Ungestüm des Herzens
dass du mich aufgefordert hast, als deine Frau mit dir zu kommen. Du hättest mich wohl auch geschlagen?«
»Höchstwahrscheinlich«, erwiderte er kühl. »Deine Augen folgen jedem Mann.«
»Das ist nicht wahr!«
»Nein?« fragte er unschuldig. »Dann bist du Adrien wohl immer noch treu?«
»Du gemeiner Schuft!« zischte Samantha. »Das muss test du loswerden, was?«
Hank kicherte.
Samantha sprach nicht mehr mit ihm, sondern konzentrierte sich auf ihr Bad. Es war fast unmöglich, sich auf diesem knappen Raum das Haar zu waschen, doch schließlich gelang es ihr, sich mit den Händen Wasser über den Kopf laufen zu lassen. Wütend seifte sie sich die Haare ein.
Samantha hörte nicht, dass Hank hinter sie getreten war. Urplötzlich ergoß sich der ganze Eimer mit dem kalten Wasser über ihren Kopf, und sie schnaubte und spuckte, doch seine kalte Stimme hielt sie davon ab, den Mund aufzumachen.
»Raus jetzt, Sam«, befahl er ihr. »Du hast lange genug im Wasser gesessen. Es ist gleich Zeit zum Abendessen, und ich denke, dass du es zubereiten wirst.«
Als er aus dem Zimmer ging und die Tür offenstehen ließ, seufzte Samantha erleichtert auf. Sie hatte vorgehabt, in dem Zuber sitzen zu bleiben, bis sie ungestört war.
Augenblicklich stieg sie aus dem Wasser, und nachdem sie die derbe, tiefausgeschnittene, saubere Bluse und den dicken Baumwollrock angezogen hatte, die Sachen, die Hank ihr bereitgelegt hatte, schrubbte sie schnell ihre Unterwäsche und ihre Bluse. Dann reinigte sie mit dem Handtuch die Lederweste und den Lederrock. Mit den nassen Kleidungsstücken über dem Arm kam sie aus dem Zimmer.
»Kann ich die Sachen zum Trocknen auf die Veranda hängen, oder werden sie mir über Nacht gestohlen?«
Hank saß mit einem Glas in der Hand vor dem Kamin. »Du kannst sie auf der Veranda aufhängen, wenn du dich keinen Schritt weiter vom Haus entfernst.«
Die Haustür stand offen, und Samantha trat auf die schattige Veranda. Dort war nichts, nicht eine Pflanze, nicht ein Stuhl. Der Raum, aus dem sie gerade kam, war fast ebenso kahl, nur ein Tisch und vier Stühle, in einer Ecke ein Sattel und daneben ein zusammengerolltes Bettzeug. Neben dem Kamin waren eine lange Anrichte und darüber offene Regale. Dort standen ein Minimum an Geschirr und Lebensmitteln, aber es gab keinen Ofen.
Samantha hängte ihre Kleider über das Geländer. Die Sonne war hinter den hohen Felswänden hinter dem Haus verschwunden, aber es war noch hell draußen. Sie hätte gern gesehen, wie es am anderen Ende des Tales aussah, aber ein anderes Haus nahm ihr die Sicht.
Ein Mann ging am Haus vorbei, und Samantha floh vor seinem neugierigen Blick schnell wieder ins Hausinnere. Doch dort folgten ihr Hanks Augen, und sie fing an, in ihren lockeren, wehenden Kleidungsstücken Selbstbewusstsein zu entwickeln. Die weiße Bluse war viel zu tief ausgeschnitten, und der grüne Schal, den sie sich um die Taille gebunden hatte, diente nur dazu, ihren Busen zu betonen. Der Rock war zu kurz.
»Wenn du soweit bist, helfe ich dir jetzt, den Badezuber auszuleeren«, erbot sich Samantha.
»Das hat Zeit.«
»Was willst du zum Abendessen haben?«
»Es gibt Bohnen, die du aufwärmen kannst, und eins der fetten Hühner deines Vaters ist bratfertig. In ein paar Tagen bekommen wir neue Vorräte, aber im Moment sind die Lebensmittel etwas knapp.«
Samantha sagte nichts, weil es sinnlos war, sich mit ihm über den Diebstahl der Hühner zu streiten. Nach einer Weile stand Hank auf und leerte den Zuber aus. Samantha hatte alle Hände voll zu tun. Als sie das Essen auf den Tisch gestellt hatte, zauberte Hank eine Flasche Wein hervor und schenkte beiden ein Glas ein.
Als sie fast alles aufgegessen hatten, fragte Samantha: »Warum hat Lorenzo heute nicht nach mir gesehen?«
»Er ist fort.«
»Fort? Warum?«
»Deine Betroffenheit verrät dich«, sagte Hank trocken. »Soll er deine nächste Eroberung sein?«
»Ich bin nicht auf Eroberungen aus, aber wenn es so wäre, würde ich Lorenzo dir vorziehen. Wo ist er?«
»Er kommt zurück, aber ich glaube nicht, dass ich ihn zu dir lasse.«
»Du willst mich einsperren, und ich soll nur deine Gesellschaft genießen?«
»Meine Gesellschaft scheint dich jetzt schon zu langweilen«, schalt er sie. »Mir dagegen gefällt die Vorstellung, eine Frau im Haus zu haben, selbst wenn du es bist.«
»Komm nur nicht auf falsche Gedanken«, warnte Samantha ihn. »Es macht mir nichts aus, für dich zu kochen, aber zu mehr bin ich
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