sich zu ziehen? Es kam ihr immer noch ziemlich weit hergeholt vor. Aber nicht völlig absurd.
    Und das U? Warum tätowierte man nach vollzogener Untat ein kleines U in die Kniekehle des Opfers? War es überhaupt ein U? Gab es nicht andere gewundene Symbole von dieser Art?
    Sie schrieb es auf ihre Liste und warf einen finsteren Blick zu ihrem nagelneuen Fernseher hinüber. Sie sollte den Nachmittag natürlich mit etwas anderem verbringen als mit Südkorea-Italien. Selbst wenn es ein wahnsinniges Feuerwerk gab, als der junge Ahn Jung-Hwan in der siebenundzwanzigsten Minute der Verlängerung Tottis Mannen ohne Umschweife aus dem WM-Turnier katapultierte. Da war Totti von dem etwas zweifelhaften Schiedsrichter Byron Moreno aus Ekuador bereits des Feldes verwiesen worden. Der südkoreanische Fußball war recht eigenartig. Ein Team glänzender, aber unselbständiger Techniker. Genau der Spielertyp, den man im Westen mit einem gigantischen Ego verbindet, das kleine technische Spielgenie, war hier zu einem Rädchen in einer reibungslos arbeitenden Maschinerie verwandelt. Es war eine ganz neue Art, Fußball zu spielen. Zehn routinierte Francesco Tottis, die ratlos dastehen würden, wenn die Maschinerie plötzlich ins Stocken geriete.
    Das Faxgerät knarrte. Sie ging hinüber und sah eine Liste von Telefonnummern herausquellen. Mist, dachte sie, während sie die Liste überflog. Qvarfordt war wahrlich nicht der Einzige, dem Fehler unterliefen. Sie musste anrufen. Um ein Haar hätte sie es vergessen.
    »Yes«, sagte Jon Anderson.
    »Na so was«, sagte Kerstin Holm. »Ich dachte, du könntest den Namen nicht leiden. Wie läuft es?«
    »Elzbieta Kopanska hat allem Anschein nach mindestens fünf Patienten ermordet, um von den Beerdigungsinstituten eine Art Prämie zu kassieren. Ich habe mit vier potenziell verdächtigen Verwandten gesprochen und mache morgen weiter. Namen und Fotos kann ich nachher mailen.«
    »Es ist doch nicht zu fassen«, sagte Kerstin Holm und schien aus der Fassung gebracht. »Ich glaube, ich habe davon gelesen. ›Kopfjäger‹, richtig? Aber es war in einer anderen polnischen Stadt.«
    »Lódg«, sagte Jon Anderson. »Deshalb hat die Polizei erst spät geschaltet. Sie glaubten, Poznán sei verschont geblieben. Sie wollten sicher sein, bevor sie weitere Ermittlungen anstellten. Sie haben das Ganze sehr professionell gehandhabt.«
    »Du hörst dich ja richtig positiv an.«
    »Hm.«
    »Ist jemand mehr als nur potenziell verdächtig?«
    »Möglicherweise der Sohn eines an Krebs gestorbenen Lehrers und einer Heiligen.«
    »Das hört sich nach nervigen Genen an.«
    »Er heißt Wojtek Krzosek. Etwa dreißig. Der Tod seines Vaters hat ihn ziemlich mitgenommen, nicht zuletzt weil er gleichzeitig arbeitslos wurde.«
    »Ausgezeichnet. Mach ein paar Tage weiter. Ich habe gerade die Liste der Telefonate bekommen, die in Elzbieta Kopanskas Wohnung in Huddinge eingegangen sind. Es gibt zwei polnische Nummern, die zu der Zeit passen, als sie ein Gespräch auf Polnisch entgegengenommen hat, das sie in Angst versetzte. Aber es ist auch ein Anruf aus Deutschland dabei und zwei schwedische. Von einer Telefonzelle in Helsingborg und aus einem Motel in Linköping. Ich maile dir die Nummern. Es ist jetzt fünf Uhr. Ich wollte bald nach Hause gehen und meinen Sohn abholen. Wann kannst du deine Mail schicken?«
    »Das kommt auf den Verkehr an«, sagte Jon Anderson und schaute durch die Windschutzscheibe hinaus. Immer noch Stillstand. Eine Ansichtskarte aus Poznán, dachte er ungerecht.
    »Ich warte eine halbe Stunde«, sagte Kerstin Holm.
    »Sonst eben morgen.«
    Sie legte auf. Es war nicht zu fassen. Die dem äußeren Anschein nach so gütige Krankenschwester Elzbieta Kopanska war ›Kopfjägerin‹ gewesen. Sie hatte, mehr oder weniger aktiv, fünf Menschen ermordet, war dann unruhig geworden und hatte sich nach Schweden

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