Ungezaehmte Begierde
Träume.
Wäre sie nicht so in Lauerstellung gewesen, es hätte ihr großen Spaß gemacht, ihn zu beobachten. Mit seinen langen Beinen, den schmalen Hüften und seinem muskulösen Oberkörper war er eine richtige Augenweide.
Er lief noch eine Weile auf und ab, bis die Anspannung langsam nachließ.
»Siehst du gern Football?«, fragte er schließlich.
Delaney blinzelte. »Nein.«
»Was ist deine Lieblingssendung?«
Sie runzelte ungläubig die Brauen. »Warum?«
Ein animalisches Knurren tönte aus seiner Kehle. »Deine Angst macht mich etwas nervös. Deshalb will ich sie lindern.«
Delaney blickte finster. »Ich habe keine Angst.« Man merkte es ihr doch nicht an. Sie hoffte inständig, dass man es ihr nicht ansah.
Wie eine Katze auf dem Sprung drehte er sich mit angespanntem Körper zu ihr um. »Lüg mich nicht an! Ich schmecke sie ja. Niemandem sonst würde das auffallen. Aber mir kannst du nichts vormachen.«
Er konnte ihre Angst unmöglich schmecken . Das war doch lächerlich. Aber dass sie Angst hatte, war nicht schwer zu erraten. Jede vernünftige Frau hätte unter diesen Umständen Angst gehabt.
Erneut lief er im Zimmer auf und ab. »Was also ist deine Lieblingssendung?«
Wollten sie dieses Spiel tatsächlich spielen? »Die Nachrichten.«
Er sah sie mit finsterer Miene an. »Wie langweilig!«
Seine Antwort kratzte aus unerfindlichen Gründen an ihrem Stolz. »Ich habe keine Zeit für schwachsinnige Sendungen.«
Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Dein Leben besteht nur aus Arbeit, darin ist überhaupt kein Platz für etwas anderes, stimmt’s? Du besitzt ja noch nicht einmal einen Lesesessel.«
»Entschuldigung«, schnaubte sie wütend. »Meine Arbeit ist wichtig. Ich leiste der Gesellschaft wertvolle Dienste, indem ich die Monster aus dem Verkehr ziehe.«
Der Mann schnaubte. »Die Monster fängst du sowieso nie. Du weißt ja nicht einmal, wie sie aussehen, Kleines.«
Delaney biss die Zähne zusammen und hielt den Mund, bevor sie mit etwas herausplatzte, dass sie lieber nicht hätte sagen sollen. Etwas, das ihn noch mehr aufbringen und die an sich schon schwierige Situation weiter verschlimmern würde.
Der Mann hörte auf, hin und her zu laufen und kam auf sie zu. »Du bist wirklich arm dran, weißt du das? Du hast dein Leben wieder, aber du weißt eigentlich überhaupt nicht, wie man richtig lebt, oder?« Sein spöttischer Unterton machte sie wütend. »Der Tod deiner Mutter hält dich so gefangen, dass du überhaupt nicht zum Leben kommst. Glaubst du, dass sie das gewollt hätte? Dass du dein ganzes Leben damit vergeudest, ihren Mörder zu suchen?«
Sie starrte ihn schockiert an. Das stimmte nicht. Das stimmte doch nicht. O Gott, natürlich stimmte es. »Woher …?«
»Das war nicht schwer. Ich habe gehört, wie du mit der Katze gesprochen hast. Dein Leben ist erbärmlich. Du besitzt noch nicht einmal ein Sofa oder ein Bild, und dann diese Tatort-Fotos! Dein Leben ist ein einziger Witz.«
Sie hatte das Gefühl, vollkommen in sich zusammenzusacken und gleichzeitig vor Wut zu explodieren. Sie verfluchte ihn. Verdammt!
Sie sprang auf und lief um ihn herum. »Du Mistkerl. Wie kannst du es wagen, so über mich zu urteilen. Was fällt dir ein?« Sie versetzte ihm einen Tritt gegen sein Knie, durch den selbst ein Mann von seiner Größe hätte zusammenklappen müssen.
Doch ehe sie sich versah, fand sie sich, flach auf dem Rücken liegend, auf dem Bett wieder. Schon wieder. Verdammt! Sie wehrte sich, kämpfte mit aller Kraft. Das war zu viel. Einfach zu viel.
Sie griff nach seiner Sonnenbrille, um ihm die Finger in die Augen zu stoßen, aber bevor sie zustechen konnte, wich er zurück. Er packte ihre Handgelenke und hielt sie über ihrem Kopf fest. Dann legte er sich neben sie auf das Bett, rollte sich auf die Seite und klemmte ihre Beine unter seinem kräftigen Oberschenkel fest.
»Lass mich los!«
»Damit du mir die Augen auskratzt? Wohl kaum.«
Mit der freien Hand umfasste er ihr Kinn und küsste sie.
Sie biss ihn. Der Geschmack von Blut brachte sie wieder zur Besinnung. Dumm, Delaney. Ein extrem dummes Verhalten, das ihn womöglich nur wieder in Wut versetzte.
Doch zu ihrem Erstaunen lachte er. Es klang voll und warm. Auf verstörende Weise sympathisch. Dann beugte er sich vor, hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe, hob den Kopf, um sie anzusehen, und leckte sich dabei das Blut von der Lippe.
Sie starrte ihn an. »Ich versteh dich nicht.«
Ein leichtes Lächeln umspielte
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