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Ungezaehmte Begierde

Ungezaehmte Begierde

Titel: Ungezaehmte Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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Ich bin doch nie zurückgekommen. Ein frisch gezeichneter Krieger spürt einen Zug, ein Bedürfnis nach Strahlung, das ihn schließlich zum Haus führt, aber ich habe fast eineinhalb Jahre gebraucht, bis ich es im schottischen Hochland schließlich gefunden habe. Kurz nachdem ich angekommen bin, hat Lyon uns wegen all der Probleme mit den Magiern nach Irland umziehen lassen. Ich bin in mein neues Leben eingetaucht und habe die schmerzlichen Erinnerungen verdrängt. Wir haben ständig gegen die Magier gekämpft, und nach einer Weile sind wir nach Spanien umgezogen und schließlich über den Ozean hierher gekommen.
    Als der Umzug in die Neue Welt bevorstand, habe ich zum ersten Mal daran gedacht, doch ein weiteres Mal zurückzugehen. Ich musste Amalie wiedersehen. Nur noch einmal. Es hört sich vielleicht lächerlich an, aber in meiner Vorstellung war sie immer noch fünf Jahre alt. In meinem Kopf ist sie über all die Jahre hinweg immer so alt geblieben. Wenn man nicht älter wird und alle um einen herum ebenso wenig, so vergisst man leicht, dass andere altern; man verliert das Zeitgefühl. Schließlich habe ich innegehalten und nachgerechnet, und da ist mir klar geworden, dass beinahe hundertzwanzig Jahre vergangen waren. Meine kleine Amalie war also lange tot. Ich weiß nicht, ob sie noch ein Jahr oder hundert Jahre gelebt hat, nachdem ich sie verlassen habe. Als ich das Kind aus dem Feuer gerettet habe, musste ich nur daran denken, wie oft mich wohl meine eigene Tochter gebraucht hat und dass ich nicht da war, um sie zu beschützen.«
    »Es tut mir leid, Tighe.« Delaney hielt ihn fest und strich über seinen Rücken, bis er nicht mehr zitterte und sich die Erinnerungen aus seinem Herzen lösten.
    »Es ist lange her«, sagte er, als er schließlich das Gefühl hatte, wieder durchatmen zu können.
    Delaney richtete sich auf und sah ihm in die Augen. »Es tut mir leid für dich, aber auch für sie. Armes Gretchen. Sie hatte wahrscheinlich nie von Therianern gehört, ganz zu schweigen von Kriegern. Sie kannte nur Geschichten von Dämonen und Teufeln und bösen Zaubern. Als du dich so verwandelt hast, müssen sich alle zu Tode erschreckt haben.«
    Sanft strich sie durch seine Haare und umarmte ihn mit ihrem Blick. »Mach ihr keine Vorwürfe, Tighe. Sie trifft keine Schuld.« Sie beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf seinen Mundwinkel.
    »Aber dich auch nicht.«
    Er seufzte. »Ich habe versucht zu vergessen. Ich musste es vergessen. Aber es vergeht kein Tag, an dem mich meine verräterischen Augen nicht daran erinnern, was ich für ein Wesen bin.«
    Nun strich sie zärtlich über seine Wange. »Ich liebe dich so, wie du bist.«
    »Als ich wild geworden bin, habe ich deine Augen gesehen, Dee.«
    »Nun ja. Unter den gegebenen Umständen hatte ich auch Grund, Angst zu haben. Aber meine Güte, Tighe, es ist eure eigene Schuld, dass ihr den Menschen solchen Schrecken einjagt. Ihr Kerle verhaltet euch immer so verdammt geheim, dass niemand überhaupt von eurer Existenz weiß. Deshalb sind wir natürlich schockiert, wenn ihr plötzlich etwas tut, wozu kein Mensch in der Lage wäre. Aber jetzt, wo ich davon weiß, habe ich keine Angst mehr. Es sei denn, du wirst wieder wild. Dann ist alles möglich.«
    Er bewunderte ihren Mut. Selbst als er in der Finsternis verloren gewesen war, hatte sie ihn wieder herausgeholt. Sie hatte ihn in dem schlimmstmöglichen Zustand gesehen und war nicht weggelaufen.
    »Verwandele dich für mich in einen Tiger, Tighe.«
    Er starrte sie an. » Jetzt ?«
    » Sofort . Ich möchte genau sehen, wie es aussieht, wenn du dich verwandelst. Ich möchte dich berühren.« Auf einmal wirkte sie wachsam. »Bist du gefährlich, wenn du dich verwandelt hast? Als Tiger? Ich meine … für mich?«
    »Nein. Der Tiger, das bleibe doch ich, nur eben in anderer Gestalt. Wäre ich nicht durch diese … Sache mit meiner Seele beeinträchtigt, ich hätte dir selbst in meinem wilden Zustand nie wehgetan.«
    »Dann tu es, Tighe. Wandele die Gestalt für mich. Bitte.«
    »Delaney …« Er schüttelte den Kopf. »Das kannst du nicht wollen, wirklich nicht. Du hast ganz richtig gesagt, dass du nicht daran gewöhnt bist.«
    »Ach was. Ich habe gesagt, dass ich es nur beim ersten Mal nicht verstanden habe. Du hast verdammt gefährlich ausgesehen, und wie sich herausgestellt hat, warst du das ja auch. Das ist jetzt aber anders. Ich weiß, was du tust, und ich will sehen, wie es passiert. Ich habe noch nie einen Tiger

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