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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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im Jahr zuvor so sehr zu schaffen gemacht hatte. Das obsessive Verlangen zu jagen war auf einen normalen Level zurückgegangen, oder zumindest auf einen, der einem Sweetwater normal erschien. Die Männer seiner Blutlinie würden nie ganz zivilisiert sein. Aber es tat gut, wieder ein Gefühl für Gleichgewicht und Perspektive zu haben, und es tat auch gut, der schrecklichen Verlockung der Nacht zu widerstehen, deren Ruf er seit Monaten vernahm.
    Und, ja, es war gut, dieses angenehm euphorische, wenn auch bislang unbekannte Gefühl des Wohlbehagens zu verspüren. Virginia hatte ihm seine Zukunft wiedergegeben, wenngleich sie es nicht wusste.
    Virginia. Sie war sein Talisman. Die Bindung zwischen ihnen gab ihm die Kraft, nicht nur den dunklen Mächten zu widerstehen, die ihn an den Rand des Abgrunds gezogen hatten, sondern diese wieder zu beherrschen. Er musste zugeben, dass Matt in einem recht hatte. Er hatte Virginia die Sweetwater-Bindung nicht erklären können. Er würde sich etwas anderes ausdenken müssen, um sicherzugehen, dass sie das Wesen der Bindung zwischen ihnen erfasste. Wenn er aber die Situation eingehender bedachte, war ihm selbst die genaue Natur des Problems nicht klar. Virginia fühlte sich offenbar zu ihm hingezogen. An der Tiefe ihrer beider Leidenschaft konnte kein Zweifel bestehen. In seinen Armen war sie so warm und süß wie schmelzender Honig. Frauen waren starken Emotionen angeblich besonders unterworfen.
    Was zum Teufel lief da falsch?
    Plötzlich spürte er die leichte Veränderung der Atmosphäre zwischen einem Schritt und dem nächsten, ein leises Wispern gesteigerter Energie. Er schärfte die Sinne. In dieser Nacht war ein zweites starkes Talent unterwegs, und es war ganz nahe.
    Owens Schritt blieb unverändert. Er war zu erfahren, um sich anmerken zu lassen, dass er die verräterischen Signale der Gegenwart des anderen erspürt hatte. Dennoch flammten seine Sinne in voller Stärke auf. Er wusste, dass er eine Menge heißer Energie abstrahlte. War der andere Sensitive auf der Hut, würde er oder sie sicher spüren, dass ein Talent in der Nähe war.
    Es war nicht ungewöhnlich, einem Unbekannten auf der Straße zu begegnen, der über einen messbaren Grad an Talent verfügte. Doch jemanden zu passieren, der stark begabt war, geschah relativ selten. Es existierten nicht sehr viele hochgradige Talente. Owen konnte sich die Vermutung nicht leisten, dass diese Begegnung zufällig war, nicht wenn sie in der Nähe von Virginias Haus stattfand.
    Er studierte unauffällig die Gasse. Niemand war zu sehen. Das bedeutete, dass das andere Talent sich hinter einem der alten Steinmonumente in der Krypta weiter vorn verbarg.
    Die Krypta ist der Ort, den ich als Hinterhalt wählen würde.
    Er ging weiter in der Erwartung, dass seine Beute jeden Augenblick aus der Dunkelheit hervorschnellte. Ein paar Herzschläge, ehe die Gestalt auf ihn zustürzte, hörte er ein leises Rascheln aus der gähnenden Finsternis der Krypta. Die übernatürliche Schnelligkeit und Zielsicherheit, mit der der Angreifer sich in der Dunkelheit bewegte, verrieten ihm alles, was er wissen musste. Er hatte es mit einem starken Jägertalent zu tun.
    Wenngleich er selbst kein typischer Jäger war, was seine körperlichen Fähigkeiten betraf, verstand er die Natur und das Talent eines Jägers, da er in einer Familie aufgewachsen war, in der es unzählige von ihnen gab. Wenn ihre Sinne geschärft waren, war ihre Nachtsicht ausgezeichnet, und sie bewegten sich mit der Geschwindigkeit und Behändigkeit von Wölfen. Er durfte nicht hoffen, sich diesbezüglich mit seinem Angreifer messen zu können, doch er war nicht hilflos. Es kam darauf an, darauf zu achten, dass der andere nicht nahe genug herankam, um gegen ihn seine größere Geschwindigkeit oder Stärke einzusetzen.
    Owen war auf die raschen Bewegungen des anderen gefasst. Es war wie eine Konfrontation mit einem angreifenden Wolf. Was er nicht erwartete, war das Aufblitzen paranormalen Feuers. Es war, als träfe eine unnatürliche Sonne auf einen Spiegel. Um ihn herum brannte die Nacht und versengte seine Sinne. Owen war von blendendem Strahlen umgeben.
    Sein Herz schlug heftig. Schaurige Kälte floss durch seine Adern und ließ sein Blut gefrieren. Er fiel und landete hart auf Händen und Knien.
    Da wusste er, dass er sterben würde.
    »Virginia«, flüsterte er.
    Der Gedanke, sie nie wiederzusehen, erschien ihm unerträglich, schlimmer noch aber war das Wissen, dass er sie in

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