Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
Anscheinend war
das Grund genug, obwohl verheiratete Frauen für gewöhnlich ihr Haar bedeckten.
Na wunderbar, das fing ja gut an. Andererseits war es für ihn offenbar völlig
in Ordnung, dass ihr Haar so kurz war. Wobei, dachte sie, kurz ist ein
relativer Begriff. Joans Haare waren noch viel kürzer.
Also ließ sie sie
einfach offen.
Auch Gideon war
inzwischen angezogen, reichte ihr den Arm und gemeinsam gingen sie die Treppe
hinab um in der Halle zu frühstücken. Kathryn fühlte sich zwar unwohl ohne ihre
gewohnte Kleidung, aber das war noch immer besser, als in Frauenkleidern
herumlaufen zu müssen. Dann kam sie sich nicht einfach komisch vor, sondern wie
verkleidet.
Unten angekommen wurden
sie von einem nervös auf und ablaufenden Christopher begrüßt. „Cat, wie geht’s
dir?“ Er errötete, als er Gideon bemerkte, der hinter ihr die Treppe herunter
kam. Kathryn nahm ihn kurz in den Arm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Es
ist alles gut. Wir… hmm… scheinen miteinander auszukommen.“ Diesmal war sie es,
die errötete. Gut miteinander auskommen! Er brauchte sie nur anzuschauen und
sie dachte wieder an letzte Nacht….
Das Frühstück verlief
fröhlich und ausgelassen. Michael und die Männer hatten, nachdem sie Kathryn
für gesund und munter befunden hatten, ausgelassen gescherzt und gefeiert.
Kathryn konnte nur
wenig essen, noch immer war sie nervös und gespannt. Doch niemand schien sich
an ihrem Aussehen zu stören. Nur hin und wieder fiel ein missbilligender Blick
auf sie, meist von den alten Frauen. Häufiger waren da erstaunte Blicke, ob sie
tatsächlich der Bursche wäre, der sie gestern noch gewesen war.
Aber da Gideon sie als
seine Gattin vorgestellt hatte, waren die Autoritäten klar und niemand wagte
es, sie offen zu kritisieren.
Ihre Gedanken
schweiften ab.
Auf Kilmuir war es Gang
und Gäbe, für den Alltag Hosen zu tragen, denn dort lebten fast nur Frauen und
die mussten nun mal auch die Männerarbeit tun. Aber Kilmuir war auch mehr als
abgelegen. Ein eigenes Reich voll Amazonen, sinnierte sie.
Und Kathryn nahm auch
den einen oder anderen wehmütigen und neidischen Blick wahr, denn die
Bewegungsfreiheit, die sie in den letzten Wochen gehabt hatte, sprach für sich.
Nachdem die
Bediensteten das Mahl abgeräumt hatten, lud er Kathryn, Michael und die Männer,
sowie einige seiner Getreuen in die Bibliothek ein. Hier verbrachten sie den
Vormittag damit, Harold zu analysieren.
Niemand glaubte daran,
dass er sich stillschweigend geschlagen geben würde. Also was würde er tun?
Michaels Späher berichtete, dass Harold nach wie vor auf Gilbrand war und die
Dienerschaft und die Pächter beutelte.
Gideon runzelte die
Stirn. „Wir werden ihm einen Boten schicken, um ihn über unsere Hochzeit und
die Entscheidung des Königs zu informieren. Dann sehen wir ja, ob er abrückt.“
Michael schaute ihn
zweifelnd an. „Glaubt ihr wirklich daran? Dann seid ihr ein Narr.“
Gideon fixierte ihn
kalt.
„Aber immerhin ein
Narr, der das Recht auf seiner Seite hat. So kann er nicht sagen, er hätte von
nichts gewusst. Das scheint ja eine seiner Stärken zu sein.“ Er fixierte
Kathryns Narbe und Michael folgte seinem Blick, dann nickte er zustimmend.
„Und wenn er dann nicht
geht, haben wir einen Grund, ihn zu vertreiben. Völlig legitim.“
Und so geschah es.
Gordon erklärte sich bereit, die Botschaft zu überbringen und ritt in der
Dämmerung davon.
Kathryn schaute ihm auf
den Zinnen stehend nach und runzelte die Stirn. Ein ungutes Gefühl breitete
sich in ihrer Magengrube aus, irgendetwas war faul, aber sie kam einfach nicht
drauf, was. Während sie fieberhaft überlegte, wo der Fehler steckte, war Gideon
hinter sie getreten. Sanft nahm er sie von hinten in die Arme und hauchte ihr
einen Kuss in den Nacken.
„Worüber zerbrichst du
dir den Kopf?“ Sie spürte seinen heißen Atem an ihrem Ohr.
„Ich weiß nicht… das
will mir nicht gefallen. Du kennst Harold nicht so wie ich.“
„Du machst dir Sorgen
um Gordon, nicht wahr?“ Der Versuch, sich seine Eifersucht zu verbergen,
misslang kläglich.
Kathryn lächelte
nachsichtig. „Ich bin mit diesen Männern aufgewachsen. Sie sind wie Brüder,
mehr nicht, aber auch nicht weniger.“
Er nickte und
widerholte in Gedanken: Brüder. Nichts weiter.
Sie erschauerte. „Er
ist ein heimtückischer und launischer Mensch. Ich bete, dass ich Gordon nicht
in den sicheren Tod geschickt habe.“
„Ich glaube nicht, dass
Harold
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