Ungestüm des Herzens
sie macht den Mund immer zu weit auf. Wenn el patrón nicht wollte, dass du es erfährst, dann sollst du es auch nicht wissen.«
»Unsinn. Alle reden darüber, und ich hätte es sehr bald von selbst herausgefunden. Aber darum geht es nicht. Vater hat mir erzählt, dass Reparaturen an den Gebäuden durchzuführen waren. Heute habe ich erfahren, dass ein Feuer sie zerstört hat und sie wieder neu aufgebaut werden muss ten.«
»Moment mal, Sam. Dein Vater hat dich nicht belogen. Während du fort warst, sind viele Reparaturen durchgeführt worden. Welches Jahr vergeht schon ohne Reparaturen?«
»Das mag sein. Warum hat er mir nichts von den Bränden erzählt? Sogar die große Scheune ist abgebrannt. Das hat er mir nicht gesagt, sondern nur, dass er eine neue hat bauen lassen.«
»Und deshalb sagst du, dass er lügt?« schalt Manuel sie grinsend aus.
»Er hat mir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Das ist nicht besser als eine Lüge, Manuel.«
»Vielleicht hat er nur nicht daran gedacht.«
»Aber was geht hier wirklich vor? Glaubst du, dass EI Carnicero dafür verantwortlich ist?«
Manuel zuckte die Achseln. »Wie kann ich das wissen? Ich war doch selbst nicht hier und habe erst gestern nacht alles gehört.«
»J a, du hörst alles. Ist es also dieser Bandit, wenn er sich auch so weit von hier verbirgt? Oder ist das alles nur ein Zufall?«
»Mag sein, wenn man an die Rinder und die Feuer denkt. Aber warum sollte ein Durchreisender die Mine zerstören?«
»Zerstören? Was soll das heißen?«
»Louis sagt, es besteht kein Zweifel daran, dass die Mine mit Dynamit gesprengt worden ist.«
»Zwischenfälle, hat er zu mir gesagt«, keuchte Samantha. »Manuel, heute Morgen ist wieder eine Hütte angezündet worden. Ich habe sie selbst noch glimmen sehen.«
»Dios! «
»Mach dir nicht die Mühe, dich an Gott zu wenden. Er ist zu beschäftigt, um sich mit dem Unheil zu befassen, das uns zustößt.«
»Du hättest eher kommen sollen. Du könntest tot sein! « rief Manuel aus.
»Unsinn. Dieses Feuer ist vermutlich nur von einem einzelnen in Brand gesetzt worden.«
»Dutzende von anderen hätten bei ihm sein können.«
»Darauf hat nichts hingewiesen, Manuel. Spuren waren nicht zu erkennen.«
»Louis hat mir gesagt, dass nie Spuren zu finden sind«, sagte Manuel. »Trotzdem könnten andere Männer in der Nähe sein und zuschauen. Diese Männer scheinen immer zu wissen, wo unsere Männer gerade sind, und sie schlagen nur zu, wenn niemand in der Nähe ist. Aber du, niña , du reitest, wohin du willst. Du reitest nie denselben Weg.«
»Worauf willst du hinaus, Manuel?«
»Du könntest auf diese Männer stoßen.«
»Na und?«
»Na und? Das heißt, dass du nicht ausreiten solltest, auch nicht mit einer Eskorte. Du bist nirgends sicher. Ich werde mit el patron darüber reden.«
»Vorher wirst du mir alles erzählen, was Maria dir gestern nacht anvertraut hat, Manuel. Ich will selbst beurteilen können, ob ich hier sicher bin oder nicht.«
Er malte ihr in den lebhaftesten Einzelheiten alles aus. Es waren mehr als hundert Rinder und ein Dutzend Mustangs gestohlen worden. Ein großes »C« war eines Nachts mit Blut außen auf alle Türen geschmiert worden. War das EI Carniceros Art, über seine Taten zu triumphieren, oder versuchte jemand anders, die Schuld auf den Banditen zu schieben?
Aber selbst das war noch nicht alles. Zwei Nachrichten waren hinterlassen worden, eine auf dem Kadaver einer toten Kuh, die andere war mit einem rostigen Dolch an die Haustür geheftet worden.
»Kein Wunder, dass es heißt, der bandido habe meinem Vater den Krieg erklärt«, sagte Samantha atemlos, als Manuel ihr alles erzählt hatte. »Was stand in diesen Botschaften?«
»Das weiß nur el patr ó n, und er hat es niemandem erzählt.«
»Waren sie denn mit >EI Carnicero< unterschrieben?«
»Das weiß ich auch nicht«, erwiderte Manuel.
Samantha schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich finde es einfach unfassbar , dass all das in nur zwei Wochen passieren konnte.«
»So geht es mir auch, aber Maria sagt, dass täglich etwas Neues passiert. Und jetzt sagst du mir, dass heute wieder eine Hütte gebrannt hat.«
»Es klingt wirklich so, als würde hier Krieg geführt - ein einseitiger Krieg«, bemerkte Samantha. »Unternimmt mein Vater denn gar nichts dagegen?«
»Er hat sich noch nicht an den Staat gewandt, wenn es das ist, was du meinst. Noch nicht.«
»Findest du nicht, dass er das tun sollte?«
»Was kann der Staat tun, was wir
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