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Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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stieß sie mit einer Gestalt von mittlerer Statur in einem kurzen Bolerojäckchen und Pumphosen zusammen. Das Wildleder dieses Anzugs war kunstvoll mit weißen Litzen bestickt.
    Es war lange her, seit Samantha derart typisch spanische Kleidung gesehen hatte, und sie wußte, ohne in sein Gesicht aufzublicken, dass der Besitzer dieser Ausstattung nur Ramón Mateo Nunez de Baroja sein konnte. Sie hatte vollkommen vergessen, dass er sie erwartete. EI Ca rn icero hatte ihn aus ihren Gedanken verbannt.
    Samantha warf den Kopf zurück, um sein Gesicht zu sehen. Der Anblick überraschte sie. Sie fand einen dichten blonden Schnurrbart vor, und in Ramón s Gesicht stand eine Männlichkeit, die früher nicht dagewesen war.
    » Ramón , mi amigo«, sagte Samantha schließlich.
    Sie zögerte, ihn wie bisher mit einem unschuldigen, schwesterlichen Kuss auf die Wange zu begrüßen. Dieser neue Ramón war imposant, ein Fremder. Das war nicht der Junge, den sie früher geneckt und als das weiße Schaf seiner Familie bezeichnet hatte, weil er der einzige Blonde war.
    »Samantha.« Er sprach ihren Namen zart und verwundert aus. Und dann lächelte er sie strahlend an. »Samantha, ich hatte vergessen, wie wahrhaft schön du bist. Und jetzt ... «
    »J a, ich weiß«, fiel sie ihm lachend ins Wort. »Ich bin erwachsen geworden - und ich bin jetzt eine Frau.«
    »Nicht nur das«, versicherte er ihr, während er ihre Hände nahm und ihre Arme ausbreitete, um sie besser ansehen zu können. »Du bist noch schöner geworden. Und wo bleibt meine Begrüßung?«
    Ohne ihr Gelegenheit zu einer Antwort zu geben, zog er sie an sich, um sie zu küssen. Er nahm ihren Mund mit seinen Lippen gefangen. Nichts Brüderliches war an diesem Kuss .
    Der Kuss dauerte an, doch als Ramón versuchte, seine Zunge durch ihre geschlossenen Lippen zu stoßen, riss sich Samantha abrupt los. »Das hast du nie getan!«
    »Das hätte ich mir nie herausgenommen.« Er grinste.
    »Wohl kaum.« Sie lächelte ihn verschmitzt an. »Ich hätte dir einen Fausthieb ver pass t und dich nach Hause geschickt.«
    Ramón warf seinen Kopf zurück und lachte. »Du sagst nicht, du hättest mir eine Ohrfeige gegeben, wie eine Frau es sagen würde, sondern du sprichst von einem Fausthieb, wie ein Mann es täte.« Mit gespieltem Ernst fügte er hinzu: »Ich glaube, du warst nicht lange genug in deiner Schule im Osten, Samantha. Es gibt noch Dinge, die ich dir abgewöhnen muss . «
    Samanthas Augen funkelten zornig. »Mir abgewöhnen! Ich ... «
    Doch Ramón legte schnell einen Finger auf Samanthas Lippen. »Verzeih mir, Sam. Das war nur ein Scherz.«
    »Das ist auch gut so. Ich werde nie so denken, wie man es von einer Dame erwartet. Ich habe es probiert, und es ... «
    Samantha wandte sich ab. Die Wendung, die ihre Gedanken genommen hatten, war ihr zutiefst zuwider. Fast hätte sie Ramón zuviel erzählt. Sie hatte sich so viel Mühe gegeben, sich für Adrien wie eine Dame zu benehmen, und diese Mühen hatten sie blind gemacht. Deshalb hatte sie nicht durchschaut, wie es um ihn stand. War das vielleicht auch der Grund, aus dem sie sich in Hank Chavez getäuscht hatte?
    »Was ist los, niña ?« fragte Ramón leise. Er drehte sie zu sich um und sah ihr ins Gesicht. »Du siehst ganz erbärmlich aus.«
    Samantha strich sich über die Stirn. Herr im Himmel, konnte denn kein Tag vorübergehen, ohne dass sich dieser Teufel in ihre Gedanken einschlich? Sie brauchte Ablenkung, und die bot ihr Ramón .
    » Niña ?« Ihre leuchtendgrünen Augen wurden schmäler, und sie stemmte ihre Hände in die Hüften. »Du hältst dich wohl für alt genug, mich so zu nennen, was?«
    »Also, hör mal, Sam...«
    »Als ich von hier fortgegangen bin, warst du nicht größer als ich«, fuhr sie in strengem Ton fort. »Aber jetzt bist du größer und glaubst, du seist deshalb auch älter, was?«
    »Du verletzt mich, Samantha.« Seine braunen Augen sahen sie betrübt an. »Ich hatte vergessen, wie aufbrausend du bist.«
    Plötzlich grinste sie. »Wer kann hier keinen Spaß verstehen ... nino?«
    Mit einem heiteren Lachen zerzauste Samantha sein blondes Haar. Dann sprang sie mit einem Satz an ihm vorbei und in die sala. Als er sich umdrehte, um sie zu schnappen, war sie schon fort. Er folgte ihr in das geräumige Zimmer und muss te feststellen, dass ihre heitere Ausgelassenheit ebenso schnell wieder verflogen war, wie sie gekommen war.
    »War mein Vater nicht mit dir hier?«
    »Si, er hat mir Gesellschaft geleistet,

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