Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
der Belagerung unterstützen und würde Harold danach
mitnehmen. Man beschloss, sich nicht lange aufzuhalten und am nächsten Morgen
aufzubrechen.
Umso schneller konnte
ein jeder wieder in sein Leben zurückkehren.
Und insgeheim hoffte
Gideon, dass er dann endlich Zeit und Muße hatte, seine Frau dazu zu bringen,
ihn zu lieben.
Während Gideon mit Lord
Montague die Belagerung plante, starrte Kathryn fassungslos ihr Spiegelbild an.
Sah sie anders aus? Nein, nicht wirklich. Dann zog sie die nächsten Beinlinge
aus dem Schrank. Da war er wieder. Der Spalt in der Schnürung. Dabei hatte sie
doch gar nicht mehr gegessen als sonst. Genau genommen war ihr sogar in letzter
Zeit öfters übel gewesen.
Geschockt ließ sie sich
auf das Bett fallen. Wann hatte sie das letzte Mal ihre Regel gehabt? Himmel,
bei dem ganzen Trubel war ihr nicht mal aufgefallen, dass sie nicht geblutet
hatte. Seit... Oh verdammt. Das hieß sie wäre schon im dritten Monat, was
keinen Raum für Zweifel ließ. Bei dem Gedanken an ein Kind wurde ihr
schwindelig. Freude, Angst und Hoffnung durchrasten sie. Warum jetzt? Was, wenn
Gideon in den Kampf zöge und fiel? Verzweiflung spülte über sie hinweg,
plötzlich und unerwartet heftig.
Und sie hatte doch
keine Ahnung vom Kinderkriegen. Von der Geburtshilfe, ja, aber sie wusste
nicht, worauf sie achten sollte, welches Essen sie meiden sollte, wie sie die
Übelkeit bekämpfen sollte. Das war für sie fremdes Land und sie hatte Angst
davor. Sie konnte Arme einrenken, Beine richten, Platzwunden nähen. Salben
rühren und andere grobe Dinge. Sie war keine Mama. An wen sollte sie sich
wenden? Und wer war hier die Hebamme?
Sie überlegte
fieberhaft. Agnes hatte mehrere Kinder und mindestens ein Duzend Enkel. Für den
Anfang könnte sie ihr sicher weiterhelfen. Aber was, wenn Komplikationen
auftraten? Oder Gideon etwas passierte und sie das Kind alleine bekommen
müsste? Angst erfasste sie.
Ohnehin waren die
ersten Monate eine unsichere Zeit.
Doch dann fasste sie
sich. Sie musste jetzt stark sein. Vielleicht musste er gar nicht kämpfen und
Harold gab sich geschlagen. Natürlich wusste sie, wie töricht diese Hoffnung
war, aber sie klammerte sich daran. Gideon würde nicht sterben. Er durfte
einfach nicht. Aber sie würde ihm auch noch nichts sagen. Vielleicht irrte sie
sich. Und vielleicht wäre er abgelenkt, wenn er sich um sie sorgte. Denn dass
er sich um sie sorgte, war klar. Vielleicht würde er sie eines Tages lieben, so
wie sie ihn lieben gelernt hatte.
Nur - mit einem Schlitz
in der Hose konnte sie sich nicht vor den Männern sehen lassen.
Kurz entschlossen stand
sie auf – war da nicht ein leichter Schwindel? – und ging zu der Truhe am
Fußende des Bettes. Ganz unten war doch noch… Ah, da.
Gideon hatte gerade
seine Besprechung beendet, als es plötzlich ruhig wurde in der Halle.
Montague starrte
gebannt auf etwas hinter ihm. Beunruhigt drehte er sich zur Treppe um.
Hätte sie nicht gesagt,
dass sie sich umziehen wollte, er wäre nie darauf gekommen, dass sie so … nun
ja, so aussehen konnte. Wie gebannt starrte er sie an.
Ihr Haar, wie immer um
ihre Ohren gelockt, war sie ganz seine Frau. Da endete aber auch die
Ähnlichkeit. In der Burg trug sie normalerweise Hosen und eine knielange
Tunika. Und im Schlafzimmer trug sie meist einen Morgenmantel, eins seiner
Hemden oder einfach nichts. Er bevorzugte natürlich letzteres. Aber nichts von
alledem hatte ihn auf diesen Anblick vorbereiten können.
Sie hatte die übliche
Tunika gegen eine cremefarbene Bluse mit gerafftem Ärmelbund getauscht. Darüber
trug sie eine königsblaue Weste, die ihr bis zur Hüfte reichte und ihre Figur
umschmeichelte. Ihre Füße steckten in einfachen, geschnürten Schuhen. Doch das
wirklich ungewöhnliche war dazwischen: Kathryn trug einen fast bodenlangen,
dunkelblauen Rock. Elegant schwang er bei ihren Schritten hin und her und
Gideon spürte, wie sein Mund trocken wurde.
Montague räusperte
sich, als sie sie erreichte. „Lady Blackmore.“ Er verbeugte sich. Kathryn
knickste und lächelte ihn angespannt an. „Lord Montague.“
Gideon fiel auf, dass
sie ein wenig blass wirkte. Er stand auf und bot ihr seinen Platz an. „Setz
dich zu uns, Liebes.“ Sie setzte sich und Gideon zog sich einen weiteren Sessel
ans Feuer.
„Du kennst Gilbrand am
besten“, begann er. „Erzählst du uns davon?“
„Du meinst versteckte
Türen, geheime Tunnel und lose Steine?“, fragte sie schmunzelnd.
Er warf
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