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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Inneren herrschte tiefste Finsternis. Virginia lauschte angestrengt. Sie wusste, dass es Owen ebenso tat. Kein Klirren oder Scharren mechanischer Klauen war zu hören.
    Owen schob die Tür weiter auf und betrat den Raum. Er hielt die Lampe höher.
    »Leer«, sagte er. »Keine Automaten. Aber jemand hat hier vor Kurzem aufgeräumt.«
    Virginia blickte an ihm vorüber. Das Bett stand noch immer in der Mitte des Raumes, doch es war frisch überzogen mit makellos gebügeltem Bettzeug und einer luxuriösen Steppdecke mit Rosenmuster. Die blutigen Laken waren verschwunden.
    »Ich kann mir denken, dass die Person, die den Toten wegschaffte, auch die blutigen Laken mitnahm«, sagte sie. »Der Mörder wollte keine Spuren des Verbrechens hinterlassen. Aber warum hat er sich die Zeit genommen, das Bett frisch zu beziehen?«
    »Vielleicht«, sagte Owen, »um die blutige Matratze zu verbergen.«
    Virginia studierte das Bett. »Nein, das glaube ich nicht. Dieses Bett wurde sehr sorgfältig und mit feinstem Bettzeug frisch überzogen. Die Steppdecke ist exquisit.«
    »Hollister war ein reicher Mann«, rief Owen ihr in Erinnerung. »Sicher ist alle Wäsche in diesem Haus kostbar.«
    »Nein«, widersprach sie. »Wer das Bett hier überzogen hat, hat die feinsten, sicher nur für die Dame und den Herrn des Hauses reservierten Laken benutzt. Und die Steppdecke wirkt sehr feminin. Sie muss Lady Hollister gehören.«
    »Eine interessante Beobachtung …« Owen schien gefesselt. »Das passt zu meiner Vermutung, dass Hollister von seiner Frau ermordet wurde.«
    »Sie ist verrückt«, sagte Virginia.
    »Ja. Nur eine Verrückte würde ihren monströsen Mann töten und dann sein Totenbett mit ihrer eigenen feinen Wäsche überziehen.«
    Virginia erschauderte. »Das stimmt.«
    Sie traten in die Mitte des Raumes. Virginias Talent war noch immer nicht aktiviert, zumindest nicht genug, um ihre intuitive Reaktion auf die schreckliche Energie im Raum zu unterdrücken. Sämtliche Sinne drängten sie zur Flucht. Sie wusste, dass Owen denselben unangenehmen Strömungen ausgesetzt war. Mit einem mulmigen Gefühl blickte sie sich um. Das grelle Lampenlicht wurde von den Spiegeln reflektiert und schuf kalte Flammen, die bis in eine unendliche Dunkelheit reichten.
    »Ich komme mir vor wie im Vorzimmer zur Hölle«, sagte sie.
    »Ja.« Owen riss seine Aufmerksamkeit von dem Bett los, um die Spiegelwände zu mustern. »Das wirft die auf der Hand liegende Frage auf: Warum schuf Hollister einen Raum wie diesen? Wenn er ein Spiegellicht-Talent war, hätte er die Wirkung der Reflektionen als desorientierend und störend empfunden.«
    Virginia begegnete seinem Blick in den Spiegeln. »Es tut mir leid, das sagen zu müssen, doch es gibt Spiegel-Talente, die diesen Raum als anregend für die Sinne empfinden würden. Ich vermute, dass Hollister dazugehörte.«
    Er zog die Brauen hoch. »Du meinst, die Spiegel können einen stimulierenden Effekt hervorrufen?«
    »Ja.« Virginia durchschritt langsam den Raum und sensibilisierte vorsichtig ihre Sinne. »Spiegel reflektieren Energie aus dem gesamten Spektrum. Wir Spiegellicht-Deuterinnen reagieren besonders empfindlich auf diese reflektierte Energie. Tatsächlich ist der Umgang mit den Reflektionen eine der Schwierigkeiten beim Deuten der Nachbilder in Spiegeln. Wenn Spiegel so wie hier in diesem Raum angebracht sind, um eine unendliche Reihe von Reflektionen zu schaffen, können die Wirkungen sehr … dramatisch sein.«
    »Wenn die Gesetze der Paraphysik ins Spiel kommen, ist Glas immer unberechenbar.«
    »Glaub mir, das weiß ich nur zu gut. Seit meinem vierzehnten Lebensjahr befasse ich mich mit Spiegellicht.«
    »Ja, natürlich. Entschuldige die Schulmeisterei. Was meintest du mit dramatischen Wirkungen?«
    Sie sah die sich endlos wiederholende Szene in den Spiegeln. »Manche Spiegellicht-Deuterinnen könnten feststellen, dass ihre Kräfte von der reflektierten Energie in diesem Raum gesteigert werden.«
    Die gefährliche Glut in Owens Augen brannte heißer. »Ständig gesteigert?«
    »Nein«, sagte sie. »Die Wirkung hält nur an, solange man sich in einem verspiegelten Raum befindet. Aber die Empfindung kann sehr anregend wirken. Zumindest für einige Talente, nehme ich an. Es ist wie die starke Wirkung einer Droge auf die Sinne. Und wenn jemand zu dunklen Obsessionen neigt wie offensichtlich Hollister …«
    Owen mache ein nachdenkliches Gesicht. »Mit anderen Worten, dieser Raum wirkte wie ein berauschendes

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